hallo zusammen,
ich habe früher öfter mal hier geschrieben. Ist schon eine Weile her. Und ich erinnere mich jetzt daran, weil es mir damals gut tat mich mit den Problemen von anderen zu beschäftigen.... über meine eigenen Belange habe ich nie schreiben wollen.... mir ging es eigenartigerweise immer viel besser, wenn ich sehen konnte, dass auch andere leiden... dass ihr Leiden folgerichtig ist... aus einer tiefen Verletzung herrührt, die es ihnen unmöglich macht, Normalität zu spielen... ich habe mich dann selber besser begreifen können und hatte auch für kurze Zeit die wohlig-narzisstische Genugtuung anderen wirklich irgendwie geholfen zu haben, und sei es nur bei der Formulierung ihres Leidens...
Das vermisse ich jetzt... anderen etwas zu bedeuten... das tut weh... für niemanden mehr etwas zu sein... so sehr nach Freiheit und Unabhängigkeit gestrebt zu haben... und jetzt die kalte Fratze der Einsamkeit... sich nicht mehr begeistern können...
Dass ich im Außen, in der Berufs- und Arbeitswelt letztlich scheitern werde, war mir eigentlich schon immer klar. Und ich fühlte in den paar Jahren, in denen ich Erfolg und Achtung auch beruflich erleben durfte, dass dies nur eine seltsame biographische Verirrung sein musste. Vor einem halben Jahr habe ich die Arbeit dann bleiben lassen, weil meine Kräfte nicht mehr ausreichten. Hatte die letzten Jahre schon Leistungseinbrüche verzeichnen müssen und war die Atmosphäre von Niedertracht und Intragantentum schließlich leid.
Arbeite jetzt seit einem halben Jahr nicht mehr. Offiziell nach außen, vor Freunden und Bekannten, schiebe ich vor, dass ich mein Literatur-Studium fertig mache, aber dazu kann ich mich auch nicht mehr motivieren. Ich habe völlig die Lust verloren zu arbeiten oder zu studieren oder für diese Gesellschaft auch nur auf irgendeine Weise nützlich zu sein. Ich lebe jetzt das Scheitern, das mir immer als der aufrichtigere Weg erschienen ist, und ich leide fürchterlich darunter. Es ist diese Perspektivlosigkeit - mit Mitte 30 zu wissen... es kommt nichts besseres mehr... älter werden... antriebsschwächer... nicht mehr identisch zu sein... alles Tun, ein Irgendetwas-tun.... ein Eigentliches, vielleicht war es immer nur eine Illusion... vielleicht ist Depression ja immer nur die Unfähigkeit zu Illusionierung... eine tragfähige Selbstlüge, das ist es, was mir fehlt.
Ich möchte doch einfach nur glücklich, in Einstimmung mit mir leben und scheitern dürfen. Aber da ist nichts Heroisches in meinem Niedergang... ich bin einfach aus der Welt, nehme nicht mehr teil an den Widerwärtigkeiten des Tages. Bin einfach nur traurig und unglücklich!