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Autor Thema: Einstellung zu Psychopharmaka  (Gelesen 3985 mal)

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Traumfänger(Guest)

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Einstellung zu Psychopharmaka
« am: 14 Juli 2008, 17:20:38 »

Hallo Forumianer,
ich hab da mal eine Frage. ;) Welche innere Einstellung muss man haben, damit Psychopharmaka überhaupt wirken können? Ich habe seit Jahresanfang in Absprache mit meinem behandelnden Arzt einige Medikamente gegen Depressionen verschrieben bekommen und ausprobiert. Ich habe mich bei der Einnahme der Medis strikt an die Anweisungen gehalten. Trotzdem gab es ausser diversen Nebenwirkungen keine Hauptwirkung. In einem Telefongespräch mit der Suizidambulanz erklärte man mir, dass ich selbst schuld an der Nichtwirksamkeit sei, weil ich eine falsche Einstellung zu den Medis habe. Auf Nachfrage konnte man mir aber nicht erklären was genau an meiner Einstellung falsch sei. Ich bin mir nicht so recht einer Schuld bewusst, was ich hätte anders denken müssen. Hatte immer gedacht ich hätte eine positive Einstellung den Medis gegenüber. Oder ist positiv in dem Fall falsch? In den Beipackzetteln konnte ich keine Hinweise auf innere Einstellung finden. >:( Vielleicht habt ihr hier im Forum eine Idee, oder Erfahrungen, was man wie am bessten denken muss, damit Psychopharmaka wirksam sind

Grüße, Traumfänger
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Ina

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Re: Einstellung zu Psychopharmaka
« Antwort #1 am: 14 Juli 2008, 18:17:15 »

Hallo Traumfänger (schöner Name!),

Nicht jedes Medikament schlägt bei jedem gleich gut an.
Auch ich habe schon sehr viele Antidepressiva ausprobiert (9 Stück um genau zu sein)
und geholfen hat mir keins.
Dabei bin ich immer sehr optimistisch an die Sache rangegangen, hatte Hoffnung,
dass mir das Medikament helfen könnte. Passiert ist trotzdem einfach gar nichts.
Unterstützend mache ich eine Psychotherapie.

Klar ist eine positive Einstellung dem Medikament gegenüber gut, aber das allein
bringt es nicht, glaube ich. Nein, ich bin mir sicher. Wahrscheinlich wirst Du einfach
noch weitere Medikamente ausprobieren müssen, um das richtige zu finden! Welche
hattest Du denn, wenn ich fragen darf? Es gibt bei Antidepressiva ja viele verschiedene
Gruppen, vielleicht bekommst Du ja mal eins aus einer anderen verschrieben!

Alles Gute!
Ina
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Traumfänger(Guest)

  • Gast
Re: Einstellung zu Psychopharmaka
« Antwort #2 am: 15 Juli 2008, 10:00:49 »

Hallo Ina,
danke Dir für Deine Antwort! Genauso bin wie Du bin ich auch rangegangen. Habe mir immer gesagt, wenn es anderen hilft, dann wird es mir auch helfen. Hoffnung hatte ich somit also auch.

Ich hatte vor vielen Jahren ein Medi verschrieben bekommen, das für etwa zwei Wochen zu meinem Erstaunen gut gewirkt hatte. Danach bin ich in die Depression zurückgefallen.  :(  Damals habe ich mich gegen innere Ablehnung gegenüber Medikamenten überreden lassen. Die üblichen Sätze halt " Wenn du auch nichts tust, dann wird es dir auch nicht besser gehen" oder "du hast keine Bereitschaft mitzuarbeiten, dann kann dir auch niemand helfen" So habe ich mich halt "breitschlagen" lassen und hübsch brav das verordnete Medi eingenommen. Als es dann wirkte, konnte ich es kaum glauben. Ich war sehr erstaunt darüber, wie zuversichtlich ich in vielen Dingen wurde. Ich hatte Hoffnung und wieder Mut Pläne für mein Leben zu machen. Zurückblickend betrachtet, waren es die bessten Tage der letzten 24 Jahre. Danach liess sich diese Erfahrung nicht wiederholen. Nicht mit diesem Medikament in höherer Dosis, noch mit etlichen anderen, die ich später im Laufe der Zeit ausprobiert habe. Ich kann mich aber nicht mehr an alle Medikamentennamen komplett erinnern. Es waren zu viele, und die Namen sind ja fast unaussprechlich. Ein Psychiater sagte mal zu mir, es hätte kaum Sinn, mir noch etwas neues zu verschreiben, da ich schon aus allen "Medikamentenfamilien" welche ausprobiert hätte und diese sich innerhalb einer Familie nur in relativ feinen Nuancen unterscheiden. Die Medis die ich jetzt aktuell ausprobiert habe waren. Amitriptylin, Cymbalta und Anafraniel. Namen an die ich mich erinnere sind, Synquan, Sulpirid, Fluktin, Aponal, Trevelior, Cipralex und noch einige weitere die mir momentan nicht einfallen. :(

Jedenfalls weiss ich aus Erfahrung, das Medis grundsätzlich helfen können und deshalb habe ich auch keine Ablehnende Haltung denen Gegenüber wie damals. Aber vielleicht wirkte das Medi damals gerade deshalb, weil ich es innerlich abgelehnt habe? Ich bin da nun wirklich sehr verunsichert, weil man mir auch kürzlich hier im Chat wie aus der Pistole geschossen sagte, ich hätte mit den Medis versagt, weil ich eine falsche Einstellung zu den Medis habe. Eine zu Hohe Erwartungshaltung hatte ich meiner Meinung nach auch nicht. Ich habe mir immer gesagt, wenn es mir um ein viertel besser geht, als vorher, dann ist das für mich schon ein riesengrosser Gewinn. Das wären übers Jahr gerechnet etwa 80 Tage weniger Depressionen ;). Selbst wenn ich nur 40 Tage im Jahr weniger Depris hätte, dann wäre es schon ein guter Erfolg.

Würde mich freuen, wenn euch zur inneren Einstellung bei der Medikamenteneinnahme noch etwas einfallen würde.

Grüße, Traumfänger
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Traumfänger(Guest)

  • Gast
Re: Einstellung zu Psychopharmaka
« Antwort #3 am: 16 Juli 2008, 17:01:14 »

Hallo Pudel,
die innere Einstellung scheint tatsächlich völliger Quatsch zu sein. Ich hatte gestern noch ein Gespräch dazu. Ein Medikament, das keine eindeutig erwiesene Wirksamkeit hat, wird garnicht erst freigegeben. Dazu werden sogenannte Blindstudien durchgeführt. Schneidet das Medi da nicht gut ab, bekommt es keine Zulassung.

Ich habe die Medis immer nach ärtzlicher Anweisung eingenommen und auch abgesetzt. Ich habe schon des öfteren Warnungen gehört, da eigenmächtig rumzuexperimentieren. Zu dem Willen gesund zu werden, hatten wir beide ja heute morgen im Chat schon einen Austausch. Ich halte es für quatsch, dass Menschen nicht gesund werden wollen. Dadurch hat man doch keine Vorteile . Es gibt aber wohl depressionsbedingt einen "gebrochenen Willen". Du sagtest, der entsteht aus der Hoffnungslosigkeit, die manche Menschen mit Depressionen haben. Hoffnungslosigkeit ist ja gerade carakteristisch für eine Depression. Wie gesagt einen Mutwillen krank zu bleiben, kann ich mir nicht so recht vorstellen.

Grüße, Traumfänger
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to_be_a_born_loser

  • Gast
Re: Einstellung zu Psychopharmaka
« Antwort #4 am: 19 Juli 2008, 14:15:27 »

Hallo Traumfänger,

eine positive Einstellung gegenüber Psychopharmaka, hat wahrscheinlich auch eine positive unterstützende Wirkung.
Da es sich aber nicht um so genannte Placebos (Medikamente ohne Wirkstoff) handelt, kann eine negative Einstellung gegenüber Psychopharmaka, keines Falls die Wirkung behindern, bzw. gar verhindern.

Also kurz gesagt...

Die Aussage, "Deine innere Einstellung verhindet die Wirkung" ist absoluter Schwachsinn !!!


L.G. Tobe

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Ancamna

  • Gast
Re: Einstellung zu Psychopharmaka
« Antwort #5 am: 09 Dezember 2008, 23:55:32 »

Hallo Traumfänger,

ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einer negativen Einstellung ein Medikament nicht wirkt. Ich nehme seit einiger Zeit Cipralex und war am Anfang sehr skeptisch ob es mir überhaupt etwas bringt, mal ganz davon abgesehen, dass ich auch permanente Pillenschluckerei nicht so toll finde.

Na ja und was soll ich sagen? Es hilft... auch wenn ich es nicht gedacht hätte und schon ein paar mal drauf und dran war es einfach sein zu lassen wegen der Nebenwirkungen, aber nun lohnt es sich.

Kann es vielleicht sein, dass du das jeweilige Medikament nicht lange genug genommen hast? Weil du zählst da eine ganze Latte auf - und die alle ausprobiert seit Anfang des Jahres?
Bei mir hats 8 Wochen gedauert bist ich überhaupt etwas gemerkt habe von einer Besserung und noch länger hat es gedauert bis ich sagen konnte, dass die Tabletten überhaupt eine konstante Wirkung zeigen.
Also ich kenne mich mit Medikamenten nicht aus und mir sagt keines der Mittel etwas, die du aufgezählt hast und wie sie wirken und wie lange es dauert bis man eine Wirkung bemerkt - ich kann da eben nur aus meiner Erfahrung sprechen mit dem Medikament, was ich nehme.
Aber eben eine Reihe von Medikamenten seit Anfang des Jahres ist echt ziemlich viel - hört sich ein bisschen so an, als ob dein Arzt dir, als du nach sechs Wochen noch keine Besserung durch die Tabletten hattest einfach mal was neues verschrieben hat...
Das kann ja irgendwie auch nicht so richtig sein, oder?  :-/
Machst du denn begleitend eine Therapie?
Wenn ja, dann frag doch mal den Therapeuten was er dazu sagt. Das würde mich wirklich mal interessieren!

Ich wünsche dir alles Gute!
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dejavu

  • Gast
Re: Einstellung zu Psychopharmaka
« Antwort #6 am: 13 Dezember 2008, 14:34:33 »

hey traumfänger

es gibt einen Mutwillen krank zu sein und um es noch zu toppen, es gibt auch´einen mutwillen todkrank zu sein, menschen emotional mit unheilbaren Krankheiten zu erpressen.

ich erlebe es seit 36jahren und es hat mich....
krank gemacht.
herzlichen glückwunsch liebe mutter
alles liebe deine erna...

die meiststufe davon ist,dem eigenen Kind mit selbstmord zu drohen

glg
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eva(Guest)

  • Gast
Re: Einstellung zu Psychopharmaka
« Antwort #7 am: 14 Dezember 2008, 11:59:29 »

hallo traumfänger

gib die hoffnung nicht auf... AD sind eine prima sache, auch wenn man anfänglich etwas rumprobieren muss.
oft spürt man erst mal die nebenwirkungen, weiss dafür aber dann, dass überhaupt schon mal was wirkt. die erwartung, dass es dann irgendwann "pling" macht und die welt dann wieder schön ist, ist leider übertrieben. AD sind nun mal keine drogen.
bei mir wirken sie relativ schnell, aber ich weiss, dass es mehrere wochen dauern kann, bis sie voll greifen. oft hilft auch eine dosiserhöhung (natürlich nicht eigenmächtig), statt ständig was neues auszuprobieren. ich leide seit jahren an einer rezidivierenden affektiven störung und wäre ohne ad ganz schön aufgeschmissen. allerdings habe auch ich einige ausprobiert, da ich teilweise die nebenwirkungen(z.b. libidoverlust) auf dauer nicht hinnehmen wollte, oder die kombination mit anderen medikamenten nicht optimal war. frag doch mal deinen arzt, ob ihr nicht bei einem bleiben wollt, bei dem du die nebenwirkung spürst, denn dann tut sich ja was, und da dann die dosis steigern könnt. manche menschen brauchen mehr wirkstoff. die nebenwirkungen klingen nach dem einschleichen wieder ab. wenns gar nicht klappt, kann man sich auch in der klinik einstellen lassen, allerding mit ein paar wochen aufenthalt. es gibt für jeden das passende medikament, und deine innere einstellung trägt
zur wirkung wahrscheinlich nicht allzuviel bei. bleib dran und viel erfolg. eva
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