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Autor Thema: Psychotische Depression  (Gelesen 9677 mal)

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Sintram

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Psychotische Depression
« am: 05 Juni 2010, 08:18:26 »

Psychotische Depression

Eine Depression ohne medikamentöse Behandlung ist eine unbehandelte Depression.
Bisweilen neigen Ärzte dazu, Antidepressiva vorschnell abzusetzen, wenn beim Patienten Krankheitseinsicht zu diagnostizieren und lebensverändernde Schritte festzustellen sind. Eine Zeit lang hat der Patient tatsächlich das Gefühl, aus dem Dämmerzustand dauernder Betäubung zu erwachen und erlebt eine kurze Phase des Hochgefühls. Dieses klingt jedoch schnell ab. Die Folgen sind unter Umständen verheerend.

Da der Kranke sehr labil und angreifbar ins alltägliche Leben zurückkehrt, kann jede noch so unbedeutende Belastung zu einer erneuten depressiven Phase führen, die vom vermeintlich geheilten Patienten oft nicht wahrgenommen wird. Je mehr dieser aber im Glauben an seine Gesundung verharrt, desto heftiger und verbissener wird sein Verleugnen der Krankheit.
Wenn er noch dazu allein und unbeobachtet lebt und mit bestem Wissen prophylaktische Maßnahmen und Verhaltensweisen übt und vorantreibt, kann die unterschwellig wachsende Depression zu einer psychotischen Reaktion führen.

Wahnvorstellungen, Wachträume, Realitätsverlust und Isolation sind die Folge.
Da der von einer psychotischen Depression „Befallene“ an der Überzeugung festhält, sich und seine Krankheit fest im Griff zu haben und als einziger Mensch seiner Umgebung über verfeinerte Wahrnehmung und klaren Menschenverstand zu verfügen, kann er für dieselbe zu einer großen Belastung werden.

Die durch Mitmenschen erfahrene Ablehnung infolge ihrer Selbstschutzhaltung jedoch bestärkt und bestätigt seine verschobene Wahrnehmung, aufgrund "subversiv feindseliger Machenschaften" - oft Unbeteiligter-  bei ihnen kein Gehör zu finden und deshalb miss- und unverstanden zu sein. Dies wiederum steigert sein erbittertes und verzweifeltes Bestreben, Glaubwürdigkeit, Verständnis, Anteilnahme und Solidarität zu erreichen, bisweilen ins fanatisch Wahnhafte.

Der Erkrankte selbst aber geht durch eine innere Hölle, die sich jeder sachlichen Beschreibung entzieht. Die Suizidgefahr ist akut und extrem. Eine sofortige Einweisung- wenn nötig auch gegen seinen erklärten Willen- ist als lebenserhaltende Maßnahme unvermeidlich und notwendig.
 
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