Guten Morgen Epines,
deine Worte haben mir sehr geholfen und mich auch weiter zum nachdenken bewegt. Ich hoffe es ist ok, dass ich wieder schreibe aber ich weiss auch irgendwie grad nicht wohin mit mir und ich merke, wie es nach mir greift.
Ich habe sehr viel nachgedacht, aufgeschrieben die letzten Tage. Es ging mir gar nicht so schlecht, als ich das erste Posting setzte, mir wurde sehr vieles bewusst und auch, dass meine Depression nicht erst seit 7 Jahren in meinem Leben mich fremdbestimmt, sondern schon in ganz jungen Jahren da war und mich so in meine Muster und Verhaltensweisen presste. Meine Mutter war Alkoholikerin, mein Vater verschloss die Augen davor und war ja auch arbeiten den ganzen Tag und nicht da. Wie schlimm es war, vielleicht wusste er es, vielleicht nicht. Ich bekam gesagt, du musst brav sein zur Mama. Wie auch immer, heute weiss ich, dass ich mich schon früh sehr hart gemacht habe, Gefühle verdrängt habe, anstatt mich ihnen zu stellen und sie zu leben. Ob gut ob schlecht. Ich habe keine Liebe bekommen, habe es nicht vorgelebt bekommen und ich denke mal, dass ich daher so große Schwierigkeiten habe etwas anzunehmen, zu vertrauen und schlicht gesagt zu lieben.
Es würde zu lange werden, um mein Leben darzulegen aber in Kürze, ich habe vieles in meinem Leben als Verletzung gesehen, als ich jung war hatte ich kein Selbstbewusstsein und empfand mich als nichts wert und auch mein Leben nicht lebenswert und fragte mich oft wieso ich da bin, ob das sein muss. Wollte auch gehen.
Das ist heute längst nicht mehr so. Ich habe meine Kinder, ich habe eine erwachsene Tochter aus einer früheren Beziehung. Sie geben meinem Leben Sinn und ich würde alles für sie tun. Ich liebe meine Kinder und ihnen konnte und kann ich auch geben.
Jedenfalls sehe ich ja nun wieder, fühle auch und merke, dass man auch Angst hat, aus der Dunkelheit, aus der Leere, dem nicht empfinden können, der Krankheit zu gehen. Ich sehe den Weg und war auch positiv. Ich weiss, dass es schwer ist und habe gemerkt, das es auch schmerzt sich dem inneren selbst zu stellen. Sich seinen ureigenen Ängsten und Dämonen zu stellen. Es sind so alt eingesessene Verhaltensweisen, die in einem kaum vorstellbaren Automatismus sofort greifen. Eine Bemerkung, irgendein Einfluss und sie gehen sofort runter, meine Rolläden, meine Mauern. Ich bin und wirke sehr hart nach aussen, meine Aggression, dieser ganze verdammte Schutz existiert nur, damit ich nicht weine und meine Gefühle zeigen muss. Ich war gut geschützt, zu gut. Isoliert, alleine, meine Seele nicht im Gleichgewicht. Ich denke es gibt schon beide Seiten in mir, ist auch gut so aber sie sind total unausgewogen. wie auch immer, ich möchte eigentlich den Weg weitergehen, auch wenn es jetzt erst beginnt, die Arbeit an mir, mit mir selbst und es so schwer werden wird.
Ich wollte mit ihm ein Gespräch führen, wollte den Mut fassen und ihm all das sagen, das ich plötzlich wieder fühle und sehen kann. All das was ich jahrelang nicht sah und nicht fühlte. Wollte meine Muster durchbrechen und es auch für unser gemeinsames Kind tun.
Ich schrieb ihm Samstag eine SMS, nachdem ich unser Kind bei ihm abgeholt hatte, bat um ein Gespräch am Sonntag. Er hätte Zeit haben müssen, es wäre sein Kind We gewesen und er rief Samstag an, weil mein Sohn zu mir wollte, Sehnsucht hatte. Also ging ich davon aus, dass er ja Zeit haben müsse, da ich ihn ja nun wieder hatte am Sonntag.
Mein Problem ist nun, dass er mir nicht mal geantwortet hat und ich merke wie meine alten Muster nach mir greifen. Mit Verletzung zu reagieren, abschotten, zurückziehen, hart werden, gleiches mit gleichem zu vergelten usw. Das macht aber keinen Sinn, weil es darum geht als Eltern weiter zu leben, ich kann ihn nicht aus meinem Leben schmeissen.
Gestern abend rief er an, sprach auf den AB, hat sich nach seinem Sohn erkundigt. Ich wählte die Nr. und drückte meinem Sohn das Telefon in die Hand, kein Wort wg meiner Nachricht auf dem Ab, kein Wort das er mit mir sprechen will. Einfach ignoriert, ich kann irgendwie nicht damit umgehen.
Bin ich nicht mal eine Antwort wert, er weiss ja gar nicht, worum es geht, hatte ja vorher nur gesagt, dass ich einige Dinge zu besprechen habe, die ich nicht mailen oder am Telefon besprechen mag. Aber was wirklich kommt, ich glaube nicht, dass er es auch nur ansatzweise ahnt.
Ich bin ja auch gefühlsmässig durcheinander, das ist das blöde, wenn man fühlt. Als er Freitag abend kam, um ihn zu holen, war ich in einem anderen Raum, als ich seine Stimme hörte, schossen mir die Tränen in die Augen.Ich brauchte einen Moment, um ihm begegnen zu können, alles wegzudrücken, mich sicher zu machen, dass er nicht sieht und nichts bemerkt. Mein Verhalten war wieder kurz knapp sachlich kalt, sonst hätte ich ja angefangen zu weinen.
Danach war mir ganz klar, dass ich dringend mit ihm reden muss, auch für mich, loswerden muss. Und nun das. Ignoranz die mir entgegenschlägt, keine Antwort wert, ja oder nein.
Wenigstens wollte ich ihm mitteilen, dass es mich ärgert und habe ihm nach dem gestrigen Telefonat mit seinem Sohn eine Sms geschickt, dass ich jetzt echt nen Hals kriege und um als Eltern gut zu fungieren ja zumindest eine Antwort erwarten kann und es angemessen wäre, ja nein zu sagen. Und das Ignoranz nicht hilfreich und unterstützend ist.
Diese wurde gar nicht mehr übermittelt. Ich möchte es nicht mehr schlucken und reinfressen und rutsche doch wieder in's Hamsterrad, weil ich mich ihm nicht mitteilen kann.
Und eigentlich will ich nun gar nichts mehr sagen. Mich nicht mehr offen legen und verletzlich machen. Schweigen, auch wenn es jetzt ein bewusstes schweigen ist. Aber es drängt so nach draussen.
Deshalb meinte ich, es ist einfacher in der Krankheit, man sieht nix, fühlt nix, hört nix. Es ist schwerer sich dem allem zu stellen und schmerzhafter. Es tut echt weh.
Tut mir leid, ich musste das einfach mal loswerden :-)