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Autor Thema: Medikamente, Ja oder Nein  (Gelesen 3072 mal)

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Ina

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Re: Medikamente, Ja oder Nein
« Antwort #15 am: 05 Dezember 2020, 10:44:44 »

 
@ Freiflug: Darf ich fragen, welches Antidepressivum das war, das schon nach einer einzigen Tablette so krasse Auswirkungen auf Dich hatte?
 
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Freiflug

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Re: Medikamente, Ja oder Nein
« Antwort #16 am: 05 Dezember 2020, 14:02:23 »

Citalopram 1A sind 20 mg pro Tablette, nicht 10 mg, wie ich geschrieben habe.
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Ina

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Re: Medikamente, Ja oder Nein
« Antwort #17 am: 05 Dezember 2020, 15:57:57 »

 
Danke für Deine Antwort!

Da sieht man wirklich mal, wie unterschiedlich Menschen auf Psychopharmaka reagieren. Citalopram war das erste Antidepressivum, das mir verschrieben wurde. Ich habe es über viele Wochen genommen und nach und nach auf 40 mg oder 60 mg gesteigert (40 mg ist eigentlich die Höchstdosis, aber wenn ich mich richtig erinnere, sollte ich es trotzdem noch 20 mg höher dosieren). Anfangs hatte ich ein paar Nebenwirkungen wie z.B. Schwindel und leichte (!) Halluzinationen. Die sind aber nach ein paar Tagen verschwunden. Eine antidepressive oder angstlösende Wirkung (Depressionen und Angststörungen sind die Anwendungsgebiete) hatte es bei mir allerdings nicht. Abgesehen von den anfänglichen Nebenwirkungen habe ich einfach gar nichts davon gemerkt.
 
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Frieden

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Re: Medikamente, Ja oder Nein
« Antwort #18 am: 25 Dezember 2020, 11:15:49 »

Hallo liebes Forum.

Ich bin neu hier und gleich auf dieses Thema „Medikamente ja oder nein“ gestoßen.

Das Thema finde ich sehr spannend. Vor etwa 20 Jahren habe ich mir diese Frage auch gestellt, mir ging es extrem schlecht, ich hab mich jeden Tag zur Arbeit geschleppt obwohl ich kaum geschlafen hatte, war sehr angespannt und lag jedes Wochenende völlig antriebslos im Bett. Ich wußte, so geht es nicht weiter. Aber was tun?

Schon während des Studiums hatte ich meine erste depressive Phase, nach einer Trennung, mit der ich nicht fertig wurde, habe ich schließlich überhaupt nicht mehr schlafen können, ich war völlig am Durchdrehen. In meiner Panik habe ich dann - ohne Suizidgedanken - ganz viele unterschiedliche Tabletten geschluckt, einfach mit dem Ziel, endlich in den ersehnten Schlaf zu fallen. Danach bin ich noch raus aus der  Wohnung und ziellos durch die Stadt gegangen. Was dann geschah, wurde mir nur hinterher erzählt, ich muß wohl zusammengebrochen sein und kam ins Krankenhaus, wo ich 3 Tage im Koma gelegen haben soll. Danach wurde ich in die Psychiatrie verfrachtet. Ich hatte eine Freiwilligkeitserklärung unterschrieben, sonst wäre ich auf einer geschlossenen Station gelandet.  Es war ganz fürchterlich dort. Alles so, wie man sich Psychiatroe vorstellt, es gab damals keine Stationen je nach Erkrankung, alles war gemischt. Akute Psychotiker haben mich fürchterlich erschreckt, ich hatte das ja noch nie zuvor erlebt. Zum Glück konnte ich einen Arzt überzeugen, mir tagsüber  Ausgang zu bewilligen, um weiter in der Unibibliothek an meiner Diplomarbeit zu arbeiten. Nach ein paar Tagen bin ich abends nicht mehr zurück in die Klinik gegangen, sondern hab mir ein paar Sachen eingepackt und bin mit dem Zug nach Amsterdam gefahren. Dank der Coffee Shops dort fand ich meine passende Medizin: Cannabis. Es hat mir wirklich sehr geholfen, mich wieder zurück ins Leben gebracht. Ich brauchte nicht viel davon, meistens nur einmal in der Woche etwas, aber regelmäßig über Jahre. Die Depression war kein Thema mehr.

Die Situation, die ich zu Beginn beschrieb, war dann einer langen Mobbingphase im Job geschuldet, die mich wieder zurück in die Depression geführt hat. Cannabis war kein Thema mehr, im Staatsdienst hatte ich zu große Sorge, deswegen noch mehr Probleme zu bekommen. Ich begann dann damit, mich zu einemdamals noch relativ neuen Antidepressivum, was in den USA unter dem Namen Prozac große Verbreitung fand.

Kurzum: ich begann damit, das Mittel, in Deutschland hieß es Fluctin, einzunehmen. Ich bekam Bauchschmerzen und Übelkeit, das ging über mehrere Wochen so, doch dann merkte ich allmählich, wie mein Antrieb wieder zunahm. Es hat tatsächlich geholfen, aus der inneren Blockade herauszukommen, ohne daß ich das Gefühl hatte, berauscht oder eine andere Person zu sein. Es war schlicht und einfach ein Lösungsmittel für meine inneren Blockaden.

Das ist wie gesagt ca. 20 Jahre her und ich nehme das AD noch heute in der gleichen Dosis wie zu Beginn. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür es hat mein Leben wieder lebenswert gemacht. Natürlich weiß ich, daß es bei anderen Menschen anders wirken kann, jeder ist einzigartig. Aber ich bin auch seit 20 Jahren in einer Selbsthilfegruppe und erlebe dort immer wieder, daß es auch Anderen hilft.

In letzter Zeit denke ich allerdings darüber nach, es nochmal mit medizinischem Cannabis zu versuchen, wegzukommen von der Chemie und zurück zur Natur zu gehen. Damals hatte ich ja gute Erfahrungen gemacht damit. Leider weigert sich mein Psychiater, mich dabei zu unterstützen, ich habe auch bislang noch keine Erkenntnisse gewonnen, wer es überhaupt verschreibt bei Depression. Immerhin hab ich von einer Anfrage der Fraktion der Partei Die Grünen/Bündnis 90 im deutschen Bundestag gehört zum Thema, demnach soll laut Auskunft der Bundesregierung medizinisches Cannabis durchaus auch bei der Diagnose Depression verschrieben worden sein.

Oh je, jetzt hab ich soviel geschrieben zu mir, ich hoffe es ist nicht allzu sehr offtopic.

Liebe Grüße

Frieden
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