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Autor Thema: Wolf im Schafspelz  (Gelesen 1397 mal)

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Sintram

  • Gast
Wolf im Schafspelz
« am: 05 Januar 2011, 17:22:32 »

Ich bin jetzt doch schon ein ganzes Weilchen hier, länger als ich selbst erwartet habe.
Inzwischen haben ja alle, die mich lesen, meine Zähne zu sehen bekommen, also brauch ich mich nicht mehr verstecken. Manchmal kommt das Wildtier in mir zum Vorschein, das droht und fletscht und furchterregende Grimassen schneidet- ein Zeichen von Angst und Schwäche, ohne Zweifel.

Geschlagen mit dem aufbrausenden Naturell der Keltobajuwaren werde ich -wenn ich mich in die Enge getrieben fühle- ohnehin gern "fuchsteufelswild".
Dass meine Entgleisungen krankhaft paranoide Züge tragen, steht außer Zweifel, ich muss allerdings zu meiner Verteidigung sagen, dass meine psychotischen Reaktionen die Folge sehr schmerzlicher Erfahrungen sind und nicht von ungefähr kommen.
Ich arbeite diesbezüglich hart an mir, das kann ich ohne Eitelkeit sagen.

Was ich aber hier mal ausdrücklich loswerden und hervorheben will, ist der souveräne Umgang seitens der Admins und Mods mit meinem Vollknall.
So a la: "Sintram spinnt mal wieder, brauchst gar nicht erst versuchen den runterzuholen, der beruhigt sich schon wieder."
Diese gelassene Haltung gibt mir immer wieder die Freiheit, aus eigener Kraft und Einsicht zur Besinnung zu kommen und einen neuen Anfang zu wagen.

In anderen Forn musste ich nicht nur einmal die bittere Erfahrung machen, dass ich im Härtefall von anderen Usern noch zusätzlich gereizt wurde bis zum Überschnappen, ohne so etwas wie eine "entschärfende" PN seitens der Verantwortlichen zu erhalten, um hinterher als Alleinschuldiger kurzerhand eine Sperre oder den Rauswurf präsentiert zu bekommen.

Darum möchte ich dem Nur-Ruhe Forum an dieser Stelle ein großes Lob aussprechen.
Es ist tatsächlich das einzige Forum weit und breit, dass einen Wolf in seiner Mitte nicht wie ein Monster behandelt und zum Abschuss freigibt.

Ein herzliches Dankeschön!
Sintram








 
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nubis

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Re:Wolf im Schafspelz
« Antwort #1 am: 05 Januar 2011, 17:37:45 »

Hey @Sintram :-)


Vielleicht liegt es daran, dass wir schon ganz andere Bestien als einen Wolf gesehen haben?
...welches übrigens ausgesprochen soziale und innerhalb ihres Rudels 'liebe' Tiere sind ;-)

Vielleicht errinnerst du im 'um-dich-schnappen' auch eher an ein Lamm, dass sich den schützenden Wolfspelz übergezogen hat?
...und auch davon gibt es hier einige :-)


So oder so - schön, dass du doch nicht 'in die Wüste gewandert' bist, Desperado - ich hätte dich ehrlich vermisst - so wie ich einige andere vermisse, die aus unterschiedlichsten Gründen von Dannen gezogen sind.

So manch anderen vermisse ich nicht^^ - und wenn es dich beruhigt: wenn man es nur doll genug treibt, bekommt man selbst hier einen Riegel vorgeschoben - aber darum... brauchst du dich nicht zu sorgen :-)



LG
nubis
« Letzte Änderung: 05 Januar 2011, 17:38:08 von nubis »
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Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Sintram

  • Gast
Re:Wolf im Schafspelz
« Antwort #2 am: 05 Januar 2011, 18:19:53 »

Danke nubis,

das hat mir jetzt richtig gut getan- ich fühle mich verstanden.
Hatte gerade Dir gegenüber ein verdammt schlechtes Gewissen und schon befürchtet, dass Du mir nicht mehr über den Weg traust.

Tja, das mit dem Lamm... Wölfe, die Rudelregeln verletzen, können sehr schuldbewusst und lammfromm sein (ihre domestizierten Verwandten fast noch perfekter).
Ich habe mir eine Beißhemmung anerzogen, oder vielmehr bin dabei.

Naja, und die Wüste- ich kenne jeden Stein, das kann schon mal öde werden.
Aber sie hat mir -wie immer- sehr gut getan.
Ein Desperado ohne Waffen ist nichts Ungewöhnliches. Und keineswegs wehrlos. Das wurde mir wieder schonungslos klar.

Herzlich
Sintram

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samatha

  • Gast
Re:Wolf im Schafspelz
« Antwort #3 am: 05 Januar 2011, 21:22:06 »

Hi Sintram,

ich kenne das von die geschilderte Verhalten auch ziemlich gut, nur unter anderem Namen. Ich nenne es für mich den Tunnelblick. In bestimmten Situationen verbeiße ich mich in ein Thema oder eine Sichtweise oder auch mal in jemand anderen und verliere dann den Blick für das Ganze. Für mich weiß ich, daß ich psychische Defekte für den Rest meines Lebens mit mir herumtrage. Meist sind sie mir bewußt und ich kann mich selbst dementsprechend überwachen. Ich verliere aber auch mal die Achtsamkeit für meine Defizite und dann kommt der Tunnelblick.

Wir sind alle hier, weil wir in irgendeiner Form "nicht normal" sind und wenn wir uns immer wieder bemühen, das nicht zu vergessen, dann sollte es auch immer wieder funktionieren. Ich kenne dich noch nicht so lange, aber ich sehe dich keineswegs als "Wolf im Schafspelz". Nach mehr als 25 Jahren bei den Anonymen Alkoholikern habe ich ausreichend wirkliche Raubtiere erlebt und kann dir bescheinigen, daß Du nicht dazu gehörst.

Ok, wir haben uns mal aufgeplustert und sind zusammengestoßen, so what! Das passiert halt und am besten reagiert man nach Friedensschluss darauf, indem man es schnell wieder zu den Akten legt. Sich selbst noch länger Asche auf's Haupt zu streuen bringt meiner Meinung nach nicht viel, außer das eigene Selbstwertgefühl noch weiter zu beschädigen. Um es nochmal zu wiederholen: in so einem Forum sind doch alle Mitglied geworden, weil sie in irgendeiner Form nicht mit sich selbst zurecht kommen und unangemessen reagieren. Nichts anderes hast Du getan, ich auch ... und ... und ... Man muß sich nur immer wieder bewußt machen, daß das "unangemessen reagieren" bei jedem anders aussieht.
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Sintram

  • Gast
Re:Wolf im Schafspelz
« Antwort #4 am: 06 Januar 2011, 09:28:47 »

Hi Samatha,

schön, dass Du mir antwortest.
Tunnelblick, das trifft es gut. Blindlings drauf los.
Erschwerend kommen die Prägungen hinzu. Infamie und Niedertracht, die tiefe Wunden geschlagen haben. Und gerade in der Plattform Internetkommunikation ist die Gefahr der Übertragung sehr groß.

Ein Zerrbild, eine Person, ein Gespenst aus der Vergangenheit oder auch Gegenwart schiebt sich vor das innere Auge, und plötzlich bricht alles an Wut und Bitterkeit aus einem heraus, Dinge, die man schon lange mal loswerden wollte, die sich aufgestaut haben und nach draußen wollen.

Das kann Lämmern ebenso passieren, ein aggressiver Schafbock zum Beispiel ist ein überaus gefährlicher Bursche, unberechenbarer als ein Wolf, der die Flucht vorzieht.
Die "Asche aufs Haupt" ist für mich auch eine Art der Aufarbeitung. Wer oder was, welche Erfahrung steckt hinter meiner unangemessenen Reaktion?

Warum die von Dir erwähnten "Bestien", die ich durchaus kenne, über andere insbesondere Wehrlose herfallen, hat ebenso seine Geschichte und Ursache.
Nur leider weigern sie sich oft, diese wahrzuhaben, fühlen sich vielmehr im Recht und halten ihre Bösartigkeit für ein legitimes ja notwendiges Mittel der Daseinsbewältigung und für eine erfolgreiche ihnen entsprechende Lebensform, die sie nicht selten anderen geradezu missionarisch obtruieren wollen. Das macht den Umgang mit ihnen so schwer.
Sie erscheinen mir nicht selten wie "scharfgemachte" Hunde und Zwinger in einer Person.

Sei´s drum, die einen machen sich ihre Defizite bewusst und arbeiten daran, die andern nicht.
Eines der Rätsel menschlicher Wirklichkeit.

Wünsch Dir einen schönen Tag!
Sintram
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Sintram

  • Gast
Re:Wolf im Schafspelz
« Antwort #5 am: 08 Januar 2011, 15:16:52 »

So ein eiserner Besen tut manchmal richtig gut.

Dennoch drängen sich Fragen auf.
Was ist da schief gelaufen, was ist hier passiert?
Wie kommt es, dass junge Menschen ihre Worte wie Faustschläge und Tritte einsetzen, woher diese hemmungslose Aggression, diese Menschenverachtung dahinter und dieser offene Hass?
Kann ich das noch mit Angst und Unterlegenheitsgefühl erklären?

Liegt es vielleicht wirklich an den gewaltverherrlichenden perversen Computerspielen, in denen gevierteilt, zerhackt, ins Gesicht geschossen und in die Luft gesprengt wird?
Dass PC-Sucht die Gehirnströme verändert, ist erwiesen.
Da ist es nur naheliegend, dass sie auch Wesen und Gemüt verändern kann.

Sind es Mobber, die hier ihr Unwesen treiben, weil sie wehrlose Opfer wittern?
(Ja, wer sagt mir denn, dass nicht auch die Totschläger der U-Bahnhöfe zuvor in Foren wie diesem mit Worten geübt haben, was sie später in die Tat umsetzten?)

Nicht, dass ich meine spitze Zunge verharmlosen möchte, ich weiß sehr wohl, dass Worte Waffen sein können und verletzen.
Aber was ich hier ab und zu lesen muss, ist schlicht auf unterstem Niveau, roh und brutal, primitiv und gewalttätig.
Es ist wie stiefeln in Körper und Gesicht von auf dem Boden Liegenden.
Und es kommt von jungen Leuten, das ist das Traurige und Erschreckende daran.

Sicher, es handelt sich um eine verschwindende Minderheit.
Aber eine, die nachdenklich macht.


« Letzte Änderung: 08 Januar 2011, 15:30:26 von Sintram »
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