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Autor Thema: Anderen geht es schlechter!  (Gelesen 4881 mal)

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Epines

  • Gast
Anderen geht es schlechter!
« am: 13 Mai 2013, 15:03:32 »

Anderen geht es schlechter!

Dieser Spruch lässt oft vielen die Galle hoch kommen, aber dennoch habe ich mich fast mein ganzes Leben lang genau daran festgehalten. Genau dieser Spruch hat mir viel Kraft gegeben weiter zu machen und mich nicht endlos selbst zu bemitleiden, denn es stimmt tatsächlich, es geht vielen Menschen wesentlich schlechter als es mir je gegangen ist.

Rund um mich waren und sind Schöne und Reiche, die sich alles ohne nachdenken zu müssen ob das Geld nun reicht kaufen können, die Erfolg haben, immer den neusten Mercedes fahren, im privaten japanischen Badeteich planschen, modisch gestylt wie aus dem Ei gepellt herumlaufen, Kinder haben die ausschließlich teure Markenklamotten tragen, einen reinrassigen Hund spazieren führen und ein paar Araberpferde,  auf ihren mit edlem Holz eingekoppelten Weiden grasen lassen.

Die alle zwei Wochen zum Frisör laufen, sich den perfekten Schnitt und die Färbung verpassen die gerade Mode ist. Sich danach zur Pediküre und Maniküre begeben, um die gleichen künstlichen Fingernägel machen zu lassen, die gerade alle anderen auch haben.

Dann ist der Schönheitssalon ein MUSS, auf den man nicht mehr verzichten kann, schließlich will man gepflegt und  kein hässliches Entlein sein und zum Schluss hat man seinen favorisierten Schönheitschirurgen,  der hier und da etwas Fett absaugt und korrigiert was Mutter Natur nicht perfekt hingekriegt hat. Das blendend weiß *gebleachte* Gebiss nebenbei erwähnt, außerdem  auf einem Zahn ein Diamäntchen geklebt, das bei jedem Lächeln blitzt und funkelt.

Am Stammtisch wird  in meinem Beisein verkündet, dass man sich nicht vorstellen kann wie jemand mit 8‘000 Euro im Monat überhaupt über die Runden kommt und sich lautstark wundert, wie es überhaupt zu schaffen ist  mit so wenig Geld leben zu können. Schluck… da verschlug es mir echt die Sprache…

Früher einmal hat mich gekränkt, dass ich nicht auf der „Sonnenseite des Lebens“ stand. Darüber konnte ich stundenlang brüten und mich ärgern und ich fand es so ungerecht.

Es hat mich verletzt ein Nichts zu sein. Nichts zu haben und wohl nie wirklich reich zu werden. Mir nie leisten zu können was ich gerne hätte. Es hat mich verletzt wie sehr in der heutigen Welt nur HABEN und SEIN überhaupt etwas zählt. Nur wer ist und hat wird wahrgenommen. Da fällt mir immer dieser Song von Tic Tac Toe ein, haste was biste was, das stimmt genau, leider ist es seit dem Erscheinen dieses Songs noch wesentlich schlimmer geworden.
http://www.youtube.com/watch?v=ieRVmh3khfg

Irgendwann wurde mir jedoch bewusst, wie sehr mich die Orientierung an Dingen, die ich wohl nie haben werde  herunter zieht und ich habe angefangen mich an all jenen Leuten zu orientieren, denen es wesentlich mieser geht.
Heute bin ich dankbar in einem Land geboren zu sein, in dem Milch und Honig fließt. In dem Leuten denen es schlecht geht und die nicht mehr arbeiten können geholfen wird.
Klar kann man davon nicht gänzlich sorgenfrei leben, aber man hat zu essen und ein Dach über dem Kopf und ist medizinisch versorgt. Es ist meiner Meinung auch nicht die Aufgabe eines Staates alle Bedürfnisse finanziell abzudecken, abgesehen davon, dass sie dies ohnehin nie möglich wäre. 
In einem  Staat zu leben der sich so ein Sozialsystem wie es heute besteht noch leisten kann,  ist im Grunde ein wirkliches Privileg. Oft frage ich mich allerdings mit einem Blick in die USA, wie lange dies noch finanzierbar ist, denn es ist ja hauptsächlich der Mittelstand der dies alles ermöglicht und dieser wird oft über Gebühr steuerlich belastet. Manchmal ist es ganz schön hart das Geld für die Krankenkasse und die Miete jeden Monat aufzubringen.

In vielen Ländern der Welt ist es leider ganz anders. Es gibt Menschen die vor Hunger geschwächt nicht mal mehr aufstehen können und sich am Boden im Kreise drehen. Fee hat dies einmal mit einem Video gepostet, danach konnte ich tagelang nicht mehr schlafen. Ich darf gar nicht daran denken, so traurig macht mich das. Und auch da war ich wieder unendlich dankbar, dass es hier anders ist und man Hilfe bekommt, wenn man darum bittet, auch wenn es manchmal mühsam ist, bis es endlich soweit ist. Den ersten Schritt muss man eben meist selber gehen, aber man hat die Sicherheit, dass man nicht verhungert.

Mir wird immer mehr bewusst, wie sehr die eigene Leistungsfähigkeit unser größtes Kapital ist. Unsere Hände schaffen Dinge die sehr wertvoll sind. Die einen können nur gerade 2 Stunden am Tag kreativ sein und leisten dennoch hervorragende Werke, die ihnen selbst, aber auch anderen Menschen Freude bereiten. Die anderen stehen voll im Arbeitsprozess und tragen so zum Gemeinwesen bei. So sind wir alle aufeinander angewiesen und auf  irgendeine Weise wertvoll, auch wenn wir selbst manchmal nicht daran glauben.
Jeder leistet seinen Beitrag, der eine heute, der andere morgen und manche haben ihn schon geleistet!

Nun denn, ich möchte nicht mit Leuten tauschen, die sich den ganzen Tag aufregen, dass wieder ein Fischreiher sich an ihren wertvollen 1000 Euro-Koifischen genährt,  jemand aus Neid ihren Mercedes verkratzt hat und dass die Börsengeschäfte die ihr Geld arbeitsfrei vermehren sollen, nicht mehr so gut laufen und sie deshalb bald am Hungertuch nagen müssen...  Das sind Ängste die man sich echt nicht vorstellen kann (Sarkasmus)!
Dann würde mich auch stören, dass ich rund ums Haus eine Videoüberwachung anbringen muss, um meine wertvolle Einrichtung im Haus zu schützen.

Alles würde mich tagtäglich nerven, angefangen bei den Kuhglocken, dem Rasenmäher des Nachbarn, die Leute von nebenan die ein billiges Einfamilienhaus bauen und sich die Fassade nicht leisten können, den Garten verwildern lassen und ihren Sand und Bauschutt am Straßenrand deponieren und außerdem nicht die richtige Nationalität aufweisen können. Sich darüber ärgern warum die überhaupt hier bauen, wo sie doch keine Kohle haben, um alles richtig zu machen. Und dann sind da auch auch noch die  gewöhnlichen, mit  Knoblauch geschwängerten Kochdüfte, die  herüber wehen und die Luft verpesten.… Mann o Mann, dass sind vielleicht Sorgen!

Also ich würde sicherlich nicht mit so einem Leben tauschen wollen.

Ich kenne Leute deren Heimat das Bett ist, die kaum mehr raus gehen können, die sich mit Alk, Medis oder Drogen vollpumpen müssen, um ihre traumatische Vergangenheit zu verdrängen. Die an unheilbaren Krankheiten leiden und täglich grosse Schmerzen haben.  Die zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben haben und gemessen daran, geht es mir wie einer Königin, ich kann wieder raus, kann wieder arbeiten und bin deshalb jeden Tag dankbar an dem die Sonne scheint.

Alles Liebe
Epines

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DreiPunkte

  • Gast
Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #1 am: 05 Juni 2013, 14:37:43 »

Hallo,

jedem Menschen geht es in gewissen Sachen besser und in anderen Sachen schlechter als anderen.

Ich mag diesen Spruch ehrlich gesagt rein gar nicht.
Als ich jetzt die Bilder von den überfluteten Städten sah und wie die Menschen um ihre Habseligkeiten und Existenzen bangen, dachte ich auch: Man hab ichs hier gut (draußen schien die Sonne) und ich konnte machen, was ich wollte.

Wenn ich es vergleiche, geht es mir sehr gut. Ich muss nicht hungern, habe ein Dach über den Kopf und kann mir viele Luxusgüter leisten (Kein Jaguar oder ähnliches), aber allgemeine Sachen zum Leben eben. Und ich bin stolz, dass ich dabei auf keine fremde Hilfe angewiesen bin.

Vor allem bin ich frei. Ich muss nicht jede Stunde um mein Leben fürchten oder dass jemanden etwas passiert, der mir nah steht.

Auf Luxus lege ich keinen Wert, auch wenn ich auf bestimmte Dinge nicht verzichten möchte.

Man nimmt dies einfach als natürlich hin und daher merkt man eben oft gar nicht, wie gut es einem geht, auch wenn man sich depri fühlt oder ähnliches.

Als Kind wünscht man sich zum Geburtstag neues Spielzeug und kann nicht verstehen, wenn die Oma sagt: Ich wünsche mir, dass ihr alle bei mir seid. Tja, inzwischen bin ich trotz meines jungen Alters auch an dieser Stelle angekommen. Materielle Wünsche habe ich kaum noch. Man freut sich einfach mehr, wenn gewisse Menschen an einen denken und man ab und an ein liebes Wort hört.

Obwohl es mir meist gut geht, fällt es mir schwer, meine Einstellung nach diesem Grundsatz „anderen geht es schlechter“ auszurichten.
Es gibt immer was, was einem fehlt und sei es, wenn man sich nach einen Freund oder ähnlichem sehnt.

Wenn hier manche Leute schreiben, dass es ihnen so schlecht geht und erwähnen in einem Satz, wieviele Freunde sie doch haben, obwohl sie diesen durch ihre Krankheit oder aufgrund anderer Saschen ständig vor den Kopf stoßen, frage ich mich auch, wieso sie so rumjammern.
Jeder hat einfach etwas, was andere beneiden, weil sie es nicht haben.
Man nimmt sich immer den Punkt raus, an dem es einem selber schlecht geht.

Epines, es freut mich für dich, wenn es bei dir anders läuft und du mit deinem Leben vollkommen zufrieden bist.
Bei mir trifft dies nicht immer zu und es geht den meisten Menschen so.

Vielleicht liegt dies auch daran, dass sich viele schlecht und unwohl fühlen, wenn sie vor anderen zugeben müssen, dass es ihnen doch gut geht. Kommt jemand an und jammert herum, wieviel Stress er doch hat, sagt doch kaum jemand: Ja, ich versteh dich. Hast wirklich viel zu tun. Stattdessen kommt: Ach, das ist gar nichts. Denk nicht nur an dich, Also ich….


Zudem muss man beachten, dass deshalb auch immer sehr viel übertrieben wird, wenn es darum geht, die eigene Situation zu schildern.
Allein hier im Forum lese ich teils Beiträge, bei denen ich nicht mal Lust zum antworten habe.
Da passieren einem Menschen soviele schlimme Dinge im Leben und jeden Tag sieht diese Geschichte anders aus und man fragt sich dann schnell, was daran überhaupt dran ist. Natürlich haben manche Menschen mehr Pech in ihrem Leben als andere. Aber es ist einfach nicht glaubhaft, was manchmal erzählt wird.

Ich habe meine eigene Sache, an der ich zu knabbern habe und in der Hinsicht werde ich wohl nie sagen können: Mir geht es da doch besser als xy. Allein, weil es mich teils eifersüchtig und teils traurig und wütend macht, zu sehen, wie andere leicht Kontakte halten und aufbauen und die Leute mich dagegen verlassen und ich oft an Leute gerate, die meinen mich verarschen zu müssen.

Aber gut, dass es auch andere gibt, auf die ich mich verlassen kann.

Jeder ist einfach zu sehr mit seinen Problemen beschäftigt, als zu sehen, was bei anderen abgeht.

Als Beispiel im Forum. Zwei Userinnen, denen es nach eigenen Angaben sehr schlecht geht, die aber keine Hilfe annehmen wollen, schrieben schon sehr oft über ihren Zustand. Anfangs kamen immer aufbauende Beiträge und inzwischen bleiben diese auch fast unbeantwortet.
(Was im PN-Bereich abgeht, weiß ich nicht).
Nennt mich ungehobelt, aber mir ist es nunmal auch egal, was teilweise gejammert wird. Manchmal ist man zu sehr mit sich beschäftigt und ich frage mich, ob dies alles so stimmt. Erst wird eine Familie auseinandergerissen (soll für Wochen so sein) und kurz darauf, sind alle vereint und es geht um was ganz anderes.
Mir wurde hier schon mangelnde Empathie vorgeworfen, was mich damals sehr verletzte. Doch inzwischen weiß ich, dass mir diese Sprüche egal sein können. Es gibt genug Menschen, um die ich mich mehr kümmere als um mich. Bei Unbekannten im Netz fällt es mir einfach schwer, alles zu glauben und alle zu bedauern.
Daher schreibe ich auch keine Beiträge à la: Du Arme/r bald wird alles gut, halte durch.

Und wenn sich nicht mal Leute für mich interessieren, die dies jahrelang geheuchelt haben, dann kann dies niemand von mir verlangen, dies bei unbekannten zu tun.

Wenn ich jemanden mag, meine ich es ernst und wenn ich mich um jemand kümmer, dann mehr als um mich selbst.

Selbst im Chat wird ich einfach weggeworfen, nur weil ich meine Meinung sagte. Aber gut, Alk und weibliche Chatter sind natürlich interessanter oder welche, die einen nur umschleimen..

Es interessiert hierbei auch niemanden, wie es mir geht.
Dennoch weiß ich, dass es mir im Vergleich zu den meisten hier ganz gut geht.

Gruß
...
Gespeichert

Nicki

  • Gast
Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #2 am: 06 Juni 2013, 07:33:54 »

Ich denke, ob es einem gut oder schlecht geht, ist eine Frage der Bewertung durch einen selbst.
Ich werde oft bemitleidet, weil ich im Schichtdienst arbeite, ich selber bin damit nicht nur zufrieden, sondern würde auch ungerne einen Job von 9 bis 5 machen.
Eine Bekannte von mir hat Gleitzeit. Ich halte das für sehr angenehm, sie jammert darüber.
Der eine klagt über Regen, der andere freut sich, weil er dann seinen Garten nicht wässern muß...

Ich mag den Spruch, das es anderen schlechter geht eigentlich auch nicht, aber mir geht es mit Sicherheit besser, weil ich inzwischen positiver auf meine Lebensumstände gucken kann.
Gespeichert

Epines

  • Gast
Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #3 am: 14 Juni 2013, 10:43:13 »

Hallo lieber DreiPunkte und liebe Nicki

Danke für eure Beiträge!

@ Nicki
**ob es einem gut oder schlecht geht, ist eine Frage der Bewertung durch einen selbst.**

Das stimmt natürlich, denn wie schon erwähnt geht es jemandem der mit Aktien viel Geld verloren hat, sicherlich sehr schlecht ;-), dieser Mensch kann auch kaum mehr schlafen vor Sorge bald arm zu sein.

Du hast meiner Meinung nach etwas sehr Wichtiges gesagt, es geht dir besser weil du positiver auf deine Lebensumstände gucken kannst.

Genauso war es auch bei mir, als ich anfing überall in allem was mir passierte die Vorteile und den Gewinn den ich daraus zog zu suchen, fand ich ihn auch  und die Welt sah plötzlich nicht mehr so feindlich aus.
Alles Schlechte hat eben auch viel Gutes, man muss es nur sehen können.


@ DreiPunkte
**Man nimmt dies einfach als natürlich hin und daher merkt man eben oft gar nicht, wie gut es einem geht, auch wenn man sich depri fühlt oder ähnliches.**

Ja da muss ich dir Recht geben, so ist es oft. Ich selber beobachte, dass die Menschen selten zufrieden sind, sie wollen immer mehr, scheinbar ist diese Gier gegeben und dies hat nichts mit irgendeiner Krankheit zu tun.

Darüber denke ich oft nach, man häuft sein Leben lang Dinge an, rennt hinter weltlichen Gütern her und muss dieses und jenes auch noch haben und am Ende des Lebens kann man doch nichts mitnehmen. Alles was man sich angeschafft, oder erarbeitet hat ist im Grunde nichts mehr wert.

Dennoch rennen wir immer hinter Dingen her, die man auch noch haben muss.

Das eigentlich Wertvollste in unserem Leben, ist neben den Kindern tatsächlich unsere Gesundheit und die kann man sich auch mit noch so viel Geld nicht kaufen. Oder wenigstens nicht lange, dabei denke ich an den weltweit florierenden Handel mit Organen, über den kaum geredet und der dennoch durch das organisierte Verbrechen betrieben wird.

Mir selbst wurde erst bewusst wie wertvoll mein Leben  ist, als ich an der Schwelle eines gewaltsamen  Todes stand und wie durch ein Wunder überlebte. Dieser Moment hat alles in mir verändert.
Davor wollte ich im Grunde jahrelang sterben, sehnte mich extrem nach dem Tod.

Für mich war es ein Zeichen weiter zu machen und etwas in meinem Leben zu verändern.

Nun zum anderen Thema:
**Allein, weil es mich teils eifersüchtig und teils traurig und wütend macht, zu sehen, wie andere leicht Kontakte halten und aufbauen und die Leute mich dagegen verlassen und ich oft an Leute gerate, die meinen mich verarschen zu müssen.**

Gute Freunde zu finden ist oft gar nicht so leicht, denn man muss sich dazu auf der gleichen Insel befinden. Also ähnlich denken, oder im Mindesten  tolerant sein.
Gerade im Chat ist es nun mal so, dass nicht jeder Lust hat mit jedem gleichermaßen zu schreiben und wenn man nicht so ankommt, kann dies viele Gründe haben, im rl wie auch in einem Chat.

Auch wenn es dich damals sehr verletzt hat, dass dir mangelnde Empathie vorgeworfen wurde, ist sie dennoch ein wesentlicher Bestandteil, ob ein Mensch bei anderen ankommt oder nicht. Unterhaltungen wo sich das Gegenüber einfühlt, haben eine ganz andere Qualität, als jene mit Personen die dies nicht können. Empathielose  Unterhaltungen wirken schnell kalt und unpersönlich. Auch ob einem jemand sympathisch ist oder nicht, hängt stark mit Empathie zusammen.

Wie ich dir schon einmal schrieb hat es jedoch auch  oftmals  mit gestörter Kommunikation zu tun, wenn man abgelehnt wird.
Wenn man z.B. etwas gefragt wird, die Frage ernsthaft beantwortet und als Reflexion lediglich ein "ok" bekommt, dann nehme ich persönlich zweierlei an. Erstens, dass die Person nur fragt um eine Unterhaltung in Gang zu bringen, aber nicht wirklich an dem was ich sagte interessiert ist, oder zweitens, dass sie nur fragt um ihre Neugier zu befriedigen. Bereits nach dem zweiten ok, habe ich keinerlei Lust mehr weitere Fragen zu beantworten, denn ein Gefühl kommt auf wie wenn man vor Gericht stehen würde... und logischerweise wendet man sich dann jemandem zu, der an einem lebendigen Gespräch interessierter ist. Für mich zählt dabei weder das Geschlecht, noch die Tatsache eine Rolle, dass mein gegenüber Alkoholiker ist, oder an etwas anderem leidet. Gespräche ohne Reflexion enden schnell in einer Sackgasse.
Im Grunde kann man sie nicht einmal als Gespräch werten.

Jedes Gespräch, oder auch ein Chatgeschreibsel lebt  jedoch stark von Reflexion. Wer nie auf das Gesagte eingeht, ist nun mal als Gesprächspartner schnell unattraktiv und mangelnde Empathie steht tatsächlich im Raum. Außerdem  fragt man sich was jemand der im Grunde gar nicht an einem wirklichen Gespräch/Chat interessiert ist, in einem Chat, oder in Gesellschaft sucht. Es entsteht der Eindruck als ob sich die Person permanent langweilt und unterhalten werden will. Ich sage nun nicht, dass du so bist, sondern nur wie es manchmal auf der anderen Seite ankommt.

Dann gibt es noch jene, die einen an flüstern und meinen man habe sofort Zeit und Lust zu antworten und dann sogar ein-geschnappt sind, wenn man lange braucht um zu antworten, weil man eben mit jemandem anderen schon am chatten ist.

Mächtig nervt es, wenn jemand dann:" Hallo, wo ist deine Antwort!" schreibt, oder die Frage mehrfach wiederholt..., dies wäre bei mir ein Grund nicht  mehr mit dieser Person zu chatten. Erwartungshaltungen und das Gefühl die Bedürfnisse anderer sofort befriedigen zu müssen, stressen mich.

Manchmal kommt es so an:" Hier bin ich und will unterhalten werden", viele fragen nie, ob man gerade Zeit hat, oder ob man sich vielleicht gerade mit einer anderen Person unterhält.

Auch im Chat gibt es natürlich Menschen, die für einen selbst höhere Prioritäten haben und natürlich möchte man sich mit diesen zuerst, oder manche gar ausschließlich "nur" mit diesen Leuten unterhalten. Dies müssen wir einfach akzeptieren.

Es gibt auch Personen die partout nichts von sich preisgeben wollen, auch dass muss man akzeptieren und wenn man bei diesen ständig weiter bohrt, ist irgendwann Schluss und sie machen total dicht. Im schlimmsten Fall wird man auf igno gestellt. Geschieht dies mehrfach hat man jegliche Chancen verspielt, denn dies bedeutet das Grenzen überschritten wurden. Manche lernen es leider nur so, andere merken nicht, dass dies ein Zeichen ist, dass es effektiv zu viel war.

Manche fühlen sich dann zurückversetzt, aber das sind  ihre Probleme, ihre eigenen Gefühle und haben im Grunde nichts mit der Person zu tun, die nicht sofort verfügbar ist, oder sein will, oder nichts von sich preisgeben möchte.
 
Persönlich fühle ich mich in keinster Weise schuldig. Man kann eine Unterhaltung nicht erzwingen und wenn eine Person, aus einigen erwähnten Gründen dicht macht, muss man dies leider akzeptieren, aber man kann ja immer an sich arbeiten. Aber ob man bei den selben Personen eine erneute Chance bekommt ist fraglich, denn erneutes Bohren könnte erneut zum ignorieren führen.

Nun könnte man natürlich sagen, dass auch andere Personen nicht wirklich an einem interessiert sind und deshalb nie ein Gespräch von sich aus suchen, oder nur ihren eigenen Mist loswerden möchten. Stimmt natürlich auch wieder, einige sind tatsächlich so und diese stört auch ein "ok" nicht, aber dies ist meiner Meinung nach auch kein Gespräch.
 
Viele hier trauen sich jedoch auch nicht jemanden einfach so anzusprechen, da ist man eben selbst gefragt und muss den ersten Schritt gehen, ob flüstern da das Richtige ist, sei mal dahin gestellt, aber wie schon mehrfach erwähnt, wird das Gesagte dann nicht, oder kaum reflektiert,  stirbt jede Unterhaltung in Windeseile.

Dann kommt noch dazu, dass in einem Chat wo Menschen sind, die nur begrenzt Kraft haben sich überhaupt zu unterhalten damit zu rechnen ist, dass diese Kraft nicht für alle ausreicht und wenn man zu unterst auf der Prioritätenliste steht, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass man dann auf der Strecke bleibt.

Auch mir ist schon passiert, dass auf eine Frage geantwortet wurde:" Mit dir würde ich dies schon gar nicht besprechen!" Nach so einer Antwort ist für mich klar, dass ich mit dieser Person nie eine konstruktive Unterhaltung haben könnte. Manchmal muss man gerade mit geschriebenen Worten etwas einfühlsamer umgehen, denn mit den Worten: "mit dir" wurde ich als Gesprächspartnerin massiv abgewertet und spätestens dann ist für mich Schluss und ich mache dicht.

Deine Enttäuschungen haben also in erster Linie mit dir selber zu tun und nicht mit den Leuten die keine Lust an einem Gespräch haben, da gilt es anzusetzen und zu suchen, wo man evt. etwas falsch macht.

Alles Liebe
Epines







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Siny

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Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #4 am: 17 Juni 2013, 08:23:23 »

http://www.youtube.com/watch?v=viz2MLFTmcE




sorry - den Songtext habe ich wegen der Urheberrechte mal rausgenommen - bei Interesse bitte dem Link folgen.

nubis
« Letzte Änderung: 18 Juni 2013, 07:55:38 von nubis »
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Epines

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Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #5 am: 17 Juni 2013, 13:51:38 »

Hallo Siny,

ein toller Song der genau beschreibt wie es wirklich ist. Danke!

LG
Epines

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Siny

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Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #6 am: 17 Juni 2013, 14:03:27 »

Hat meine Mutter mir vor ein paar Tagen gezeigt. Ich finden den Text auch einfach großartig!
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Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #7 am: 17 Juni 2013, 15:46:32 »

Von deiner MUTTER?? KNORKATOR????
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Siny

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Re: Anderen geht es schlechter!
« Antwort #8 am: 17 Juni 2013, 18:50:29 »

Ja.^^ Sie war da auch letztes Jahr auf dem Konzert! :-P
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