Hallo Verstellungpur
Kommt mir alles so bekannt vor.
Auch ich war einmal mit einem Mann verheiratet den ich zu lieben glaubte und der mir täglich sagte, dass er mich liebt, aber außerdem sagte er auch noch:" Du bist zu dumm, zu blöd, zu faul, zu schmuddelig, deine Haare sind zu lang, zu wenig gelockt, haben nicht die richtige Farbe. Du bist zu langweilig, zu faul, machst alles nur für die Firma nichts für mich, liebst den Hund mehr als mich, bist zu dünn iss mehr, bist zu dick friss nicht so viel, bist zu langweilig, bist zu aktiv, redest zu viel, redest zu wenig, rauchst zu viel, trink doch lieber mal was, bist zu steif, bist zu kühl, bist frigide, bist falsch, intrigant, zu prüde, zu sexy angezogen, verlogen, dein Lachen ist zu vulgär, du putzt zu wenig, bist zu lange mit dem Hund draussen, streichelst die Katze mehr als mich, andere Frauen lieben ihre Männer mehr als du, wenn du mich lieben würdest würdest du dies und das ändern... die Liste könnte ich noch A4 seitig ergänzen.
Und ich habe mich bemüht und bemüht seinen Ansprüchen gerecht zu werden und es einfach nicht geschafft und dabei ging es mir immer schlechter und ich stand unter Dauerstress. Lange habe ich nicht erkannt, dass ich es gar nie hätte schaffen können, denn er hatte sich instinktiv eine Frau ausgesucht, die er nach seinen Wünschen formen wollte, bei der er der King sein würde, die zu ihm aufsah. Er wollte Kinder und ich sollte zu Hause bleiben wie sich dies für eine gute Frau gehört. Er verstand auch nicht warum ich eine fundierte Ausbildung wollte, viel zu teuer, Geldverschwendung! Seiner Meinung nach war dies außerdem verschwendete Zeit, weil ich ja nachher doch nur am Herd stehen würde. Mir war bald klar, dass ich mit diesem Mann keine Familie wollte, aber ich hatte auch nicht die Kraft ihn zu verlassen, zudem hatte er mir gedroht mich umzubringen wenn ich es täte, aber dies ist eine andere Geschichte.
Nach einem besonders dramatischen Streit, der mit schwerer Körperverletzung endete, begann ich mich emotional immer mehr von ihm zu entfernen, etwas war in mir gestorben und ich ließ auch nicht mehr alles zu und gehorchte nicht mehr. Ich zog mich immer öfters in mich zurück und dies langweilte ihn und er merkte wie seine Macht schwand. Eines Tages verließ er mich ohne Worte, aber mit meinem ganzen Guthaben, dass er heimlich von der Bank abgeholt hatte. Ich war sehr erleichtert und im Nachhinein auch dankbar, dass er einfach so aus meinem Leben verschwunden ist.
Wir wurden in Abwesenheit geschieden.
Warum ich dir dies alles erzähle weiss ich selber nicht, aber manchmal lässt man einfach zu lange zu viel mit sich machen, aber irgendwann reicht es und man kann nicht mehr und dann muss man sich eine Lösung überlegen. Das Leben ist zu kurz um seine Zeit einfach nur resigniert abzusitzen.
Alles Liebe dir und viel Kraft!
Epines