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Autor Thema: Aus aktuellem Anlass  (Gelesen 5324 mal)

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Sintram

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Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #15 am: 23 Mai 2011, 16:31:57 »

Aber da der gute alte Bob inzwischen ja sogar den Pulitzerpreis verpasst bekommen hat und somit endgültig zu den kulturell Renommierten gehört, und Kultur vor Ort Raum haben darf...
will ich den Faden einfach mal ein wenig weiterspinnen.

Nehmen wir ruhig den im Artikel erwähnten Song „Neighborhood Bully“.
Einige Strophen lassen sich ziemlich unmissverständlich auf Israel und seinen Überlebenskampf beziehen, andere wiederum auf jede beliebige Minderheit oder verfolgte Andersdenkende generell, vor allem aber bleibt der Dichter selbst außen vor in der Rolle des Beobachters und ohne ausdrückliche Wertung des oder Solidarisierung mit dem  Besungenen.
Er stellt den (jüdischen) Buhmann in den Raum, den Sündenbock für alles- und das ist auch alles.

Würde man andersrum den auf der selben Platte (Infidels 1983) vorhandenen Song „Jokerman“ mit der gleichen Eindeutigkeit auf Israel und das Judentum beziehen - was um nichts weniger naheliegend ist, da zwischen den Zeilen biblische Gestalten wie Abraham oder König David rumgeistern-, hätte die Sache den gegenteiligen Beigeschmack und würde ein Schuh draus, denn bei aller Poesie ist der „Jokerman“ ein ziemlich gehässiges Spottlied mit bitterbösem Ausgang.

In einem Interview von 1997 (NYT) meinte er, Gott, an den er glaube, eher in alten Songs zu finden als in den heiligen Büchern, und wenn ihn wer danach fragt, legt er ihm dieselben ans Herz... hätte ihn zehn Jahre später wirklich wer gefragt danach, hätte er erfahrungsgemäß wieder irgendwas Anderes dazu gesagt.

Auf der bereits erwähnten Gospel CD 03 afroamerikanischer Interpreten steuert Dylan eine Jamsession Version des Songs „Gonna Change My Way Of Thinking“ von der christlich inspirierten LP „Slow Train“ von 1979 bei, allerdings mit vollständig anderem offensichtlich spontan niedergeschriebenem Text, in dem er im Duett mit Sängerin Mavis Staples herumblödelt –anders kann man es nicht nennen- dass er, das wolle er nur mal gesagt haben, so was hätte noch keiner je gehört, den Herrn auf weißem Pferd wiederkommen sieht um die Seinen einzusammeln, von denen sowieso keiner was kapiert hat und nachleben konnte, und von einem scharfen Schwert mitten entzwei gespalten und wieder zusammengesetzt werden wird oder schon worden ist- was auch immer.

Im Song „Ain´t Talkin´“ (Modern Times 06) beklagt er sich bitterlich bei seiner Mama, die ihm immer gesagt habe, dass Beten helfen würde, und er habe wirklich versucht seinen Nächsten zu lieben und niemanden umzubringen, aber besser geworden sei deswegen gar nichts.
Soweit ein paar der wenigen Zeilen mit religiösen Andeutungen aus ein paar tausend dreißigjährigen Schaffens seit 1981.

Im Jahre 2009 des Herrn schockierte(?) er mit „Christmas In The Heart“, einer buntgemischten Sammlung von Weihnachtsliedern, zusammen mit seiner Tourband mit hörbarem Vergnügen eingespielt, deren Erlös einer Obdachlosenorganisation zu Gute kommt- und genau so klingt sie auch, nach Heilsarmee und Leben auf der Straße, für jeden Weihnachtsmuffel eine willkommene Alternative, ebenso als Geschenk unter dem Christbaum gut untergebracht.

Und wer jetzt wirklich noch Lust hat auf die Gretchenfrage und wissen will, an wen oder was Dylan im Einzelnen glaubt oder auch nicht, der soll ihn doch einfach mal selber fragen.

Sintram, der jetzt Bobby auflegt ...

« Letzte Änderung: 23 Mai 2011, 17:02:46 von Sintram »
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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #16 am: 25 Mai 2011, 14:05:21 »

Kleiner Nachtrag

Vielleicht ist ein „wie auch immer“ etwas läppisch untergebracht im Zusammenhang mit Zweiteilung und Wiederzusammensetzung, aber auch meine Englisch-Kenntnisse sind begrenzt, noch dazu wenn einer durch deutliche Aussprache besticht und in amerikanischem Dialekt singt.

Es könnte freilich auch sein, dass Dylan seine innere Gespaltenheit in dieser Bildsprache zum Ausdruck bringt, die ihm seine Konvertierung zum christlichen Glauben beschert hat, da er doch im jüdischen Glauben erzogen wurde.
Es gibt ja heute noch jüdisch-orthodoxe Gruppierungen, in denen Konvertit mit Renegat gleichgesetzt und der Abtrünnige zum Goi und für tot erklärt wird.
Insbesondere Dylans inzwischen verstorbene Mutter setzte ihm diesbezüglich enorm zu, besuchte Anfang der Achtziger ein Konzert und beschwor ihn vor Zeugen, doch bitte keine christlichen Lieder mehr zu singen.

Andrerseits gibt es Berichte aus zuverlässigen Quellen, dass Dylan vor etwa zwanzig Jahren zum Katholizismus übergetreten ist, sozusagen wieder zusammengesetzt wurde, worüber er selbst wohlweislich und infolge schmerzlicher Erfahrungen – viele Kritiker und sogenannte Fans bezichtigten ihn in Folge seiner Auseinandersetzung mit Glaube und Religion des Verrats und der geistigen Umnachtung-  kein einziges Wort verliert.

Dass seine Kinder im jüdischen Glauben und seiner Tradition erzogen sind, ist auf deren Mutter und Dylans geschiedene Frau Sara zurückzuführen, der er diesbezüglich freie Hand ließ, ohne sich besonders dafür zu interessieren.

Dylan selbst führt seine „Bekehrung“ auf eine spirituelle Erfahrung zurück, die er Ende der Siebziger in einem Hotelzimmer machte, und die offenbar sehr tiefgehend und umwälzend war für ihn und sein weiteres Leben.
Jesus war Jude, soviel steht fest, und Judenchristen gab es von Anfang an, ja im Grunde waren sie die ersten Vertreter der neuen Religion, obgleich diese damals nicht als solche bezeichnet werden konnte/musste, und auch diese hatten Auseinandersetzungen um die Einhaltung  jüdischer (Speise) Gebote und erheblichen Stress mit dem traditionellen Judentum.

Die jahrhundertelange Judenverfolgung durch Christen dürften Dylans innere Zerrissenheit um nichts erträglicher gemacht haben.

Das wollte ich nur noch kurz anfügen.


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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #17 am: 27 Mai 2011, 14:28:45 »

Zugegeben, damals –ist ja nun auch schon wieder eine ganze Weile her- war das natürlich der Hammer. Oder besser, es wurde vom Großteil seiner Fangemeinde als solcher empfunden.

Als Europäer habe ich da vielleicht weniger Probleme mit, weil ich mich nicht tagtäglich mit militanten Fundamentalisten, Kreationisten oder Fernsehpredigern herumschlagen muss, unerklärlicherweise überschlugen sich aber grade die Kritiker diesseits des großen Wassers  geradezu vor Häme und Aggression, in den USA selbst wurde die Sache sehr viel cooler gehändelt.

Für mich war das eben einfach wieder mal was Neues, Unerwartetes, das mit Sicherheit nicht für immer so bleiben würde, erfahrungsgemäß sozusagen, denn die Häutungen vom angry young man und brisant politischen Protestfolkie zum wilden und durchgeknallten Fantasie- Rock n Roller, der ganz nebenbei eine neue Musikrichtung erfand, den Folkrock oder nenn es wie du willst (und wohl auch seine drei besten um nicht zu sagen epochalen Platten und größten Hits machte zu dieser Zeit),
wieder zurück zum Folk und von da aus weiter zum Country, der in Amerika in etwa mit hiesiger Volksmusik gleichzusetzen ist, was auch einige gewagte Schnulzen mit sich brachte,
über kanadischen Landrock mit der „Band“ zum eigenwilligen und gereiften Songwriter und Komponisten, mit Ausflügen in Rock, Jazz, Blues, Reggae und was es sonst noch so alles gab querbeet durch die Gefilde, bis hin zum perfekten Orchestersound...
eine gewisse Flexibilität war einem da schon abverlangt, ohne Frage.

Auch seine Dichtkunst schwankte zwischen zwölfstrophigen Meisterwerken und schlichten Fünfzeilern, die Wahl seiner Themen von politischem Tagesgeschehen über fast schon verworrene wortkunstgetragene Surrealistik zu hörenswert tiefgründigen fast intimen Alltagsballaden, dazwischen immer wieder einfach nur Nonsens oder Banales, aber immer und jedes Mal war es bei näherem Hinhören eben doch Bob Dylan und niemand anderer, der Folk klang sowieso überall irgendwie durch.

Was nun in der bunten Sammlung noch fehlte war der Gospel.
Im Grunde nichts anderes als ein radikales back to the roots, da aus den Gesängen der ersten Sklaven durch die Berührung mit amerikanisch damals noch europäischer (Folk)musik die Spirituals entstanden, aus diesen der Blues, aus diesem Jazz und Rock n Roll und so weiter, sprich Amerikas Populärmusik schwarzafrikanische Wurzeln hat, was nur allzu gerne immer wieder mal vergessen und unter den Tisch gekehrt wird.

Dass nun ein Gospel-Spiritual Tournee Programm nur sehr schwierig in sein bisheriges Liedgut zu integrieren ist, weil es den spirituell angehauchten Songs Substanz und Flair raubt, ist auch nicht so ganz abwegig, wenigstens für ein besinnliches Weilchen, zumal nach nicht einmal zwei Jahren ohnehin seine alten Songs in neuem Gewand und mit erfrischtem Gesicht den Hauptteil seiner Konzerte bildeten und nur ein paar seiner Gospels dazwischengestreut im Set blieben.

Was aber Dylan mit seiner Band 1979 etwa in San Francisco im Fox Warfield ablieferte, war schlicht und einfach großartige, lebendige, beseelte und durchaus mitreißende Musik, wobei die Diskrepanz zwischen dem mehrstimmigen Gospelchor als Begleitung und seiner näselnd kratzigen Stimme im Vordergrund nie und zu keinem Zeitpunkt vergessen machte, dass es Bob Dylan ist, der da auf der Bühne Halleluja krächzt.

Was manchem schwer zu schlucken gab waren freilich die etwas seltsamen Predigten, die Dylan an diesen denkwürdigen Abenden dazwischenschob, vom anstehenden Weltuntergang, der Verdammnis der Welt und dem dritten Weltkrieg, allerhöchste Zeit also für eine radikale Umkehr, und was eine Predigt in afroamerikanischem Stil sonst noch so an Pfeffer braucht, und mal ehrlich, was wäre ein Gospelkonzert ohne Predigt, umso apokalyptischer und pessimistischer umso besser, sonst wäre Dylan eben nicht Dylan, sondern Seelentröster Pastor Robert.

So jedenfalls erlebte ich damals die Sache, als interessanten frischen Wind in der Bude, der die teilweise etwas festgefahren erstarrte Stimmung der Welttournee zuvor – die ihn unter anderem zu seinem ersten Konzert auf deutschem Boden noch dazu auf ehemaligem Nazigelände übermannte- gründlich von der Bühne fegte.
Der Rest der Welt indessen schien Kopf zu und sich selbst nicht mehr zu ver-stehen.
Jesus ist langweilig, schrieb zum Beispiel einer, der bis zu diesem Zeitpunkt mit fundierter Kenntnis der Materie Dylan bestach, und machte sich weiter nicht die Mühe, auch nur einen einzigen der zum Teil bemerkenswerten Gospelsongs wenigstens aus musikalischer Sicht zu rezensieren.

Bei Dylan selbst ging es anschließend übrigens mit abgeklärtem Rock weiter, ein (schamloser) Ausflug in den Pop folgte, von da weiter zu verhalten bluesigem Folkrock, zwischendurch mit den „Traveling Wilburys“ fröhlich locker durchs Land des Beat, zurück zur Interpretation prähistorischer Folk- und Bluessongs, nach längerer Schaffenspause schließlich fast vollständig zu schwermütigem Blues, von da aus wieder mit Rock, Swing, Hillbilly, Country, Folk und die ganze Palette durch bis zu Zigeunermusik weiter.
Außerdem tingelt Dylan seit Juni 1988 so gut wie pausenlos (krankheitsbedingte Unterbrechung) auf der sogenannten Never Ending Tour mit einer inzwischen kaum mehr überschaubaren Zahl wechselnder Mitmusiker um die Welt.

Seine Dichtkunst reifte mit ihm, er hatte inzwischen keine Mühe mehr, eine Aussage in drei Worte zu packen wofür er früher drei Strophen brauchte, wie er selbst sagt, und auch musikalisch lassen die CDs der letzten vierzehn Jahre nichts zu wünschen übrig, ebenso bestechen seine Never Ending Konzerte, die besonders anfangs durchaus umstrittene Phasen hinter sich gebracht hatten, in denen Dylan seine Songs gnadenlos zerriss.
(Was wiederum mir nicht weniger gefiel und Spaß machte, weil es dreckig und ungehörig war für sein Alter und alles in allem ziemlich punkig und fetzig rüberkam, zudem mit innovativen Soloparts in der Konzertmitte veredelt wurde.)

Langer Rede kurzer Sinn:
Ich konnte Dylans Gospelphase nie als großen Bruch, Verirrung oder gar Entgleisung empfinden, sondern als im Grunde logischen, folgerichtigen und durchaus bereichernden Bestandteil seines musikalisch poetischen Lebenswerks, der sich problemlos ins Gesamtbild fügt, so man ihn denn als solchen sehen und gelten lassen kann.

Genug Kultur, Schluss aus Äpfel Amen


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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #18 am: 27 Mai 2011, 16:17:36 »

Hi hobo,

schön dass Du Dir die Mühe machst was dazu zu schreiben.
Dass ich an diesem speziellen Punkt hängen geblieben bin, liegt daran, dass sich alles auf den Artikel in der jüdischen Tageszeitung bezieht, den @voice of hope mir reingestellt hat.

Ein Pluspunkt in Dylans Musik ist unter anderem die Tatsache, dass bei weitem nicht allen alles gefallen muss ja kann, aber dennoch für jeden Interessierten etwas Ansprechendes dabei ist oder sein kann.

Die Menge seiner Folksongs der Anfangszeit ist schier unüberschaubar und sie sprechen für sich, alles was Dylan bis heute ausmacht ist in ihnen bereits vorhanden und grundgelegt, ihre Sprengkraft ist mitunter phänomenal, sie bestechen durch Aufrichtigkeit und Ausdruckskraft, da gibt es nichts dran zu kritteln.

Budokan ist eines der besten Konzerte der 78 Welttournee, manche sagen sogar sein bestes, was Zusammenspiel und Kompaktheit anbetrifft, dürfte seine damalige Live-Band die perfekteste überhaupt gewesen sein, die Songs sind auf zum Teil erstaunlich originelle Weise arrangiert und peppig vorgetragen, andere sehr gefühlvoll und wehmütig, kurzum Dylan ist gut drauf, sangesfreudig und ungewöhnlich offenherzig.
Ein großartiges Konzert und eine ebensolche Doppel-LP, gar keine Frage.
(Er selbst sagte mal beiläufig, dass die Leute glauben, man müsse immer fertig und am Ende sein um zu Gott zu finden, was nun bei ihm so überhaupt gar nicht der Fall gewesen sei.)

Dass sie gesperrt ist, kann unter Umständen bedeuten, dass sie gerade neu abgemischt und aufgelegt wird, was nur zu begrüßen wäre.

LG
Sintram

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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #19 am: 28 Mai 2011, 11:58:28 »

Ich hab auch so ein Songtextbüchlein von 1972 im Regal,

und wenn ich nicht grade durch meine Höhle tobe, mich über mich selbst totlache und darüber, dass ich überhaupt jemals irgendwo meinen Mund aufgemacht und mich den Menschen gezeigt habe, was ein Waldgeist nun mal nicht tun sollte, und sei es um ihnen die Augen zu öffnen, weil er in denselben nichts als ein böses Schreckgespenst ist das verjagt werden muss, und immer bleiben wird,
-und da rede ich wirklich nicht (!) vom Nur Ruhe Wäldchen sondern eben von meinem ganzen Leben in der wilderness-
wenn ich also grad mal nicht wie ein Troll herumpoltere und Wichtel verschrecke und verjage,

dann blättere ich da ganz gerne drin, schon allein wegen der originellen Illustrationen.

Der Vergleich mit damals, als Bobby zur E-Gitarre griff, ist sehr zutreffend, da johlten auch etliche Fanatiker, bezeichnenderweise in London sprich Europa lauter und gellender, was von Verrat, Kommerz und scheußlicher Musik.

Pete Seeger, der in Newport 65 mit dem Hackebeil auf die Kabel losgegangen sein soll, war wahrscheinlich nur sauer, weil er das Zugpferd verloren hatte, das seine Folk-Festivals füllte, vielleicht gefiel ihm auch die Musik einfach nicht, jedenfalls war die Woge der „Empörung“ in den USA weitaus niedriger und flüchtiger als die in Europa, warum auch immer.

Nichtsdestotrotz stieg die Zahl seiner Fans über Nacht rapide, weil es einfach Supermusik war die er da mit seiner Combo machte mit ebensolchen Texten.

Was die Live-Platten betrifft kam nach Budokan tatsächlich nichts mehr Vergleichbares, was aber an der lustlosen und unverständlichen Auswahl der Mitschnitte liegt, um die Dylan selbst sich nicht kümmerte, als an der Qualität der Tourneen selbst, gute und begeisternde Konzerte gab es immer und bei jeder, mal mehr mal weniger.

Im Rahmen der Bootleg Series sind allerdings (nicht nur) aus seinen frühen Jahren sehr hörenswerte Aufnahmen in bestmöglicher Tonqualität erschienen:

The Leeds & Witmark Demos – 1962-64
Concert At Philharmonic Hall 1964 (mit Joan Baez)
Live 1966 -  Free Trade Hall, Manchester, England – “Play Fuckin´Loud!”
No Direction Home-The Sondtrack- 1959-66
The Rolling Thunder Revue- Live 1975 (!!!)

Näheres unter bobdylan.com

Schönen Tag!
Sintram


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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #20 am: 28 Mai 2011, 18:34:31 »

In seiner Pop-Phase wagte sich Dylan auf „Empire Burlesque“ 1983 übrigens auch an ein paar ganz passable Soulsongs, auf die er bis heute in seinen Konzerten gerne mal zurückgreift, was dann allerdings eher nach Soulrock klingt.
Jedenfalls ist damit auch dieses Spektrum abgedeckt, allzu viele Lorbeeren gab´s in den Eighties ohnehin nicht zu sammeln.

1983 feierte Dylan mit „Infidels“ mal wieder eines seiner umjubelten Comebacks, und alles fieberte voll gespannter Erwartung der anstehenden Tournee entgegen.
Was dann im darauffolgenden Jahr kam, war ein großangekündigtes Unternehmen mit dem zweideutig zwiespältigen Namen „Reunion Sundown“,
mit Ex-Stonesgitarrist Mick Taylor, alter (Kampf)gefährtin Joan Baez und Carlos Santana im Gepäck.

Taylor war es offenbar nicht gewohnt, dass der Sänger regelmäßig seinen Einsatz verpasst oder ihm mitten in eins seiner brillanten Soli quäkt, ob das nun mit Absicht geschah oder aus Unkonzentriertheit weiß niemand zu sagen, weil wieder mal keiner schlau wurde aus dem, was in Bob Dylan grade so vorgeht.
Ließ der jugendliche Dylan von 1966 seine Interviewpartner nicht ohne Witz und Charme auflaufen, stieß sie der missmutig verschlossene Mann mit Strohhut ´84 einfach grob vor den Kopf.

Das allerbeste jedenfalls dürfte es nicht gewesen sein, was da an ihm brodelte und gärte, etwa wenn er sich mit verkrampften Schultern und verkniffenem Gesicht von Mikro und Publikum wegdrehte als hätte eine Qualle ihn verbrannt und sich aus der Umklammerung wand, als ihm Baez beim Duettgesang kameradschaftlich(?) den Arm um die Schultern legen wollte.
Oder mit pittoresken Verrenkungen das Publikum dirigierte, als dieses –vorwiegend Männer- den Refrain von „It ain´t me, babe“ mitgrölte.

Wenigstens in Carlos Santana schien Dylan einen Seelenverwandten gefunden zu haben, der bei seinen Einsätzen auf der Gitarre den Wind singen ließ über den leuchtenden Wolken der Zeitlosigkeit, ohne sich weiter um das Propellerflugzeug Band zu kümmern, das irgendwo weit drunter vor sich hindröhnte.

Trotz dieser und anderer misslicher Unstimmigkeiten raufte sich der Tross im Lauf der Tournee zusammen und legte ein paar große Abende aufs Parkett, die von den Bootlegern selbstredend mit entsprechendem Aufpreis herumgeschoben werden, zumal die offizielle Veröffentlichung der Tournee, der lieblos zusammengestückelte Fleckenteppich „Real Live“ nicht annähernd wiedergibt, was musikalisch damals wirklich geschah. 

Anschließend schien es Dylan leid zu sein, den Übungsraum auf die Bühnen zu verlegen, und tat sich mit Tom Petty´s „Heartbreakers“ zusammen, der wohl besten amerikanischen Rockband jener Tage.
Mit den „Farm-Aid“ Konzerten (Hungersnot amerikanischer Farmer!) legte die Formation einen furiosen Start hin und vermochte die Dynamik und Power, die Dylans Songs einen neuen Drive verliehen, über den ersten Teil ihrer Welt-Tournee 1986 mit dem wegweisenden Namen „True Confessions“ überzeugend aufrechtzuerhalten, das Publikum reagierte begeistert bis euphorisch, die Kritiker wohlgesonnen und versöhnt.

Nicht zuletzt dieses positive Echo dürfte die Ursache gewesen sein, die Dylan und Petty zu einer Fortsetzung im darauffolgenden Jahr bewog, diesmal unter dem sinnigen Namen „Temples In Flames“ (mit Roger McGuinn), die sie mal lieber bleiben lassen hätten sollen.

Petty, nun auch nicht gerade als Kind von Traurigkeit bekannt, schien sich mit Dylan persönlich offenbar noch besser zu verstehen als musikalisch, was sich nicht unbedingt förderlich auf die Konzerte auswirkte.
Während der „True Confessions“ Konzerte noch in geradezu artistischer Kongruenz einstudierter Vor- und Rückwärtsbewegungen nach jeder Liedzeile im Duett vereint am Mikro, hatten die beiden Sumpfgurken bei den „Tempels In Flames“ Auftritten Glück, wenn sie dabei nicht mit den Köpfen zusammendonnerten oder das Mikrophon von der Bühne fegten.

(Hinterher schob Petty natürlich die Schuld –erlaubterweise- auf den Älteren und erinnerte sich 1992 in einem Song mit dem vielsagenden Titel „You Get Me High“ an diese bewegte Zeit, die er –vielleicht grade darum- als „eine der besten Zeiten, die ich je erlebt habe“ bezeichnet.)
Leadgittarist Mike Champbell indessen schlich sich nicht selten während der Gigs unauffällig von hinten an Bob Dylan heran, um Blick auf dessen Griffhand zu bekommen und an seine ratlosen Mitmusiker weiterzugeben, wo der sich grade ungefähr befindet.

Am 18. September 87 führte sie ihre Tournee nach Nürnberg zu einem Konzert, das bis heute unter dem Pseudonym „Der weiße Geist“ durch die mittelalterlichen Gassen gespenstert.
Das Bootleg beweist, dass es musikalisch so schlecht nun wirklich nicht war, allerdings ließ sich Dylan fast über den ganzen Abend von hinten ausleuchten und bestrahlen und präsentierte sich –ganz in weiß- als gespenstischer Schattenriss einem verstörten Publikum.

Bis auf den Konzertfilm „Hard To Handle“ (von mittelmäßiger Tonqualität) gibt es keine Live-Veröffentlichungen aus den Jahren 86/87.
Offenbar spürte Dylan bei diesem Tournee-Marathon zum ersten Mal die Last der Jahre und wirkte sichtlich erschöpft und ausgelaugt, ja ausgebrannt.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass die 86 erschienene ziemlich schräge Studio-LP mit dem wenig ermutigenden Namen „Knocked Out Loaded“ und noch schrägerem Cover verschreckt.

Auch seine mehr oder weniger spontan entstandenen Konzerte mit der Hippie-Freerock-Legende „Grateful Dead“ im Rahmen der „Flames-Tour“ 1987 stießen auf eine Resonanz, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnte. Während die einen begeistert alte Zeiten wiederauferstanden sahen und ausgelassen feierten, waren andere schlicht brüskiert.

Der bald darauf verstorbene Songwriter, Sänger und Gitarrist Jerry Garcia, erklärter Folkfan, verstand sich prächtig mit Dylan und zierte seine Songs mit feinen unverwechselbaren Soli, während der Rest der Band unüberhörbar Probleme hatte mit dem –vorübergehend- bärtigen Typen mit Piratentuch auf dem unfrisierten Kopf, der seine E-Gitarre bearbeitete zu gequältem Gesang, als spielte er auf einer wurmstichigen Holzveranda in den Slums, ohne sich dabei groß mit Nebensächlichkeiten wie Rhythmus oder Tonart aufzuhalten.

Dennoch fand die Fusion im Laufe ihrer insgesamt 42 Konzerte zu durchaus hörenswert instrumentalem Dialog und glänzte mit denkwürdigen Vorstellungen, die in dem Album „Dylan & The Dead“ leider nur sehr bruchstückhaft und verfälschend festgehalten sind, einen ungefähren Eindruck jedoch vermittelt die Scheibe allemal.

Dylan hingegen gönnte sich keine Pause, schöpfte neue Schaffenskraft aus der fruchtbaren Zusammenarbeit mit den „Traveling Wilburys“ (u.a. mit George Harrison), startete durch und begann im Juni 88 mit zusammengewürfelter Rock-Combo seine „Never Ending Tour“, die ihn bis dato unermüdlich rund um den Globus touren lässt.

Im Jahr darauf überraschte er die (Musik)welt auf dem genial durcharrangierten, locker und unbeschwert eingespielten und zum Teil berückend innovativen Album „Oh Mercy“ mit den stärksten Songs seit „Infidels“.

Und hier schließt sich der Kreis. Die Neunziger konnten kommen.


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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #21 am: 31 Mai 2011, 11:19:16 »

Um die Sache noch schnell zu Ende zu bringen, bevor der Meteorit kommt...

„Ein manifestes Alkoholproblem.“
So erklären einige Dylanologen manch seltsames Ereignis in der Zeit um den Jahrzehntewechsel 80/90.
Wer so böse ist zu behaupten, Dylan sei damals so besoffen auf die Bühne gewankt, dass er sein Mikro nicht fand und daneben vorbei schnarrte, bis ihn sein mitfühlender Gitarrist zurechtrückte, tut das nur weil er es mit eigenen Augen mit ansehen musste.

Tatsächlich aber hatte er nur das Pech, sein Geld in einen vermurksten Abend gesteckt zu haben, denn im Großen und Ganzen brachte Dylan seine Konzerte zwar mit konzentrierter Destruktivität (in zum Teil obskur absurder Kostümierung) aber durchaus ordentlich über die Bühne.
Die Holprigkeit der ersten Phase seiner Never Ending Tour erklärt sich viel eher damit, dass es rund vier Jahre brauchte, bis sich eine kompatible Band um den inzwischen sichtbar alternden Troubadour zusammengefunden hatte, aber der schien im Gegensatz zu früher –bei aller Getriebenheit- plötzlich alle Zeit der Welt zu haben.

Seiner aufsehenerregenden LP-Box „The Bootleg Series I,II,III“, in der zwischen zahlreichen anderen bisher unveröffentlichten Perlen der fantastische „Blind Willie McTell“ herumgeistert, ging 90 die etwas ruppige Studioscheibe „Under The Red Sky“ voran, die eigentlich gelungenen Songs haben Jamsessioncharakter und bestechen durch ziemlich verwaschene Aufnahmequalität, was wohl eher mit dem unerfahrenen Produzenten als mit Musikern wie dem (wenig später bei einem Flugzeugabsturz verstorbenen) Ausnahmegitarristen Stevie Ray Vaughan zu tun hat.

Zwischendrin hagelte es Preise und Ehrungen, die Dylan mit nicht zu übersehender Gleichgültigkeit in Empfang nahm und über sich ergehen ließ, einmal wortkarg und abwesend ein andermal fiebergeplagt und schwer erkältet, die Medien stürzten sich wie gewohnt auf jedes seiner genuschelten oder gestammelten Worte und vernachlässigten dabei wie üblich die Musik, zum Beispiel ein zorniges und abgeklärtes „Masters Of War“ zur Grammy Award Verleihung 1991 für sein Lebenswerk- vor einem vom Golfkrieg aufgewühlten Publikum.

1992 zog Dylan sich in sein Privatstudio im Keller seines Hauses zurück und holte zum nächsten Streich aus. Mit Akustik-Gitarre und Harp spielte er (ur)alte Songs und Traditionells  amerikanischer und irischer längst vergessener oder unbekannter Liedermacher ein, deren intensive Unmittelbarkeit einem die Gänsehaut den Rücken hinunterjagt.
Dem vielbeachteten „Good As I Been To You“ folgt im Jahr darauf ein zweites Opus aus dem Zeitloch mit dem vielsagenden Titel „World Gone Wrong“ –von den einen als etwas schwächer von den andern als noch besser eingestuft- in dessen CD(!) Beiheftchen Dylan mit akrobatischer Wortkunst seiner tiefschwarzen Einschätzung der Gegenwart(skultur) eine recht unverhohlen deutliche Sprache verleiht.

Dann ist erst mal (Studio)Funkstille, Dylan erkrankt an einem lebensbedrohlichen Lungenpilz, den er sich nach eigenem Bekunden bei der Besichtigung einer Hühnerfarm eingefangen hat (was die Frage aufwirft, ob die amerikanischen Hühnerfarmer ihr Geflügel mit Cannabispflanzen füttern), erholt sich aber gut und legt Ende 1994 mit seiner inzwischen zu Konformität gereiften Tour-Band im Rahmen der Unplugged Hysterie einen durchwachsenen MTVAuftritt mit Höhe- und Lichtpunkten aufs Parkett.

Die „Never Ending Tour“ geht unterdessen unermüdlich weiter, mit der langlebigsten Formation um die Gitarristen John Jackson und Bucky Baxter zeigt Dylan neuerdings eine Vorliebe für Acts der besonderen Art und beehrt diverse Großveranstaltungen verschiedenster Urheberschaft mit seiner Anwesenheit, rockt im Festival Roskilde und mit „The Who“ im Hyde Park, um nur zwei der vielen zu nennen, die Zahl seiner Konzerte übersteigt die aller bisherigen Touren längst und um ein Vielfaches, und ein wiedererstarkter Dylan erweckt nicht den Eindruck, an ein Aufhören zu denken oder jemals an ein Ende zu kommen.

So gut wie von der ersten Stunde an mit von der Partie am Rande erwähnt Bassist Tony Garnier, Wegbegleiter und Mitstreiter bis dato.

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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #22 am: 31 Mai 2011, 13:34:22 »

Es sollten rund fünf Jahre vergehen, bis Bob Dylan 1997 alle Unkenrufer zum Verstummen bringt und mit „Time Out Of Mind“ das wohl düsterste und schwermütigste Werk seines gesamten Schaffens veröffentlicht, geprägt von musikalischer Reife und Meisterschaft und den besten Songgedichten seit... puh, Ewigkeiten.

Er selbst negiert selbstverständlich die düstere Atmosphäre der Platte, die Songs seien zum Teil Jahre alt und „einfach mal“ eingespielt, keiner hätte gedacht, dass die Aufnahmen so gut werden, seine wirklich bitteren Jahre habe er samt Schmerz Mitte der Siebziger in die LP „Blood On The Tracks“ und die „Rolling Thunder Revue“ gepackt, und was er bis heute nicht verstehe sei, warum gerade diese Zeit den Leuten so gut gefalle.
(Was ihn nicht daran hindert, unter „The Bootleg Series Vol.5“ 2002 die Fangemeinde mit einem mitreißenden und kraftvollen Konzertmitschnitt jener Tage zu beglücken.)

Vier Jahre später, im zweiten Jahr des neuen Jahrtausends, folgt „Love And Theft“, musikalisch fast noch besser auf alle Fälle aber ebenso gut und von autobiographisch selbstironischer Lyrik getragen und durchdrungen, was sicher mit seiner gleichzeitigen Arbeit an den „Chronicles“ zusammenhängt, einem chronologisch durcheinandergeworfenen Querschnitt von Lebenserinnerungen, der 2004 als –durchaus lesenswertes- Buch erscheint.

Mit „Modern Times“ setzt Dylan 2006 noch eins drauf und rundet sein Spätwerk als gelungene Trilogie ab. Er tummelt sich fast ausgelassen durch Swing, Blues, Folk, Rock und sonstiges nach Lust und Laune, und überzeugt die staunende Welt mit exzellent tiefgründig vieldeutig verschlüsselter Dichtkunst, was die Rufer nach dem überfälligen Nobelpreis lauter werden lässt und ihm vorerst den Pulitzerpreis beschert.

Zwei Jahre später verblüfft er mit „Tell Tale Signs“ (Bootleg Series Vol 8) auch seine nachtragendsten Kritiker mit unbekannten und zum Teil atemberaubenden Aufnahmen aus den Jahren 1989 bis 2006, die seine ungebrochene Kreativität auch in den umstrittenen Jahren beeindruckend belegen.

Auf „Together Through Life“ im Jahr darauf beweist Dylan in Zusammenarbeit mit Songwriter Robert Hunter erneut seine Liebe zur Musik der Fünfziger und davor, zu Zigeunerklängen singt er aufgeräumt mit gebrochen kratziger Stimme von diesem und jenem, der darauf enthaltene Song „I Feel A Change Comin´On“ wird gerne auf Obamas Wahl zum Präsidenten gemünzt, was freilich einen –unbegründeten- Optimismus Dylans nahe legen würde, unter den nach wie vor und mehr denn je ein großes Fragezeichen zu setzen ist.

Unter anderem seine (musikalische) Mitwirkung in der Rolle des abgehalfterten Rockstars nebst namhafter Schauspielgrößen in dem skurrilen, abgründig desolaten und gewohnt chaotischen Film „Masked And Anonymous“ (03) mit bitterbös vernichtender Kritik an der Musikindustrie generell vor allem aber in Zusammenhang mit Machtpolitik weist in eine etwas andere ernüchtert desillusionierte Richtung.

Die ganze Zeit über begeistert, fasziniert und überzeugt Dylan ein Publikum quer durch alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten mit dynamisch lebendigen Konzerten, in denen er von Abend zu Abend variierend abwechslungsreich auf so gut wie das gesamte Liedgut seiner Karriere zurückgreift und die Songs in völlig neuem Gewand präsentiert (unter anderem eine fulminante Version des Dauerbrenners „All Along The Watchtower“, die Jimi Hendrix´ Veredelung alle Ehre macht), an deren brillanter Qualität weder der stete Musikerwechsel, etwa der Abgang des langjährigen Gitarristen Larry Campbell, etwas ändert noch der wohl durch ein chronisches Rückenleiden bedingte Wechsel Dylans von der E-Gitarre erst zum E-Piano und inzwischen zur Hammondorgel.

Dylan bespielt auch die Tasteninstrumente mit eigenwilligen mitunter schrägen Improvisationen und nimmt somit jeden Anflug von Konventionalität aus seinen Konzerten, die inzwischen mehr oder weniger vergreiste Stimme tut das ihre dazu, während die Band durch kongeniales Zusammenspiel und zum Teil grandiose Instrumentalsoloeinlagen vom Hocker zu reißen vermag.

Nebenbei moderiert er drei Jahre lang eine Radiosendung mit von ihm ausgewählten verschollen geglaubten vergessenen Songs vor allem seiner Jugendzeit, deren wichtigste ebenfalls auf CD erhältlich sind, ein Muss für (echte) Oldies und Nostalgiker.
Seine Weihnachtsliedersammlung 09 von Santa Claus über The First Noel bis hin zum Christmas Blues erwähnte ich bereits.

Wer sich einen brauchbaren (vorläufigen?) Gesamtüberblick über Dylans Lebenswerk verschaffen und sein eigenes Urteil bilden will, dem sei das Dreier CD Päckchen „Dylan“ (ganz in rot) von 2007 empfohlen.
Wer nicht, ist selber schuld.


Mit dylanesken Grüßen
Sintram


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Epines

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #23 am: 31 Mai 2011, 15:03:03 »

Hallo lieber Sintram

Danke für die unglaublich gut zusammengefasste musikalische Biographie von Bob Dylan. War sehr interessant zu lesen.
Mit Freunden singe ich zwar manchmal  einige Songs von ihm, hatte mir aber nie zu seinem gesamten Werk Gedanken gemacht. Ich sehe ihn nun mit ganz anderen Augen, er ist echt ein begabter Künstler.

Alles Liebe
Epines
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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #24 am: 31 Mai 2011, 19:09:56 »

ich danke Dir, epines, fürs lesen und das positive Echo!

Gemalt hat er übrigens auch noch und seine Bilder Anfang 2000 ausgestellt, durchaus ansprechende und interessante Sachen dabei.

Lieben Gruß!
Sintram
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Sintram

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Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #25 am: 11 September 2011, 19:34:47 »

In Trümmern.

Ein Kreis von Blut glitzert in der Dunkelheit auf dem kalten Boden.
Es hört nicht auf zu regnen.
Durch den Spalt der Kirchentür höre ich das Spiel einer Orgel, die Leute sind schon heimgegangen.
Meine Stadt liegt in Trümmern.
Glockengeläut schwingt im Geäst der Bäume, der Abend bricht herein, Glockenklang der Barmherzigkeit.

An der Ecke hängen ein paar Youngsters rum wie welkes Laub, vom Wind auf einen Haufen geweht und wieder zerstreut.
Vernagelte Fenster säumen die menschenleeren Straßen, mein Bruder sinkt auf die Knie, geht einfach in die Knie.
In Trümmern liegt meine Stadt.

Der Fluss mündet in tiefe Finsternis.
Spüre einen Hauch von Ewigkeit auf den Lippen deines Kusses.
Alle Leute sind auf dem Platz zusammengelaufen, ich betrachte ihre Gesichter, schließ die Augen und halte den Atem an.
Aufs Paradies warte ich, aufs Paradies, jetzt und heute.

Die Hügel Virginias haben sich schon braun gefärbt, ein Tag noch bis zum Sonnenuntergang, noch ein einziger Tag.
Ich treff dich in einem andern Traum, in einem andern Traum sehen wir uns wieder,
irgendwo da oben in der Höhe zwischen unseren Welten, eine Brücke aus Blut führt über den sternenklaren Himmel hoch über den Gipfeln der Berge.

In der Ferne höre ich das Singen des Meeres, es überflutet die verdorrten Ebenen, wird verschluckt von der Trockenheit ihrer unvergänglichen Schönheit.
Die Straße windet sich den Berg hinunter und verschwindet in der Nacht.
Die Wahrheit genügt manchmal nicht, ein andermal ist sie zu viel, lass sie uns über Bord werfen, um sie im Kuss zu finden und im Schlag unserer Herzen Haut an Haut.

Als ich heute morgen aufgewacht bin, war der Himmel leer.
Ein leerer Himmel, ich will ein Auge für ein Auge, der Himmel ist leer.
Blut fließt auf den Straßen, Blut von meinem Blut schreit aus dem Boden, ich höre sein Schreien.
In Jordaniens Tälern schnitzt einer seinen Bogen aus dem Holz vom Baum des Bösen, aus bösem Holz schnitzt er ihn.
Der Himmel ist leer, ich fordere ein Auge für ein Auge unter einem leeren Himmel.

Ich hetze durch den Dschungel, ein Wolf ist mir auf den Fersen, um Mitternacht ist es um meinen König geschehen, zum Schlag der Glocken ist unser Schicksal besiegelt, es liegt in Gottes Hand, kein märchenhaftes Ende, in Gott sind wir vollendet.
Staub an meinen Füßen in einer rosa Wolke aus Dampf, Staub unter meinen Schritten, nur noch für dich will ich leben, nur noch für dich, wenn ich das hier überlebe.

Deine Kraft macht mich stark, dein Glaube gibt mir Glauben, deine Hoffnung macht mir Hoffnung, deine Liebe schenkt mir Liebe.
Ins finstere Grab voller Rauch bist du hinaufgestiegen, es war zu dunkel um die Hand vor Augen zu sehen, die Treppe hinauf mitten hinein ins Feuer.
Die Hölle ist am Brodeln, eine schwarze Sonne steigt aus dem Abgrund, auch dieser Sturm wird vorüberziehen, sich auflösen mit der Zeit.

Eine Schlange züngelt durchs Gras, das Haus steht in Flammen, bevor du zu schießen anfängst, solltest du ein paar Fragen stellen.
Lüge und Verrat zeitigen bittere Früchte, sind schwer zu schlucken, am Zahltag wirst du ihren Geschmack immer noch auf der Zunge spüren.

Es ist Zeit aufzustehen.


(Sehr frei nach Springsteen.)



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Sintram

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Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #26 am: 13 Januar 2012, 16:10:23 »

Zum bayerischen Ministerpräsidenten mag der Hanswurst ja noch taugen, da hat das Halbseidene Tradition, in bajuwarischen Gefilden sind Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme an der Tagesordnung, aber als Bundespräsident ist der Kasper nichts weiter als eine ziemlich erbärmliche Karikatur und -sittlich betrachtet- ein Supergau.

Vielleicht sollte dem Fatzke das mal einer klar machen, in seinem eigenen Interesse wohlbemerkt, peinlich ginge ja grade noch, aber hochnotpeinlich- das tut allmählich weh.
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Hobo

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Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #27 am: 13 Januar 2012, 21:39:59 »

Ganz bewusst habe ich mich aus diesem Thread rausgehalten. Weil halt Dylan oder Springsteen nur eine kleine Minderheit in unserem Land erreichen. Nach Umfragen liegt da die NPD vornedran.

Klar, die ist zeitnah, die Musik der beiden ist nicht neu, eher alt. Die anderen, die mögen halt Peter Alexander oder die Hitparade der Schlager. Macht ja nichts. Wir haben das als dicke Backen-Musik bezeichnet.

Aber das ist ja nur ein Aspekt. Wir dürfen unserne Bundesclown nicht angreifen. Da gibt es Gesetze gegen. Und auch der Hundepräsident "Wuff" wird nur von wenigen verstanden. Hm, was lernen wir daraus? Wer gut aussieht, darf jede Art von dem Mist machen, den wir ja alle auch versuchen. Vorteile erringen so gut es geht. Also ist er doch der genau richtige Hundepräsident.

Und er ist dermaßen schamlos und peinlichkeitsresistent, dass wir alle viel von ihm lernen können. Ja, er ist der Präsident, den wir verdienen.

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Sintram

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #28 am: 14 Januar 2012, 13:10:56 »

Da sind wir ja ganz schön auf den Hund gekommen.
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Hobo

  • Gast
Re:Aus aktuellem Anlass
« Antwort #29 am: 14 Januar 2012, 16:04:48 »

*Wuff*
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