Ich möchte hier an meine Freunde gedenken, die mir in letzter Zeit wie aus der Hand gestorben sind ...
Alles fing an mit meiner Patentante Bärbel. Ich habe sie geliebt wie meine Mutter, es war eine Krankheit, die sie mir weggenommen hat ...
Dann kam eineinhalb Jahre später meine Freundin Joanne, wir waren sehr gut befreundet und haben viel zusammen gemacht. Sie starb bei einem Autounfall :'(
Jenny war eher eine Bekannte, aber wir waren schon befreundet. Sie war die Freundin von Anke, einem Mädchen, dass ich im Internet kennengelernt habe und sehr gut befreundet. Auch sie kam bei einem Autounfall ums Leben.
Julia. Schwer depressiv. Zweifaches Vergewaltigungsopfer. Meine wirklich beste Freundin. Wir gingen durch dick und dünn, stritten uns und hatten Spaß zusammen. Bis sie wegziehen musste. Hamburg, weit weg von mir. Sie schien aber nie ruhiger, nie war sie anders. Zufrieden, schien zumindest so.
23.06.13
Julia verabschiedete sich von mir und einigen anderen Freunden im Internet. Ich rief sie an, wollte fragen, was passiert war. Niemand nahm ab, keiner ging ans Haustelefon. Eltern nicht zuhaus, Internet abgestellt.
Was geschah? Sie brachte sich um, erhängte sich in ihrem eigenen Zimmer. Die Eltern völlig geschockt. Familie zerstört. Freunde erschrocken. Ich verzweifelt. Hatte ich ihr nicht genug geholfen? Hätte ich mehr machen können, um ihr zu helfen? Ich vermisse sie so, möchte sie so oft anschreiben, bis mir einfällt, sie ist nicht mehr da. Nicht mehr da für mich. Es wird niemand ans Handy gehen. Nur eine Computerstimme, die sagt, dass die Nummer nicht mehr vergeben ist.
Und nun weiß ich, dass meine Freundin Anke wahrscheinlich stirbt. Sie liegt 800 km weit weg von mir im Krankenhaus, wird immer wieder irgendwo operiert. Mit ihr zu telefonieren, eine Qual für mich.
Mein Leben endet in einem Suizid. Oder Unfall. Jetzt noch nicht. Ich habe aus Julia gelernt. Ich will wenigstens noch die Physik-Arbeit, die ich mit Julia und Joanne gemacht habe, fertigstellen, veröffentlichen. Meinen Roman rausbringen. Dann kann ich gehen.
Ich bin 15. Kann ich sowas aushalten? Geliebte Menschen verlassen mich, ich bin allein, schwer depressiv, mit Papieren um mich, die ich zu Ende bringen muss. Zu Ehren Joannes und Julias.
Ich habe mir selber gesagt, ich kämpfe. Ich schaffe das. Ich lebe. Aber es ist der Druck, der mich klein hält. Der Druck der Schule, unter der Familie, der ganze Stress. Der Druck des nahenden Rückfalls. Ich habe Angst. Früher, 2012, konnte ich mich an zwei Lehrer wenden und mit deren Hilfe gesund werden. Das dachte ich. Aber ich war nicht gesund. Vielleicht war es eine Hochphase. Oder eine Depressionen-Lücke. Ich wurde Ende 2012 wieder depressiv, als ein Lehrer mir und meiner Freundin "sonst wo" hingestarrt hat. Ich wendete mich an niemanden. Soll ich meinen Lehrern sagen, was passiert ist? Soll ich die Menschen um Hilfe bitten, die mir keine oder kaum Hilfe geben können? obwohl sie mir besser helfen könnten als ein Arzt, der Geld für´s Hilfe geben bekommt.
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Momentan schlage ich mich so durch. Aber ich weiß nicht, wie lange noch ...