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Autor Thema: Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie  (Gelesen 10218 mal)

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tooney

  • Gast

Hallo Leute,

ich bin hier als Angehöriger, wie Ihr hier so schön sagt, aber natürlich nicht ohne Problem.

Die Verzweiflung treibt mich zu diesem Schritt, hier einmal zu posten. Ich möchte einfach ein paar Meinungen von Euch Betroffenen und auch Angehörigen erfahren, ob ich nicht etwa zu einseitig und nur mit meiner eigenen Meinung denke.

Ich bin jetzt 43 und habe vor ca. 2 1/2 Jahren eine wirklich bezaubernde Frau kennen und richtig toll lieben gelernt. Ich kann Euch sagen, ich liebe sie wirklich über Alles. Das kleinere Problem ist, daß ich es meist schlecht so ausdrücken kann, wie es der Gegenüber vielleicht gern erwartet. Ich denke, es liegt in meiner Kindheit und Erziehung. Es fühlt sich für den Anderen wohl etwas kühl an, ist aber überhaupt nicht. Ich brenne echt vor Liebe für sie!

Es wird aber noch viel komplizierter!

Ich hatte nach dem Kennenlernen schon festgestellt, daß sie sehr sensibel und verletzlich ist. Ich habe es eben einfach nur festgestellt, mir aber noch nichts dabei gedacht, da ich mit so etwas überhaupt keine Erfahrung hatte. (Ich muß dazu sagen, daß ich vorher 23 Jahre eine andere Beziehung und Ehe hatte, die sehr früh, mit 17 angefangen hatte.) Ich war einfach irritiert und wußte nicht so recht damit umzugehen. Ich habe sie so lieben gelernt, wie es im schönsten Liebesfilm vorkommt und liebe sie wirklich auch heut noch so! Rausch und Schmetterlinge, etc. etc.

Und jetzt kommt mein Verderben! Aufgrund dieser ihrer Verletzlichkeit habe ich sie schützen wollen und habe ihr anfangs einige Unwahrheiten aus Rücksicht ihr gegenüber erzählt. Ich will jetzt nicht hören, daß so etwas extrem verwerflich und absolut Sch... ist. Ich mache mir oft genug Vorwürfe deswegen! Es ging auch nicht darum, etwas zu verbergen. Ich bin kein Lügner, der 23 Jahre eine Beziehung mit Lügen aufrecht erhalten hatte. Das Scheitern hatte andere Gründe. Ich möchte das aber auch auf gar keinen Fall herunterspielen!Ich habe da einfach Sch... gebaut! So viel zum Thema Vertrauen! Ich habs vermasselt! Ohne wenn und aber! Ich habe mich darauf hin sehr bemüht, Vetrauen wieder herzustellen. Wie sehr und "schnell" so was geht und ob überhaupt, weiß ich!

Was ich bis dahin nicht gewußt habe, daß sie sehr depressiv ist und eine Sozialphobie hat. Ich habe ihre "schlechten Tage" schon erkannt, aber es nicht "geblickt", was dahinter steckt. Jeder hat ja mal schlechte Laune ...

Nun. Nach 2 1/2 Jahren und nach einem wirklich schönen, gemeinsamem Urlaub, der ihr als eine Person, mit sehr wenig Selbstwertgefühl, so viel für ihre Person gebracht hat (eine gemeinsame Donauradtour, die sie sich nie zugetraut hatte),macht sie plötzlich Schluß. Punkt!

Es geht plötzlich nicht mehr, obwohl es keinen direkten Anlaß gibt, nur mit meinen vergangenen Fehlern begründet sie es. Es gibt für sie nur noch den Chat und hier meint sie, daß es ihr hilft und sie hier verstanden wird. Es tut sicherlich gut. Aber hilft es wirklich, daß Problem zu bekämpfen?

Ich hatte alles gegeben und alles in letzter Zeit für sie getan. Denke ich zumindest. Ich weiß, daß da die Ansichten geteilt sein könne habe ich mir sehr viel Gedanken über uns und sie gemacht und erkannt, welche Probleme sie eigentlich mit sich herumschleppt. Dieses wurde mir dann von ihr auch bestätigt, daß sie unter Depressionen und den Auswirkungen, wie sozialer Rückzug und meist Internet-Chat leidet.

Darauf habe ich ich mich in wirklich verdammt vielen schlaflosen Nächten mit dem Thema beschäftigt und versucht Lösungsansätze herauszuarbeiten und habe mit ihr darüber gesprochen. Ohne Erfolg!

Ich komme nicht mehr an sie ran. Sie blockt alles ab und meint einfach, es geht nicht mehr, es wäre zu viel kaputt. Es gibt, nach ihrer Aussage auch keinen Anderen.

Ich habe mich so sehr mit dem Thema Depressionen, Selbstwert und Sozialphobie für sie beschäftigt und erkannt, daß sie dringend Hilfe braucht. Ich habe ihr versucht klar zu machen, daß ich alle ihre Probleme, aus der Liebe zu ihr, mit tragen würde und alle notwendigen Maßnahmen, wie Psychologische Hilfe und Paarberatung für mich selbstverständlich sind. Alles würde ich tun, wenn es ihr und uns helfen würde.

Tja, leider will sie nichts mehr davon wissen. Ich denke, sie hat eine gewisse Angst davor, daß ich sie wieder entäusche. Das verstehe ich voll und ganz. Aber noch mehr vermute ich ihre Angst vor dem normalen Leben, obwohl sie sich es so sehr wünscht.

Ich habe meine Fehler sehr bereut und bin sehr unglücklich mit mir, aber ich habe sie so lieb und würde ihr nicht mehr weh tun!

Wie ist nun Eure Meinung als Betroffener, welches ja nun die andere Seite darstellt und wie denken Angehörige darüber?

Soll ich die Beziehung wirklich, trotz aller Liebe als beendet betrachten? Oder was würdet Ihr mir raten oder selber tun?





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parapieps

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #1 am: 15 Oktober 2011, 07:31:36 »

hallo tooney,
um deine frage gezielter beantworten zu können, müsstest du etwas offener sein. ich habe nicht herauslesen können, welchen schweren fehler du begangen hast bzw. weswegen du deine partnerin angeflunkert hast.
vertrauen ist etwas sehr wichtiges und ich finde, gerade bei psy. erkrankten ist es einer der grundpfeiler überhaupt. als betroffene weiß ich, dass es fast unmöglich ist, jemandem voll und ganz zu vertrauen. ein bischen restangst ist immer dabei. angst weil man seinem gegenüber seine ganze verletzlichkeit offenbart. wenn dieses vertrauen einmal zerstört ist, ist es um so langwieriger und schwerer es wieder aufzubauen.
menschen mit sozialphobie leben für sich in ihrer eigenen welt. sie suggerieren freunden, sofern sie sich soweit offenbaren, dass sie sich ein "normales" leben wünschen. Doch oftmals wollen sie es gar nicht wirklich, weil dies angst und veränderung bedeutet. dies kann auch der grund sein, warum man sich von menschen entfernt, wie in deinem fall. es kostet unglaublich viel kraft sich zu überwinden und sich nicht seine ängste anmerken zu lassen, aus liebe oder dankbarkeit dem anderen gegenüber. aber dann zieht man sich zurück, um dies nicht ständig zu haben. auch wenn es weh tut und man darum trauert.
vlt solltest du erst einmal den freundschaftlichen kontakt zu ihr suchen und sie nicht mit liebe und fürsorge erdrücken. leider neigen viele angehörige dazu und verstehen nicht, warum man sich ihnen entzieht.
ich wünsche dir alles gute, lg das pieps
« Letzte Änderung: 15 Oktober 2011, 07:39:57 von parapieps »
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Epines

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #2 am: 15 Oktober 2011, 13:50:23 »

Hallo Tooney

Dein Wunsch zu verstehen ist legitim, aber nicht einfach zu erfüllen, ich versuche dir Antworten zu geben indem ich meine eigenen Gefühle zu dem was du schreibst erkläre, vielleicht hilft es dir ja sie besser zu verstehen.

***Ich kann Euch sagen, ich liebe sie wirklich über Alles. Das kleinere Problem ist, daß ich es meist schlecht so ausdrücken kann, wie es der Gegenüber vielleicht gern erwartet. Ich denke, es liegt in meiner Kindheit und Erziehung. Es fühlt sich für den Anderen wohl etwas kühl an, ist aber überhaupt nicht. Ich brenne echt vor Liebe für sie!***

Die Angst jemanden den man liebt zu verlieren war für mich  ein Dauerthema. Oft reichte es nicht, wenn mein jeweiliger Partner mir sagte, dass er mich liebt, ich musste ständig und immer wieder Beweise sehen.
Wenn du nun schreibst, dass du etwas kühl bist, würde mich dies persönlich ganz extrem runter ziehen, denn ich würde ständig an deiner Liebe zu mir zweifeln, deine Kühle als Gleichgültigkeit betrachten, sie auf mich beziehen. Ich müsste intensiv fühlen können, dass du Feuer und Flamme für mich bist.
Andererseits, wenn du es mir nun immer wieder versichern und beweisen würdest , dass du mich liebst, würde ich daran zweifeln, dass du jemanden wie mich überhaupt lieben kannst, da ich mir sicher bin, dass man so jemanden wie mich unmöglich lieben kann...
Dies beschreibt meinen Zwiespalt glaube ich sehr gut.

In jeder meiner Beziehung habe ich anfangs meinen Partner idealisiert, ihn auf ein Podest gestellt, alles an ihm war toll und super und wir hatten immer eine wunderschöne und aufregende Zeit. Ich hatte oft das Gefühl der Seelenverwandtschaft und so war es auch bei meinem jeweiligen Partner. Ich habe mich ihnen total angepasst und dadurch entstand eine Harmonie die unglaublich wohltuend war. Jedes Mal dachte ich endlich den Traumpartner gefunden zu haben, aber dann nach einiger Zeit entdeckte ich mehr und mehr "Fehler" an ihm, mit denen ich nicht leben konnte. Zu ihm aufzusehen wurde dadurch immer mühsamer und sein Podest begann zu bröckeln.

**Und jetzt kommt mein Verderben! Aufgrund dieser ihrer Verletzlichkeit habe ich sie schützen wollen und habe ihr anfangs einige Unwahrheiten aus Rücksicht ihr gegenüber erzählt. Ich will jetzt nicht hören, daß so etwas extrem verwerflich und absolut Sch... ist. Ich mache mir oft genug Vorwürfe deswegen! Es ging auch nicht darum, etwas zu verbergen. Ich bin kein Lügner, der 23 Jahre eine Beziehung mit Lügen aufrecht erhalten hatte. Das Scheitern hatte andere Gründe. Ich möchte das aber auch auf gar keinen Fall herunterspielen!Ich habe da einfach Sch... gebaut! So viel zum Thema Vertrauen! Ich habs vermasselt! Ohne wenn und aber! Ich habe mich darauf hin sehr bemüht, Vetrauen wieder herzustellen. Wie sehr und "schnell" so was geht und ob überhaupt, weiß ich!**

Die "Wahrheit" mit der du mich hättest schonen wollen, wäre  heftig gewesen , vor allem wenn es sich um fremdgehen und solche Sachen handelt, darüber hast du dich hier ausgeschwiegen, aber was sonst könnte mein Vertrauen zu dir so zerstören? Es hätte evt. auch zu einem Abbruch der Beziehung geführt, aber das Verschweigen wäre in meinen Augen ein Beweis gewesen, dass du aus irgendwelchen Gründen auch immer, nicht die Wahrheit sagen wolltest. Den Grund mich  nicht zu verletzen, hätte ich schlicht nicht geglaubt.

Von dem Moment an wäre es unweigerlich zwischen uns gestanden und du wärst in Null-Komma-Nichts von deinem Podest gestürzt und plötzlich ganz klein geworden. Alle anderen Dinge die sonst als geringfügig zu betrachten sind, wären plötzlich belastend  geworden und ebenso verletzend.

Sie hat Sozialphobie und Ängste, die hatte ich auch. Ich kann fast allen meinen Ex (außer dem letzten der ein absoluter Schatz ist) den Vorwurf machen, dass sie meine Ängste bagatellisiert und ignoriert haben und zwar in einem Ausmaß, dass ich kaum mehr Luft zum Atmen bekam. Ich hatte oft innere Panik die ich mir nicht anmerken lassen durfte. Es entstand ein regelrechter Zwang an Aktivitäten die ich nie wollte und die allesamt ihre Ideen waren, ich ließ mich aus Liebe mitreißen, aber es waren Tage der Qualen die man sich als nicht Betroffener nicht vorstellen kann. Ein solcher Urlaub wie du ihn beschreibst wäre für mich die Hölle gewesen, auch wenn es zwischendurch zweifellos wunderbare unvergessliche Momente gegeben hätte.

Ich hätte  geschwiegen und nach dem Urlaub meine Konsequenzen gezogen.

**Es geht plötzlich nicht mehr, obwohl es keinen direkten Anlaß gibt, nur mit meinen vergangenen Fehlern begründet sie es. Es gibt für sie nur noch den Chat und hier meint sie, daß es ihr hilft und sie hier verstanden wird. Es tut sicherlich gut. Aber hilft es wirklich, daß Problem zu bekämpfen?**

Ist ihr Problem, dass sie deiner Meinung nach bekämpfen soll, nicht eher dein Problem?

**Ich hatte alles gegeben und alles in letzter Zeit für sie getan. Denke ich zumindest. Ich weiß, daß da die Ansichten geteilt sein könne habe ich mir sehr viel Gedanken über uns und sie gemacht und erkannt, welche Probleme sie eigentlich mit sich herumschleppt. Dieses wurde mir dann von ihr auch bestätigt, daß sie unter Depressionen und den Auswirkungen, wie sozialer Rückzug und meist Internet-Chat leidet.**

Es gibt vermutlich viele Gründe die du als Gesunder nicht siehst, nicht sehen kannst, auch dass sie es einfach braucht von jenen Leuten verstanden zu werden, die ähnliche Probleme haben. Dafür ist ein Themenchat wie dieser natürlich ideal geeignet.

Es mag sein, dass du alles für sie getan und alles gegeben hast, aber wollte sie dies auch wirklich?

Oftmals meinen Leute sie wüssten besser als der Betroffenen selbst, was ihm gut tut.
Die immer wiederkehrenden Diskussionen was man falsch macht und die ständigen Vorwürfe, zermürben jemanden der psychisch krank ist, in einem für einen Gesunden nicht vorstellbaren Ausmaß. Manchmal braucht man schon einen kleinen liebevollen Schubser, aber wenn der Schubser zu emotionaler Erpressung und Manipulation ausartet, dann kommen ganz gefährliche Gedanken auf. (Ich möchte nicht behaupten, dass du so bist, ich kenne dich ja nicht.)

Irgendwann kommt man dann an einen Punkt, wo man einfach nur noch seine Ruhe will.

Es gibt für sie nur noch den Chat sagst du, das zeigt doch deutlich, dass sie die Distanz von dir braucht. Es bringt folglich nichts sie weiter zu bedrängen und Gründe wissen zu wollen. Sie hat sie dir genannt, glaube ihr doch was sie sagt. Wenn sie sagt, dass sie mit deinen voran gegangenen Fehlern nicht leben kann, dann ist das leider so und du musst es akzeptieren, ob es dir nun passt oder nicht.

Klar kannst du ihr einen Brief schreiben, aber erwarte davon nicht zu viel.

Ich denke, dass es für jemanden der vermutlich auch Angst hat vor dem Verlassen werden, ein langer und wohl überlegter Schritt war sich zu trennen. Dem ging ein Gedankenprozess voraus, den du nicht nach vollziehen kannst, aber es ist bestimmt keine Entscheidung aus dem hohlen Bauch.

Versuch es zu akzeptieren und wenn sie sagt, dass zu viel kaputt ist, dann ist dies eine klare Aussage und darüber zu diskutieren bringt nichts als weitere Ablehnung!

Auch wenn sie bereit wäre es noch einmal mit dir zu versuchen, würde es niemals mehr so sein wie es war, dein Verschweigen der Wahrheit würde immer zwischen euch stehen.

Nun dies ist meine Sicht der Dinge als Betroffene die ähnliches erlebte.

Ich wünsche dir viel Kraft das durch zu stehen!

Liebe Grüße
Epines


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tooney

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #3 am: 15 Oktober 2011, 16:18:19 »

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten.

Auch wenn mir diese nicht gerade Wohlwollen einflößen (nicht negativ gemeint!) und der Mut grad gegen Null geht, habe ich doch noch ein wenig mehr der „anderen Seite“ kennengelernt.

Einige Sachen muss ich hier wohl präzisieren. Die Unwahrheiten, waren meistens eher ein Verschweigen von Tatsachen über meine Ex, mit der sie ein großes Problem hatte. Ich hatte ihr einfach Anrufe von meiner Ex verschwiegen, in denen es meist nur um die Kinder ging. Ich hatte mit meiner Ex abgeschlossen. Von ihr hatte sie wirklich nichts zu befürchten Ich wollte sie einfach nicht damit belasten und natürlich Streit aus dem Weg gehen und habe ihn gerade damit provoziert. Ich war so dumm!
Ich gebe zu, es waren Unwahrheiten, Lügen, wie man es auch immer nennen möchte, aber es gab keine Andere, keinen Seitensprung  o.ä. Das hätte ich auch nie übers Herz gebracht, sie auf so eine jämmerliche Art und Weise zu betrügen. Das ist nicht meine Art.

Zu der Geschichte mit dem Urlaub. Wir hatten ein paar Monate davor schon einmal die Tour angefangen und aus Zeitgründen abgebrochen. Es war ihr Wunsch, diese wieder aufzunehmen und zu Ende zu führen. Es hat sie unglaublich stark gemacht und ihrer Aussage nach sehr viel für ihr Selbstvertrauen gebracht. Ich habe sie dabei auch nach bestem Wissen und Gewissen unterstützt. Schon allein den Toilettengang im Restaurant habe ich für sie vorbereitet. Dass so etwas die Hölle ist weiß ich schon, aber das Ausmaß kann ich natürlich nichterkennen. Aber es war einfach ein schöner Urlaub, den sie auch genossen hatte. Aber dann diese plötzliche Kehrtwende!

Erklärt mir mehr darüber! Ich will`s verstehen!

Zum Thema Chat, möchte ich sagen, dass ich es immer irgendwie gespürt hatte, wenn sie wieder chatten war. Es hat sie in ihrer Stimmung nicht verbessert. Eher hatten wir daraufhin eine Krise, da ich meine, dass der Chat sie eher negativ beeinflusste. Er hat sie nicht hochgehoben, wie das bei euch vielleicht der Fall ist, sondern eher in ihrer negativen Einstellung noch bestärkt. Leider hatte ich bis dato noch keine Ahnung von ihren Depressionen und natürlich dementsprechend falsch reagiert. Erst nach besagtem Urlaub, hatte ich mich tage- und nächtelang  in verschiedenen Foren etc. mit der Situation befasst und bin dann darauf gekommen, dass sie darunter leidet. Und jetzt ist mir natürlich erst der Schleier von den Augen gefallen, warum sie immer auf bestimmte Sachen entsprechend reagiert, was sie in etwa im Inneren fühlt. Dass sie das alles, trotz meinem Fehlverhalten, mitgemacht hat, ist eine Güte und Barmherzigkeit ihrerseits ohne Gleichen. Dies zu erkennen hat in mir sehr viel ausgelöst und meine Liebe zu ihr in eine weitaus höhere Position gehoben, als vorher!

Wenn ich sagte, ich würde alles für sie tun, hatte ich gemeint, sie bei einer Therapie zu unterstützen und auch eine Paartherapie anzustreben. Ich weiß, dass das sehr viel Kraft für beide Seiten kostet, aber ich bin bereit dazu, diese für sie zu opfern. Allerdings möchte sie nichts mehr davon wissen.
 Nun war ich der erste Mensch, dem sie sich nach ca. einem Jahr unseres  Zusammenseins  im realen Leben mit ihrer Sozialphobie anvertraut hatte (das Thema Depressionen ist mir erst jetzt bekannt geworden). Es weiß bis heute noch niemand, außer anonym im Netz, dass sie unter solchen Problemen leidet. Sie hat schon einige Beziehungen hinter sich (bei denen die jeweiligen Partner nichts davon wussten), in denen sie ebenfalls sehr verletzt und sogar betrogen wurde. Daher  habe ich einfach riesengroße Angst um sie, dass es damit grade so weiter geht, sie ausgenutzt wird und irgendwann komplett abrutscht. Das bringt mir eine fürchterliche Ohnmacht!

Vielleicht könnt Ihr jetzt verstehen, wie sehr ich nun verzweifelt über die Trennung bin.

Aber ich denke, Ihr habt wohl Recht damit, dass ich sie eventuell mit meiner Fürsorge erdrücke. Es wird verdammt schwer sein, das zu akzeptieren. Aber verstehe ich das richtig, dass ich dann eher das Gegenteil erreiche?
Wie sollte ich mich denn verhalten, um eventuell doch eine kleine Chance für uns aufrecht zu erhalten? Wie sehen Betroffene das? Gibt es hier auch Angehörige, die ähnliche Sorgen haben?

Vielen Dank
Tooney
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Hobo

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #4 am: 15 Oktober 2011, 16:47:03 »

Nicht mein Thema eigentlich, tooney. Ich machs auch sehr kurz. Du hattest Telefonate mit Deiner Ex, hast sie verschwiegen und sie hat es mitgekriegt.

Das wars. Soziale Phobien schnappen da direkt zu und die einhergehende Depression macht es quasi zu einem "Muss", sofort die Beziehung zu beenden. Du hast betrogen. Das ist das was sich einfrisst. Und bleibt.

Wir, die "Betroffenen", wir verzeihen nicht mehr. Wir nehmen zur Kenntnis und sind viel empfindlicher als "ihr" es seid. Und auch konsequenter, weil wir Verletzungen kennen und sehr früh den Stecker ziehen und auf Notaus schalten. Weil wir diese Schmerzen nicht mehr wollen.

Versuch es mit einem Brief. Aber überlege Dir sehr gut, was Du da schreibst. Vermeide das Wort "Ich". Versuche es mit "wir". Nur ein gut gemeinter Rat.

lg
Hobo
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Sergio

  • Gast
Tooney verschieben
« Antwort #5 am: 15 Oktober 2011, 18:18:46 »

allo Tooney,

ersteinmal soziale Phobien haben etwas mit dem Selbstbewusstsein zu tun, es gibt da verschiedene Ausprägungen, manche bekommen Panikattacken wenn sie unter Menschen sind, manche können direkt in der sozialen Interaktion mit Menschen nichtmehr funktionieren. Typische Symtome sind dabei, zittern, stottern, Angstattacken, leichtes erschrecken vor berührungen usw. Der Betroffene hat oft das Bedürfnis wegzulaufen, diesen Situationen auszuweichen.

Auslöser können sein, vereinsamung, fehlende Bezugspersonen, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Minderwertigkeitsgefühle, fehlende Hobbys.
Ich würde sagen das eine soziale Phobie etwas mit einer Depression zu tun hat, aber nicht direkt durch eine Depression entsteht, wie gesagt eine soziale Phobie entsteht vor allen Dingen dann wenn man sehr starke Probleme mit dem Selbstbewusstsein hat.

Um aus einer sozialen Phobie rauszukommen ist es seeehr wichtig denjenigen aufzubauen, in seinem Selbstwert. Das wichtigste überhaupt ist Tagesstruktur und genügend soziale Kontakte! Auch seeehr wichtig, geregeltes Leben, Arbeit und vor allen Dingen Hobbys, Dinge die einem Spass machen. Was warscheinlich der stärkste Katalysator für den Selbstwert ist,ist Sport, egal welche Sportarten alles hilft den Selbstwert zu steigern, sich gut zu fühlen. Bei lang anhaltendem Sport schüttet der Körper Glückshormone, sogenannte Endorphine aus, sozusagen setzt sich der Körper selbst unter Dope. Darüber hinaus hat Sport auch, wenn man es denn lange macht auch einen optischen positiven Effekt.
Auch eine wichtige Sache, ist gesunde Ernährung, Ernährung kann viel ausmachen wenn man sich sehr vitaminarm ernährt kann das sehr wohl auch einen negativen Einfluss auf die psychische Verfassung haben. Viel Vitamine, man fühlt sich gut, hat Power, ist nichtmehr schläfrig.

Gruß Sergio
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Epines

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #6 am: 15 Oktober 2011, 21:18:07 »

Hallo Tooney

Aha, nun wissen wir etwas mehr. Das verschweigen der Telefonate mit deiner Ex hätte mich auch sehr belastet, gerade was die Ex angeht sind manche Frauen sehr empfindlich und misstrauisch, da wird es , wenn es öfters passiert ist, kaum mehr ein Herausreden geben.
Um keine Diskussionen zu entfachen hast du es verschwiegen. Ich verstehe schon wie schwer es ist, wenn man seine Kinder liebt und sich weiterhin mit der Ex über sie austauschen will, was eigentlich auch normal ist, aber du hättest nicht lügen dürfen, sondern klar dazu stehen sollen, dass egal ob es ihr nun passt oder nicht, du den Kontakt wegen den Kindern weiterhin haben wirst.

Meines Erachtens ist das Wichtigste im Umgang mit Menschen die psychisch erkrankt sind, die schonungslose Offenheit, alles andere wird schlecht, oder gar nicht verstanden.


 ****Schon allein den Toilettengang im Restaurant habe ich für sie vorbereitet.****

Boahhh.... da musste  ich erst mal tief nach Luft schnappen, sorry aber dies ist echt das genaue Gegenteil davon jemandem Selbstvertrauen und Selbstsicherheit zu geben, dazu fehlen mir echt die Worte, dass ist zu viel der Fürsorge, bei aller Liebe...

Ich frage mich wie du dies wohl vorbereitet hast? Hast du dem Kellner erzählt, dass sie eine Sozialphobie hat, oder hast du die Toilette bewacht und niemanden hinein gelassen und allen gesagt, dass sich jemand mit Agoraphobie in der Toilette befindet...

Na ja....egal, geht mich ja nicht wirklich etwas an.

*Wie sollte ich mich denn verhalten, um eventuell doch eine kleine Chance für uns aufrecht zu erhalten? Wie sehen Betroffene das? Gibt es hier auch Angehörige, die ähnliche Sorgen haben?*

Das solltest du sie selber fragen, aber auch akzeptieren, dass sie evt. dazu nichts mehr sagen möchte.

Du hast vermutlich richtig erkannt, dass sie deine Fürsorge eher erdrückt als gefördert hat.

Ich kann dir leider keine Hoffnung machen, denn ich selbst reagiere auf solche Einengungen ziemlich allergisch, was aber nicht bedeutet, dass sie auch so ist, aber die Anzeichen deuten darauf hin.

Vielleicht hat sie dir früher schon deutliche Zeichen gegeben und du hast sie einfach nicht erkannt, oder wahr haben wollen, wie gesagt man meint es oft gut und will helfen, geht aber meist von sich aus und dem was einem selber gut tut, leider ist dies aber nicht immer auf andere Menschen übertragbar. Oft hat man das Gefühl zu wissen was dem anderen gut tun würde, was ihn aus der sozialen Angst heraus holt, aber vergisst ihn zu fragen.

Ich habe mir trotzdem überlegt was ich an ihrer Stelle von dir erwarten würde, wenn wir weiterhin Kontakt im Sinne einer Freundschaft hätten.

Nämlich einen Freund der immer offen ist und zu dem steht was er tut, der mein Verhalten nicht bewertet, egal was ich auch mache.
Ich brauche niemanden der mir immerzu sagt was ich machen muss, ich brauche keine Vorhaltungen, keine ständigen Vorwürfe, keine Moralpredigten, wenn ich wieder etwas versifft habe, weil ich einfach nicht die Kraft hatte es in Angriff zu nehmen. Ich weiss selber, dass ich versagt habe und brauche keinen der mich dauernd daran erinnert, aber ich brauche jemanden der da ist und mich eben so akzeptiert wie ich bin, mit allen meinen Fehlern und mit meiner Antriebslosigkeit, sei einfach da, sei ein Freund und nicht ein erziehender und ständig ermahnender Vater, der mich mit seiner Elterlichen Fürsorge erdrückt...

Alles Liebe Dir
Epines



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Hobo

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #7 am: 15 Oktober 2011, 22:08:17 »

Darauf wollte ich bewusst nicht eingehen.

****Schon allein den Toilettengang im Restaurant habe ich für sie vorbereitet.****

Ehrlich gesagt dachte ich es geht um eine Rollstuhlfahrerin. Da ich mehrere kenne bin ich da sehr zurückhaltend. Aber in diesem Kontext, ja, da muss ich sagen, lass es einfach. Du hast nichts verstanden.

lg
Hobo
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tooney

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #8 am: 15 Oktober 2011, 22:35:33 »

Hallo und vielen Dank

@Epines

Sorry, wenn es hier zu Mißverständnissen gekommen ist. Das ist wohl tagtäglich die Crux zwischen Betroffenen und Angehörigen...

Es war ihr Wunsch, den Toilettengang "vorzubereiten". Wo sind die Toiletten, links, rechts, wie weit und wie viele Leute sind auf dem Weg bis dahin.
Ich habe schon verstanden, welche Überwindung es sie gekostet hat und was für eine riesige Herrausforderung es für sie war. Deswegen habe ich es auch gern für sie gemacht. Ich habe sehr wohl gemerkt, wie sehr sie sich anstrengt, daß man ihr nichts anmerkt.

Dein letzter Abschnitt hat mich sehr nachdenklich gemacht. Er ist sicherlich richtig und für sie wichtig. Schließlich bin ich die einzigste Person, der sie ihre Probleme offenbart hat. Aber ich stelle mir das in der Realität sehr schwer vor, (nur!) ein guter Freund zu sein. Ich liebe sie! Ich kann doch nicht den Schalter umstellen und sagen, sie ist jetzt mein bester Freund. Gute Freunde kann man mehrere haben. Aber einen Partner, den man richtig wirklich liebt, hat man nur einen!

@alle Anderen ohne weniger Achtung und Dank auf die Antworten

Ich bin Euch allen wirklich sehr dankbar, daß Ihr Euch mit mir beschäftigt, auch wenn es mir sehr sehr schmerzhaft die Realität aufzeigt.
(Warum gibt es eigentlich so wenig Angehörige hier?)

Ich habe erkannt, daß in mir einen gewisser Selbstzweck aufgekeimt ist. Das angesprochene "ICH".

Ich habe viel nachzudenken, mich still zu verhalten, ihr Luft zu lassen und zu hoffen, hoffen und hoffen...

Vielen, vielen Dank

Tooney
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Epines

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #9 am: 15 Oktober 2011, 22:47:58 »

@Tooney , ich wünsche dir, dass du es schaffst und eine Chance bekommst und ihr beweisen kannst, dass du dich veränderst, denn indem du dich änderst wird sie es auch und alles ohne Zwang, denn man kann effektiv nur an sich selbst arbeiten und so zeigen, dass man es ernst meint.

Ich bin übrigens Betroffene und auch Angehörige, beide Elternteile waren resp. sind psychisch krank und meine Ex waren bis auf den letzten alle schwer persönlichkeitsgestört und depressiv.

LG
Epines
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Sintram

  • Gast
Re:Verzweiflung über Trennung wegen Depressionen und Sozialphobie
« Antwort #10 am: 16 Oktober 2011, 13:12:11 »

Hallo Tooney,

du bist offen in Dingen, von denen du weißt dass sie verletzend sind für sie und verkraulst sie dadurch, du verschweigst sie um sie zu schonen und erreichst das Selbe... vielleicht ist es ganz gut, nicht immer alles verstehen zu müssen.
Es ist sowieso unmöglich, Depressionen zu verstehen, ohne sie selbst erfahren zu haben, da kannst du eine Bibliothek leer lesen.

Depressive sind es gewohnt, alles zu ertragen, was ihnen an Unverständnis begegnet, so lange es irgendwie geht, derlei "Engelsgeduld" ist so betrachtet nichts Ungewöhnliches.
Allerdings hat auch der depressive Mensch die Fähigkeit, sich zu entscheiden, es ist nicht unbedingt dein "Versagen", das zu ihrem Trennungswunsch geführt hat, die Ursache kann ganz woanders liegen, mach dich also deshalb nicht verrückt.

Manchmal liebt man jemanden, der diese Liebe nicht genug erwidert, das muss nichts mit Krankheit zu tun haben, ja nicht einmal mit irgend Vorgeschichten.
Vielleicht bist du ihr näher gekommen, als sie es ertragen kann oder überhaupt will, was ihr jetzt einfach Angst macht, wer weiß?

Bleib so ruhig wie es dir möglich ist und lass ihr die Ruhe, die sie sich wünscht, der Rest ist Abwarten, bis die Dinge sich von selbst klären.

Das Leben geht weiter!
Sintram
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