Hallo Bärbel,
es gab Momente, da habe ich bereut und bedauert damals gegangen zu sein, aber immer wenn dies aufkam oder aufkommt, dann ist da auch dieses Gefühl von "er wollte es so".
Ich habe ihm damals gegeben, was ich als junger Mensch geben konnte, und ich glaube das weiß er auch.
Ich hätte ihm gerne mehr geholfen, und ich glaube auch das weiß er.
Vielleicht habe ich ihm sogar so geholfen wie er es sich von mir erhofft hat.
Einfach für ihn da zu sein, mit ihm zu reden, ihm zuzuhören, tun was ich kann, .... und im "richtigen" Moment auch mal ein paar Minuten nicht da zu sein.
Vielleicht wäre es sogar egoistisch gewesen ihn mit allen Mitteln davon abzuhalten.
Wenn er für sich eine reale Chance gesehen hätte wieder klar zu kommen, dann hätte er sich und mir das sicher nicht angetan.
Wirklich abhalten hätte ich ihn eh nicht können. Höchsten noch ein paar Stunden verzögern.
Irgendwie glaube und fühle ich, dass es sein sollte wie es gelaufen ist.
Wirkliche Vorwürfe mache ich mir nicht, zumindest keine die in mir Verzeiflung hervorrufen würden.
Ich habe ihm geholfen so gut ich konnte, aber ich habe ihn auch gehen lassen.
So sehr ich an ihm hänge, so sehr hat mich auch sein Leiden berührt und getroffen.
Und ich hätte dieses Leiden auch nicht verlängern wollen.
Es war keine reine Kurzschlußhandlung von ihm, und deswegen sehe ich auch mehr sowas wie seinen letzten Wunsch und Willen in dieser Situation gehen zu wollen.
Vielleicht hat ihm damals ein wenig deiner Kraft gefehlt, die du für dich seit deinem Unfall aufbringen musstest und musst.
Es war mein schlimmster Tag.
Weil ich einen Menschen verloren habe, der eine Lücke hinterlassen hat, die kein anderer Mensch schließen konnte oder kann.
Weil die Situation ihn vom Strick zu nehmen Bilder hinterlassen hat, die ich keinem Menschen zumuten möchte.
Aber ich habe sehr schöne Erinnerungen an ihn und mit ihm, und im Grunde meiner Gefühle habe ich ihn gehen lassen.
Wenn das sicher mein schlimmster Tag im Leben war, so denke ich doch, dass dieser Tag nicht Grund oder Ursache für meine eigenen Probleme mit und in diesem Leben ist. Denn irgendwie habe ich ja damals schon seine Entscheidung respektiert und auch Verständnis dafür.
Es war ihm sicher klar und bewußt, dass sein Handeln bei mir (und anderen) tiefe Trauer und Verlust hervorruft.
Gerade deshalb glaube ich, dass sein Schmerz und Leiden derart groß war, dass ihn auch das nicht mehr zurückhalten konnte.
Wenn ich mir vorstelle, er würde aktuell mitbekommen, wie ich an meinem Leben derzeit zugrunde gehe, dann wäre es für ihn sicher eine riesen Qual nichts dagegen tun zu können.
So gesehen wünsche ich für ihn, dass es dieses Leben nach dem Tod, wo man mitbekommt wie es den Zurückgelassenen geht, wirklich nicht gibt.
So nun noch zu dir !
Ich habe mich angemeldet !
Werde wohl noch etwas auf dieser Welt wandern, und noch manches von dir lesen !
Jetzt müssen schon ein paar gerettete Tage dabei rausspringen. :-)
Schlaf gut