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[Ina]

 
G.  † 18.10.2021

Leben und Tod – beides ist so unvorhersehbar...
Wer weiß schon, was das Leben bringt, was es noch für uns bereithält, wie es sich entwickelt und wandelt?
Wer weiß schon, wie schnell und plötzlich uns der Tod ereilt?

So hat natürlich auch niemand damit gerechnet, dass Du ausgerechnet jetzt einen Schlaganfall haben würdest. Und schon gar nicht damit, dass Du ihn nicht überleben würdest.

Und wer hätte gedacht, dass ich einmal hier sitzen und Deinen ganzen Papierkram sortieren würde, weil Du es nicht mehr kannst, weil Du nicht mehr da bist – und weil Deine Frau es alleine nicht schafft und Unterstützung braucht? Sie ist fertig mit den Nerven und tut mir so leid... Ich habe ihr meine Hilfe angeboten und sie nimmt sie an – darüber bin ich froh. Wenn ich zumindest ein bisschen was tun kann, ihr etwas abnehmen kann... Dann mache ich das gern, auch wenn es für mich selbst ebenfalls nicht leicht ist. Denn wenn ich von „meinem Vermieter“ spreche, klingt das eigentlich viel zu distanziert. Unser Verhältnis war gut und freundschaftlich und wir haben hier über zehn Jahre lang unter einem Dach gewohnt. Früher war ich regelmäßig bei Dir, später wurde es seltener, weil Du nicht mehr so konntest, wie Du wolltest und Dich insgesamt (nicht speziell vor mir) ein wenig zurückgezogen hast. Ich glaube, zuletzt saß ich an Deinem Geburtstag bei Dir im Wohnzimmer und habe Dir gut eine Stunde lang einfach zugehört – und Du hast Dich gefreut, dass ich da war, weil Dich sonst niemand besucht hat.

Einfach „weg“, so plötzlich... Jetzt bin ich hier ganz alleine im Haus. Nur nebenan im Anbau wohnen Nachbarn, aber mit denen habe ich nichts zu tun.

Ich hoffe, Du bist jetzt „frei“ – so, wie Du es Dir wohl auch gewünscht hast.
 

[Ina]

 
In Deinem Wohnzimmer hängen noch die Schmetterlinge, die ich Dir vor ein paar Jahren zum Geburtstag geschenkt habe...
Du mochtest es gerne bunt und farbenfroh und liebtest die Natur.
Ich habe Origami-Schmetterlinge in vielen verschiedenen Farben gefaltet und an Fäden aufgehängt. Auf die Schmetterlingsflügel habe ich gute Wünsche für Dich geschrieben.
Jetzt hängen sie da und der Anblick macht mich traurig... :(
 

[Ina]

 
Nächste Woche Mittwoch findet die Beisetzung statt – auf demselben Friedhof, auf dem wir vor ein paar Jahren zusammen standen und Deine Mutter verabschiedet haben.
Ich habe Angst vor diesem Tag. Ich war schon so traurig, als Deine Mutter ging – und jetzt folgst Du ihr wenige Jahre später...
Irgendwie ist die ganze „Geschichte“, also der Verlauf der Geschehnisse unglaublich bedrückend. :(

Es dürfen nur 15 Leute zur Bestattung kommen. Da wird mindestens eine Person sehr, sehr traurig sein, denn sie wird wohl nicht dabei sein können. :-/
 

[Ina]

 
Wenn Du wüsstest oder sehen könntest, was ich mit Deinem Garten mache, dass ich mich nun (im Rahmen meiner Möglichkeiten) darum kümmere und er nach wenigen Tagen schon so viel ordentlicher und ansehnlicher ist... Ich bin mir sicher, Du würdest Dich freuen. Auch darüber, was ich noch vorhabe.

Du warst genervt davon, dass aus dem Garten im Laufe der Zeit so eine „Baustelle“ geworden ist, konntest Dich aber nicht mehr darum kümmern. Ich übernehme das jetzt für Dich.

Und ich denke jedes Mal an Dich, wenn ich mich dort aufhalte. Früher saßen wir manchmal zusammen auf der Terrasse und haben Kaffee getrunken und Kuchen gegessen.
 

[Ina]

 
Es wäre Dir sicher eine Freude, den Garten zu betrachten – so, wie er nun aussieht. Du mochtest es ja gerne bunt und fröhlich; deshalb habe ich dementsprechend viele, viele bunte Blumen in die Beete gepflanzt. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich dort nun schon gearbeitet habe – und fast jedes Mal muss ich mindestens einmal kurz an Dich denken. Vorne auf dem Rasen habe ich zwei große Bögen um die Büsche gezogen, in die ich immer abwechselnd blaue und orangefarbene Blumen gepflanzt habe. J. sagte heute, es würde sehr einladend aussehen. :) Und Deine Frau meinte letztes Wochenende, dass sie ebenfalls glaubt, dass es Dir sehr gefallen würde. :)
 

[Ina]

 
Heute ist schon Dein erster Todestag.
Die Stille hier im Haus ist manchmal immer noch ein bisschen „unheimlich“...

M. und ich waren vor genau vier Wochen an Deinem Grab. Es ist immer noch ein seltsames Gefühl, dass Du nicht mehr da bist.

Ich zünde gleich eine Kerze für Dich an.
 

[Ina]

 
Es war gut, Dich zu kennen. Manchmal erinnern mich ganz alltägliche Dinge an Dich, Deine Worte oder Deine Einstellung zu verschiedenen Themen.
Ich habe durchaus etwas von Dir gelernt. Selbst wenn es vielleicht Kleinigkeiten waren, so bin ich doch dankbar dafür.