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Autor Thema: Schule für Kranke  (Gelesen 1484 mal)

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hardworking fool

  • Gast
Schule für Kranke
« am: 25 August 2020, 13:51:26 »

Da sich momentan immer mehr junge Mitglieder hier im Forum tummeln, wollte ich mal ein paar allgemeine Informationen zur Schule für Kranke zusammenstellen.

Grundsätzlich ist es so, dass eine Erkrankung die Schulpflicht nicht aufhebt. Wer also längerfristig oder absehbar immer wieder im Laufe eines Schuljahres erkrankt, soll Unterricht erhalten. Dies kann entweder individuell oder in speziellen Gruppen der Schule für Kranke im Krankenhaus, oder als Hausunterricht geschehen.

Zu berücksichtigen ist dabei natürlich die Beeinträchtigung des Schülers / der Schülerin durch die Krankheit, die individuelle Belastbarkeit usw. Wichtig ist auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den sonderpädagogischen Lehrkräften, der Schule und der Ärzte.

Wenn das alles klappt, ist das eine gute Sache. Gerade bettlägerige junge Patienten sind oft sehr froh darüber, wenn sie sich mal mit etwas anderem beschäftigen könne als mit ihrer Krankheit und natürlich lassen sich so schulische Versäumnisse minimieren.

Es gibt aber ein paar Probleme. Zunächst einmal die personelle Ausstattung. Viele Bundesländer suchen händeringend Personal um wenigstens den Regelschulbetrieb aufrecht erhalten zu können - da stehen kranke Schüler nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste. Um das mal ganz realistisch zu sehen, um in den "Genuss" der Schule für Kranke zu kommen, muss man schon eine wirklich sehr schwere Erkrankung vorweisen können.

Psychisch kranke SchülerInnen haben zwar zumindest theoretisch sicherlich den gleichen Förderbedarf wie ihre physisch kranken Mitschüler, allerdings steht da die psychische Erholung im Vordergrund. Wer es morgens kaum schafft, das Bett zu verlassen, der wird sicherlich nicht in der Lage sein, für die Schule zu lernen. Wenn ich mir z.B. ansehe wie anstrengend z.B. die Therapien in der Tagesklinik waren, dann kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand da noch nebenbei büffeln soll. Ganz abgesehen davon, dass Probleme in der Schule ja unter Umständen die Auslöser für psychische Probleme sein können. Beispiel Mobbing.

Die Hoffnung, ein paar Wochen oder Monate versäumten Unterricht mittels der Schule für Kranke kompensieren zu können, erscheint mir dementsprechend mehr oder weniger utopisch, vor allem im Fall psychischer Erkrankungen .

Allerdings bin ich der Meinung, dass sich niemand mit Blick auf die Schule einem notwendigen Klinikaufenthalt verweigern sollte. Die eigene Gesundheit geht auf alle Fälle vor. Und ob ich jetzt ein Schuljahr in den Sand setze weil ich psychisch einfach am Ende bin, oder weil ich mir eine notwendige "Auszeit" nehme, das ist im Endeffekt egal. Im letzteren Fall habe ich allerdings die Chance, dass es mir nach einem Krankenhausaufenthalt wieder so gut geht, dass ich die versäumte Zeit wieder aufholen kann. Eine wiederholtes Schuljahr ist sowieso nicht das Ende der Welt - auch wenn manche Eltern es so darstellen. 

Im Grunde gilt das Geschriebene analog für Erwachsene. Die Frage, was passiert mit meinem Arbeitsplatz, wenn ich mich in eine Klinik begebe, sollte nicht das entscheidende Kriterium sein, sondern die Frage, wie dringlich ein Krankenhausaufenthalt ist.
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hardworking fool

  • Gast
Re: Schule für Kranke
« Antwort #1 am: 25 August 2020, 18:09:20 »

Grundsätzlich ist es so, dass eine Erkrankung die Schulpflicht nicht aufhebt.

Uuups. Ich glaube, das habe ich etwas unglücklich formuliert. Damit da keine Missverständnisse aufkommen, wer kurzzeitig krank ist muss natürlich nicht in die Schule gehen. Die Schule für Kranke ist ein Angebot das sich an Kinder und Jugendliche richtet, die grundsätzlich der Schulpflicht unterliegen, aber durch eine langfristige Erkrankung daran gehindert sind, in die Schule zu gehen.

Bedauerlicherweise hängt die Möglichkeit der Umsetzung sehr davon ab, wo sich der erkrankte Schüler aufhält. Damit meine ich nicht so sehr das Bundesland, vergleichbare Angebote gibt es deutschlandweit, sondern eher regionale und praktische Unterschiede. Wer in einer Kinderkrebsstation in einem Großstadtklinikum liegt, wird sicherlich bessere Chancen auf Unterricht haben als jemand der wegen Nierenversagen in einem kleinen Kreiskrankenhaus ist.

Unter Umständen hängt es auch von der jeweiligen Schule ab. Ist diese personell gut ausgestattet, können Lehrkräfte, mit ihrer Einwilligung, auch vorübergehend an ein Krankenhaus abgeordnet werden.

Essentiell ist allerdings die Zustimmung der Ärzte. Die Gesundheit hat (nicht nur) in solchen Fällen oberste Priorität.

***
Kurze Anmerkung: Ich könnte mir vorstellen, dass sich durch Covid-19 die schulischen Möglichkeiten für Kranke entschieden verbessert haben (Homeschooling) trotzdem wünsche ich keinem, dass er jemals in die Lage versetzt wird, diese These überprüfen zu können.

Ach, und ehe ich es vergesse. Theoretisch ist es sogar möglich an der Schule für Kranke einen Schulabschluss zu erwerben, aber...
Siehe oben. 
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Seni

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Re: Schule für Kranke
« Antwort #2 am: 19 Januar 2021, 20:54:57 »

Hallo hardworking fool,

das hört sich theoretisch alles toll an, mit der Schule für Kranke. In der Praxis ist das aber schon schwieriger. Meine Tochter hat seit der fünften Klasse Probleme, die Schule zu besuchen. Und in der Zeit in den Kliniken (2017-2018), war da eine minimale schulische Betreuung vorhanden. Aber nur sehr rudimentär.

Danach ist da aber kaum etwas. Da alternativlos war sie immer wieder dazu motiviert worden, mittels Hamburger Modell in eine Regelschule zu gehen. Das ging jedes Mal schief. Das zog sie nur noch mehr runter. Regelschule geht bei ihr eben nicht. Da sie aber auch nicht mehr Grundschulalter hat, gibt es hier in Brandenburg nichts richtiges. Ihr Psychiater schreibt ihr immer wieder ein Attest, das sie nicht in die Regelschule kann. Und vom Schulamt hat sie den Status chronisch krank. Wir sind jetzt am überlegen, ob wir sie an der Volkshochschule den Abschluß machen lassen. Da sind nur ganz kleine Gruppen.

Es ist so traurig, da sie sehr intelligent ist (fast hochbegabt). Sie möchte so gern studieren und wir scheitern schon am MSA.
Aber wir sagen ihr immer, man kann in Deutschland jeden Abschluß nachholen. Sonst macht sie sich nur zusätzlich Druck.
Alle sind total hilfsbereit, der Psychiater, das Jugendamt, das Schulamt - aber wo es nichts gibt, kann man auch nichts zaubern.

LG Seni
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claudi

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  • Ich falle nur um dann wieder aufzustehen!!!
Re: Schule für Kranke
« Antwort #3 am: 19 Januar 2021, 21:23:42 »

Liebe seni

Die Userin ist nicht mehr im forum
Das erkennst du daran das der Name schwarz ist und drunter Gast steht

Also nicht wundern wenn du da keine Antwort bekommst

LG claudi
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Ich kämpfe-bis zum Schluss!!
Step by step!!
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