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Autor Thema: Paranoide Persönlichkeitsstörung der Mutter? Wir brauchen dringend Hilfe!!!  (Gelesen 4142 mal)

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katze14

  • Gast

Guten Tag,
ich habe eine „längere“ Frage. Unsere Mutter (76) leidet (wie wir glauben) unter einer Art paranoider Persönlichkeitsstörung.
Dies begründet sich wahrscheinlich bereits im früheren Erwachsenenalter.
Durch elterliche Vernachlässigung, durfte nicht die Schule beenden, da Sie einen Mann kennengelernt hatte, anschließende Zwangsheirat weil schwanger.
Wir vermuten dort den Ursprung Ihres Verhaltens. Dann Scheidung, da Ehemann eine 20 Jahre Jüngere geheiratet hat. Beginn von „Wahnvorstellungen“. Exmann will sie umbringen und die neue Frau verabreicht uns Kindern Spritzen und Dinge, die uns „unsozial“ werden lassen.
(Zu dem Zeitpunkt war ich zwischen 8 und 11 Jahre alt, meine Schwester bereits 17).
Lange Phasen des „normalen“ Lebens. Nun im Alter hat sich die letzten 3 Jahre eine erschreckende Entwicklung ergeben. Sie verlor sich in Krankheiten, die sie wohl gar nicht hat. Dazu kamen (nach einer 2. Heirat im Alter von 66 und Tod des Mannes nach 7 Jahren) Verfolgungswahn. Kurz vor dem Tod des Mannes bezichtigte sie ihn, er wolle sie vergiften. Nach dem Tode kamen „wilde“ Mafia/Stasi-Verfolgungsgeschichten dazu. Sie ließ  in ihrer Wohnung eine Videoüberwachungsanlage
installieren, da sie „Besuch“ von fremden Menschen bekam, die ihre Identität stehlen wollten, sie umbringen wollten, und Gifte in ihr Essen tun. Ebenfalls wurde sie „beklaut“ und Dinge fanden sich in einem anderen Zustand oder Zimmer wieder an. Andere Dinge blieben verschwunden. Es ging so weit, dass sie ständig ihr Essen mit sich rumschleppte, da sie sich nicht mehr traute es im Kühlschrank zu lassen.
Drei Jahre haben wir versucht sie zu einer Therapie zu bewegen. Ich wäre gern selbst mitgegangen, und machte ihr auch den Vorschlag gemeinsam eine Therapie zu machen. Dies wird von ihr konsequent abgelehnt: Wir würden sie alle für verrückt halten (aber die Dinge passieren wirklich!!!), sie traut kaum noch jemandem…außer Fremden, bzw. höheren Persönlichkeiten, wie Chefärzten oder ihrem ehemaligen Chef bei Dräger (Theo Dräger).
Dort war sie tatsächlich vorstellig und erzählte ihre wirren Geschichten.
Auch viele Ärzte wissen von ihren Wahnvorstellungen, aber niemand unternimmt etwas! Wir als Kinder, die nun seit ca. 35 Jahren ihren Zustand kennen, wurden nicht einmal befragt…?!
Nun gab es einen Vorfall, der sie in die geschlossene Klinik nach Heiligenhafen gebracht hat.
Dort werden Depressive und Demente betreut. Dort wurde ihr versichert, sie sei gesund?! Es wurde ein psychiatrischer Standarttest durchgeführt, bei dem sie 28 von 30 Punkten erreichte. Das wäre ein hervorragendes Ergebnis. Nur ein Arzt (kein Psychologe) erkannte die Wahnvorstellungen und meinte, sie hätte wohl chronische Wahnvorstellungen und die wären nicht behandelbar, und sie wäre in Heiligenhafen (Ameos-Klink) auch falsch. Nun ist sie in der offenen (Gott sei Dank) Abteilung und wird zwar weiter untersucht, aber wohl bald entlassen.
Wir haben nun natürlich Angst, dass wieder so ein Vorfall (die Polizei hat ihr den Führerschein abgenommen, da sie verwirrt aufgegriffen wurde und behauptet hat, ihr Auto wäre (von den bösen Männern) geklaut worden. Dabei hatte sie es um die Ecke abgestellt. Letztendlich wurde ihr die Aussage, sie wäre beim SS-Arzt Heidrich in Behandlung (Dr. Heidrich praktiziert in Lübeck), zum Verhängnis und sie wurde auch einer Nachbarin, die ihr helfen wollte, gegenüber aggressiv und wollte sich aus „ihrem Einfluss“ entziehen.
Dies ist nur ein „Bruchteil“ von dem, was alles passierte in den letzten Jahren. Wir sind nun äußerst ratlos, wie wir weiter verfahren sollen, da von den Ärzten eine „Hilfe“ nicht angeboten wird. Kann man sie nicht zu einem Spezialisten überweisen lassen, der sie genauer auf ihre Psyche untersucht? Sollen wir als Kinder darauf drängen? Welche Möglichkeiten haben wir ihr zu helfen, da sie freiwillig niemals zu einer Therapie bereit wäre…?
Ich wäre sehr dankbar einen Vorschlag oder Hilfe zu bekommen!

Schöne Grüße
katze
Gespeichert

Fee

  • Gast

Hallo Katze,


wie "froh" ich einerseits bin,Dein Posting zu lesen und andererseits auch furchtbar traurig natürlich.

Denn mir erging es,mit meiner Mutter,ca. 40 Jahre so ähnlich wie Dir .Meine Mutter hatte zwar die Diagnose Schizophrenie,heute Psychose,aber das alleine,hilft ja nicht.

Mein ganzen Leben lang,also bis vor 10 Jahren,als sie sich suizidierte,ließen mich die Ärzte meiner Mutter,so ziemlich alleine mit dieser "Wahnsinnigen".

Sie bekam zwar Medikamente (Haldol® und weitere Neuroleptika = Antipsychotika),aber wirklich "normal",war es nie mit ihr.Und richtig schlimm,waren die Akutphasen.Häufig war sie dann während dieser in verschiedenen Psychiatrien.

Das Problem ist,wenn diese Patienten,sich nicht gerade in einer dieser Akutphasen befinden,können sie fast "normal" wirken und auch Ärzte damit täuschen.Da wirst Du dann als Angehöriger noch eher als "verrückt" abgestempelt,wenn Du davon berichtest,wie der kranke Angehörige sich sonst so verhält.

Und ausgehend vom Haloperidol wurden bis heute zahlreiche weitere Neuroleptika entwickelt,
aber was nutzt dies,wenn Du den Patienten nicht zum Arzt bekommst.

Ich an Deiner Stelle,würde die Gelegenheit,das sie gerade in der Klinik ist nutzen, und mit dem dortigem Stations-,Ober-, und /oder Chefarzt,nochmal eindringlich reden.Ihnen vor allem schildern,was Deine Mutter "außerhalb sonst so alles anstellt".Denn eine dauerhafte Medikation,kann psychische Krankheiten zwar nicht heilen,aber erneuten Phasen vorbeugen.Oder sie zumindestens abbremsen.

Und die heutigen sog. atypischen Neuroleptika (weniger Nebenwirkungen),werden auch von den Patienten oft besser tolleriert,weil man nicht ständig nur wie ein "benebelter Zombie" damit durch Gegend schwankt,dazu hier mehr:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=44493


Meine Mutter,hat die Med.aber immer wegen der Gewichtszunahme,nicht nehmen wollen,dazu hier mehr:

http://www.psychiatrie.de/data/pdf/f2/01/00/psu_04_2004_16.pdf



Vllt. erklärt sich Deine Mutter ja zur Medikamenteneinnahme bereit,wenn`s vom Chefarzt kommt,wenn sie dem mehr vertraut.


Alles Gute erstmal wünscht Dir Fee
Gespeichert

Epi

  • Gast

Hallo Katze

Was du hier schilderst klingt sehr dramatisch und ich kann mir vorstellen wie sehr es dich belastet.
Meine Schwägerin verhält sich ähnlich, bei ihr wurde auch Schizophrenie und Psychose diagnostiziert und auch mit ihr kann man sich lange ganz normal unterhalten, bis es plötzlich klick macht.

Mein Bruder ist durch die jahrelange Belastung selber krank geworden, ist -medikamenten, - und alkoholabhängig  und ihre beiden Söhne auch (einer hat sich ganz in sich selbst zurückgezogen). Wie bei dir, hat man zu lange die Verantwortung auf meinen Bruder und die Söhne abgeschoben, bis die nicht mehr konnten.

Immer öfters haben die Nachbarn die Polizei gerufen und da sie diese massiv als Bedrohung angesehen hatte und dies hat sich im Nachhinein als grosser Vorteil erwiesen. Sie zugeschlagen und versucht die Polizisten zu verletzen, diese haben sie in die Psychiatrie gebracht.
Natürlich kam sie bald wieder raus, aber die Polizei hat sie  fortan bei jedem Anruf einfach in die Klinik gebracht. Dann hat ihr Vermieter die Wohnung gekündigt, es ging einfach nicht mehr, sie hat sie total verwahrlosen lassen und meinen Bruder ausgesperrt und so musste sie in der Klinik bleiben, weil sie nirgendwo hin konnte.
Mein Bruder hat dann die Trennung eingereicht und ihre Söhne wollten sie - zu Recht - auch nicht nehmen. Die Verantwortung ging folglich auf den Staat über, ihre Söhne haben sie nach reiflichen Überlegungen entmündigen lassen.

Sie blieb 3 Jahre in der Klinik, da merkte dann sogar der dümmste Arzt, dass sie wirklich krank war und man ließ auch nicht zu, dass sie sich eine Wohnung suchte. Heute lebt sie in einer psychiatrisch betreuten Wohngemeinschaft. Kaum einer besucht sie noch, weil sie immer sofort behauptet, dass man sie umbringen, oder sie bestehlen will.

Ihre Söhne mussten sich, um zu überleben emotional von ihr lösen, es fällt ihnen immer noch schwer, aber dadurch dass sie versorgt ist, ist ihnen eine Riesenlast genommen worden. Sie haben erst zu Leben begonnen seit sie keine eigene Wohnung mehr hatte und in der Klinik war.

Ich weiss, dass man sich stark verantwortlich fühlt, wenn man so eine Mutter hat, denn sie ist wirklich schwer krank, aber dadurch, dass du dich immerzu kümmerst wird die Verantwortung für ihr Leben auf deine Schulter gepackt und die wirst du irgendwann nicht mehr tragen können und selber zusammen brechen, lass es nicht so weit kommen. Du hast auch ein Recht auf ein Leben ohne diese immense  Verantwortung!

Mein Rat mag hart klingen, aber du musst die Dinge fließen lassen, dich um dich selbst kümmern, die Augen und Ohren verschließen, emotional auf Distanz gehen, allenfalls auch die Polizei rufen und sie immer wieder einweisen lassen.

So wie du ihre Krankheit schilderst ist sie nicht therapierbar, meine Schwägerin hat auch jahrelange Therapie in der Klinik und nun in der Gruppe hinter sich und es hat nichts bewirkt außer, dass sie nun jeden medizinischen Fachausdruck kennt.
Medikamente lehnt sie strickt ab, da sie glaubt das die Ärzte sie damit vergiften wollen.

Es gibt leider einfach Menschen die so krank sind , dass man ihnen nicht mehr helfen kann...

Du bist auch Jemand! Vergiss das nie!! Du hast ein Recht darauf dein Leben so zu gestalten wie du möchtest, ohne diesen Druck.

Alles Liebe
Epines
Gespeichert

Epi

  • Gast

Noch etwas, in Anbetracht ihres Alters könnte man sie auch in einem Seniorenheim platzieren.
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Hobo

  • Gast

Hallo Katze,

solange Deine Mutter voll geschäftsfähig ist habt ihr Kinder überhaupt keinen Einfluss. Bei der Schwere und Unberechenbarkeit die Du schilderst werdet ihr wohl oder übel eine Entmündigung einleiten müssen und einen behördlichen Vormund bestellen. Das hört sich sehr schlimm an, ist es auch, aber wenn denn gar nichts mehr geht, ist es das letzte Mittel...

lg
Hobo
« Letzte Änderung: 29 September 2011, 19:37:37 von Hobo »
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