Hallo ihr beiden,
mein Tief ist nicht temporär. Langsam wurde es über die letzten 1,5 Jahre immer schlimmer, bis es jetzt eben ganz schlimm ist.
In den 1,5 Jahren lagen Lebenslaufmäßig: ein Umzug, Trennung von meiner Freundin, 3 Semester Uni. An den Ergebnissen der 3 Semester sieht man eigentlich sehr schön, wie meine Leistungen kontinuierlich abnahmen. 1. der 3 Semester etwa 2/3 der Kurse bestanden, 2. nur noch etwa die Hälfte (in dem Semester fand auch die Trennung statt), 3. kaum noch etwas bestanden.
Die neue Wohnung ist sehr schön. Sie tut meiner Familie und mir gut. Probleme mit dem Wechsel habe ich kaum, außer dem Empfinden, dass diese Wohnung schon irgendwie zu gut ist für mich, dass ich sie nicht verdient habe. Für meine Familie gilt das aber nicht, sie haben diese Wohnung verdient, damit kann ich mich trösten.
Mit meiner Freundin ist es so gelaufen, dass wir erst sehr verliebt ineinander waren, mehr und mehr kam diese Liebe aber nur noch von meiner Seite, weshalb meine Freundin entschieden hat, dass eine Trennung das beste sei, weil eben die Liebe fehle. Dass ich mehr und mehr abgestumpft bin, kälter wurde nach außen, unaufmerksam dabei anderen zuzuhören, hat sicher auch seinen Teil dazu beigetragen. Die Trennung war schon ein Schockmoment für mich damals. Ich sehe darin aber keinen Auslöser für meine jetzige Lage eher andersherum, da es ja schon vorher anfing. Außerdem habe ich diese Geschichte auch ganz gut überstanden - denke ich. Ich ertappe mich jedenfalls nicht bei Jammereien wie: "Oh, Freundin, warum nur, warum hast du mich verlassen?" Ich kann mich damit abfinden, dass es so ist wie es ist, worin viel eher ein Problem für mich liegt. Vielleicht finde ich mich mit zu vielem ab.
Ob ich eine feste Persönlichkeit habe weiß ich nicht. Insgesamt habe ich schon oft z.B. meine Interessen gewechselt aber eben immer, weil etwas neues kam und nicht weil ich etwas altes nicht mehr wollte. Also sozusagen ein Wechsel im positiven Sinn.
Da ich nicht das erste mal so kaputt bin innendrin, habe ich mir halt einige Tricks angeeignet wie man damit umgehen kann. Jetzt helfen sie leider kaum noch.
Ich weiß zwar, was ich will, aber darin besteht ein Widerspruch. Einerseits will ich studieren, also genau das machen, was ich gerade tue. Andererseits will ich allem, was mit Uni zu tun hat, gerade so weit es geht entfliehen. Es ist so schrecklich viel Arbeit, von der ich kaum etwas schaffe. Und dass ich sie nicht schaffe führt zu Konsequenzen: teilweise nur Scham meinerseits, teilweise schlimmeres, wie Nicht-Bestehen eines Kurses. Momentan will ich wohl einfach nur raus hier: nur Ruhe! wie euer Forum auch heißt. Alles, was an Arbeit anfällt, macht mir Angst, Angst es nicht zu schaffen, Angst zu versagen, Angst dass jemand merkt, wie es mir geht.
Das betrifft natürlich nicht nur die Uni sondern Arbeit im Allgemeinen. Auch Hausarbeit und Hygiene, auch Hobbies, von denen ich eigentlich immer viele habe. Selbst Freunde belasten mich, weil man Beziehungen ja pflegen muss. Selbst das Schreiben hier im Forum, empfinde ich als Anstrengung, die ich jetzt aber leisten kann obwohl ich hundemüde bin, denn schlafen kann ich nicht aufgrund der vielen Gedanken. Also besser aufschreiben, Luft machen, auch so ein Trick, der kaum noch wirkt.
Über den Sinn des Lebens mag ich nicht diskutieren. Wenn ich sage, dass ich nicht wichtig bin, heißt das noch lange nicht, dass das Leben sinnlos wäre. Und auch wenn ich in einer Sinnkrise stecke und diesen Sinn momentan kaum noch sehen, geschweige denn fühlen kann, so weiß ich trotzdem ganz sicher: dass er da ist.
Zum Thema Krankheitseinsicht. Ich befinde mich gerade in einem Moment, wo diese groß ist. Ich schaffe es nicht mehr allein, dass muss ich daraus folgern, dass ich es schon so lange allein versuche und damit nur immer weiter abschlittere. Und jetzt ist gerade auch der Fluchtgedanke so stark: Ich halte es so wie es ist kaum noch aus. Ob es aber wirklich an einer Krankheit liegt, steht dennoch in den Sternen. Denn in den letzten beiden Tagen unternahm ich wieder einen Versuch in der Uni Fuß zu fassen und der Erfolg hielt sich im Grenzen, im Gegenteil es war ein Fiasko. Und dass man nach Enttäuschungen Verlierergedanken hat, ist relativ normal. Außerdem kann ich ja nicht zum Arzt gehen, nur um vor meiner Verantwortung zu flüchten. Andererseits ist es auch kein Zeichen von Verantwortungsgefühl, wenn man sich Arbeiten aufbürdet, die man nicht schaffen kann.
Dann ist da noch meine Familie, der es gerade so gut geht. Wie kann ich es mir da erlauben, mich nicht mehr gut zu fühlen? Ich kann doch einfach nicht unser Glück kaputt machen indem ich ihnen Sorgen um mich aufhalse und wenn ich ernsthaft krank sein sollte, wäre das keine kleine Sorge.
Bitte helft mir. Ich weiß einfach überhaupt nicht mehr weiter. Es muss doch eine Lösung geben.