Hallo Verstellungpur,
ich kann Dir jetzt garnicht mehr so genau sagen, wie viele Jahre ich schon in dem Zustand verbringe, den Du eingangs beschreibst, mit Auf und Abs, aber kontinuierlich trotz Medikamentation.
Schick mich auf ein Amt und ich fühle eine Pistole auf der Brust, ich schiebe vor mir her und von mir weg bis zum letzten Drücker und darüber hinaus, alltägliche Dinge kosten mich enorme Kraft und Überwindung, die "andern" garnicht bewusst werden, jedes Hügelchen wird zum unüberwindlichen Berg.
Das sind allerdings durchaus Gefühle, meine nämlich, es ist keine Schande, anders zu fühlen als der Rest der Welt, auch wenn eine psychische Erkrankung dahintersteckt und ich das sehr wohl weiß, davon und deshalb gehen sie auch nicht weg, auch nach Jahren der Therapie nicht.
Dennoch lebe ich, schreibe hier, erlebe dies und erfahre das, sicher auf einem Minimum im Vergleich zu "andern", aber mir ist es allemal genug und ich kann gut damit leben, meistens zumindest.
Depression ändert alles, vor allem einen selbst, was vorher war, kannst du vergessen, es gilt radikal umzudenken und umzuschalten.
Erwarte kein Verständnis seitens der Umwelt, aber ehrlich gesagt ist das auch nicht das entscheidende Problem, erwarte nichts von Dir, meide Dinge, die Du nicht schaffst, nicht schaffen kannst, setz Dich nicht unter Druck und gestehe Dir Deine neue Wirklichkeit schonungslos ein.
Mach behutsame und vorsichtige kleinste Schritte in ein verändertes aber durchaus lebenswertes Leben.
Gut dass Du hier gelandet bist!
Es geht Dir eben nicht wieder gut, aber das muss man freilich erst akzeptieren, ich weiß nur zu gut, dass das nicht so einfach ist.
LG
Sintram