Moin
Ich weiß nicht wohin mit mir und meinen Gedanken. Jetzt bin ich hier gestrandet.
Es ist alles sehr vertrackt - ich schreibe es einfach mal auf, vll interessiert es jemanden, kann Tipps und Meinungen dazu abgeben und ich kann so vielleicht meine Gedanken ordnen.
Seelenstriptees für das ach so anonyme Internet. =)
Zusammenfassung: Ich, Ex-Affäre eines verheirateten Mannes, der sich diese Woche in eine Klinik hat einweisen lassen.
Ich, die gute Freundin im Schatten, die niemanden aus seinem Umfeld kennt um sich auszutauschen.
Ich hänge in der Luft und kann meine Gedanken nicht sortieren, fühle mich mit schuldig an seiner Situation.
Langtext:
Ich fang vorne an.
Februar
Ich lernte J. kennen. Er, 49, ein hoch intelligenter, gebildeter, gutaussehender, erfolgreicher Mann. Unzufrieden mit seinem Leben, seiner Ehe... tiefe Sehnsucht nach Lust und Nähe, er hat sein ganzes Leben lang 'funktioniert'.
Ich, 28, frischer Single auf der Suche nach Abenteuer.
Gesucht - gefunden.
Wir verlebten einen traumhaften Frühling miteinander. Leicht. Sinnlich. Fröhlich - Perfekt. Wir harmonieren einmalig. Freizeitbeschäftigungen, gemeinsame Mittagspausen, Reden, Lachen, Bettspaß...
(vom unmoralischen gegenüber seiner Frau will ich hier gar nicht erst anfangen, ich weiß es)
Mai/Juni
Die beiden fingen eine Paartherapie an.
Sie, auch Ende 40, Hausfrau und Mutter von 3 Kindern
Problem der Beiden ist das sie sich nicht Nahe sind, es noch nie waren. Mittlerweile herrschte totale Stille zwischen den beiden.
Sie haben es aus dem Elternhaus nicht anders gelernt. Keiner wurde in den Arm genommen oder mit Liebe aufgezogen.
Durch mich hat er Liebe, Freude und Leichtigkeit erfahren... er war dabei zu lernen Gefühle zu zeigen und über diese zu sprechen.
Kurz und knapp: die Beiden versuchten einen neuen Weg für sich und ihre Ehe zu finden. Unter anderem erlaubte seine Frau ihm, sich eine Geliebte zu suchen (sie hatte keine Lust mehr aus 'Lust', diesen Schritt versteh ich trotzdem bis heute nicht) ... also wurde ich offiziell gemacht.
Die neue Situation hat mich mehr als belastet. Es hat die Leichtigkeit genommen und es Kompliziert gemacht.
Seine Frau kam mit der neuen Situation gar nicht zurecht - also wurde die Sache auf Grund ihres Gemütszustandes beendet.
Dies haben wir nicht allzu lange ausgehalten, die Sehnsucht war zu groß, wir führten es heimlich weiter.
(Sein tun gegenüber seiner Familie finde ich fürchterlich, es kann zuende gehen, aber dann bitte fair.
Ich hab soviele Infos, da er mich zugleich als gute Freundin sieht und mir viel (vll zuviel) erzählt hat)
In der Zwischenzeit hat es sich herauskristallisiert das er "Liebe" für mich empfindet. Für beide. Seine Frau & ich.
Ich denke er wusste einfach nicht mehr wohin mit sich.
August
Mein Gewissen fängt an sich zu melden. Meine Ego-Singlephase ist vorbei, ich möchte in so etwas nicht mehr verstrickt sein, ich habe die Affäre beendet.
Ich empfinde eine tiefe Zuneigung zu ihm, er ist eine wichtige Bezugsperson für mich geworden, wir wollten den Kontakt nicht ganz abbrechen (er war in dieser Zeit fast schon 'anhänglich') Wir haben uns gelegentlich getroffen, Kaffee getrunken, umarmt, aneinander gelegen, uns ausgetauscht.
Er hat tiefe Sehnsucht, vermisst alles was wir miteinander hatten.
Montag, 09.09.2013
Am Montag hat sein Therapeut seine Vernunft in dieser Sache geweckt. Es ging um Sucht, Selbstbetrug vs Sehnsucht, süße Lust vs Erreichtes, Wünsche, Dauerhaftes.. er war total verwirrt, neben der Spur, wusste nicht mehr was Richtig ist.
Problem Nr. 2: Er hat noch nie wirklich Entscheidungen in seinem Privatleben getroffen die ernsthafte Konsequenzen hatten.
Sein Gesprächstherapeut meinte, dies hat seine Mutter früher für ihn übernommen (sehr kalte Frau) und er hat es nie gelernt.
Er würde schon gerne gehen, sich scheiden lassen, sein Feuer neu entfachen, aber er hat Verantwortung, kann nicht einfach so gehen, möchte niemanden im Stich lassen oder verletzen.
Ich habe ihn mal gefragt was die beiden zusammenhält: "Verlässlichkeit" war die Antwort.
Seine Frau meinte in einer Sitzung mal "Vll haben wir noch nie wirklich zusammengepasst"
Klingt schon alles sehr kaputt....
Versteht das nicht falsch, ich habe ihn immer dadrin bestärkt weiterzukämpfen, die gemeinsamen 20 Jahre nicht wegzuwerfen, das zu schätzen was er hat, zufrieden zu sein. Für uns beide war klar das es nie 'mehr' zwischen uns werden wird/kann.
J. meint bei mir kann er froh sein, ich wär sein Lichtblick, meine Strahlen entzündet sein Feuer. Diese Aussagen haben mich sehr gefreut, er hat mich und mein Wesen in den höchsten Tönen gelobt.
(Jetzt, wo es ihm so schlecht geht, sehe ich das mit etwas anderen Augen)
Was ist denn das? Tiefe Depression oder eine akute Lebenskrise?
Er sprach davon das ich ihn ruhig mache. Er konnte noch so aufgewühlt sein, nach 5 Minuten in meiner Nähe (sogar am Telefon) ging es ihm wieder gut. Das kann beruflich oder privat gewesen sein.
Ich wusste das er eine psychisch belastete Vergangenheit hat.
2 Burnouts, seit 8 Jahren Gesprächstherapien, dazu Pillen die ihn Stressresistenter machen (diese hatte er natürlich auch jetzt in einer Hochphase abgesetzt...) seit 25 Jahren keinen Kontakt zu seinem Vater (diesen hat seine Frau vor ~3 Monaten wieder hergestellt, keine gute Idee).. alles nicht rosig und alles aufeinmal. Wäre mir wahrscheinlich auch zuviel.
Ich muss dazu sagen, das ich noch nie etwas mit psychischen Krankheiten zutun hatte. Weder persönlich, noch im Umfeld.
Für mich ist das alles neu, ich hab da arg dran zu knabbern.
__________________________
So, jetzt mein Problem in der Situation, ich habe niemanden mit dem ich mich austauschen kann, ich, die Ex-Geliebte eines verheirateten Mannes, die keine Kontakte in sein sonstiges alltägliches Leben hat. Ich stehe nun alleine da. "Geschieht ihr recht!" werden jetzt bestimmt einige denken. Ich würde nicht anders denken, wenn ich diesen Zauber und diese Innigkeit nicht miterlebt hätte.
Dienstag, 10.09.2013
Er hat einen freien Abend, wollte mich sehen, zumindest telefonieren.
Er kam für eine halbe Stunde vorbei. Ich habe ihn gesehen und ihn gefragt ob es ihm so schlecht geht wie er aus den Augen schaut. Seine Antwort: "du siehst das" (zur Info, seine Frau hat nichtmal gemerkt das ihr Mann einen Burnout hatte, wie schlecht es ihm damals ging...)
Er hat versucht seine Traurigkeit (Verzweiflung?) wegzulächeln, ich habe andere Themen angerissen und es waren schöne 30 Minuten die ihn aufgebaut haben. Dafür hat er sich mehrfach bedankt, das ich ihm gut tue, mein leuchten, ich ihn aufbaue - einfach nur mit meiner Nähe.
Donnerstag, 12.09.2013
Ich wusste das sie an diesem Morgen noch ein Paargespräch haben werden. Am frühen morgen war noch alles gut, wir haben uns fröhlich ein paar Nachrichten hin und hergeschickt.
Dann, 2 Stunden später der Schock! Ich bekam eine Nachricht von J. das es erstmal die letzte Nachricht sein wird, er sich einweisen lässt und er da durch muss.
Er an mich denkt und mich lieb hat, das ich in seinem Herzen bin und bleibe ... und "Im Dunkel wird deine Fröhlichkeit mir ein Licht sein"
Jetzt ist alles plötzlich so still.
(positiv: wir werden unsere Whatsapp-Sucht besiegen) ;)
Das schlimme ist, zu wissen das es ihm schlecht geht, aber nicht zu wissen was mit ihm ist.
Ist er zusammengebrochen? Wusste er nicht mehr wohin mit sich? Was iost mit ihm? Tiefes schwarzes Loch ohne AUsweg? Alles zuviel?
Er hat seit ~2 Wochen immer mal geäußert das er am liebsten wegrennen würde.
Ist es das? Einfach weg? Ruhe? Was geschieht in so einer Klinik wenn man mit diesem 'Krankheitsbild' anreist?
Ich kann nichts tun, außer das Kapitel zur Seite zu schieben und ihm alles erdenklich Gute zu wünschen.
Ich hoffe er kommt stabilisiert zurück. Egal in welche Richtung er sich ordnet, hauptsache er ist glücklich.
Viele Grüße
K. der es sehr schwer fällt und die sich gedanklich im Kreis dreht
------
Ich habe mich vorher hier kurz eingelesen und finde die Vorstellung einer Blätterhaufenhöhle sehr schön. :)
J. hat sich eingerollt, ich hoffe er kommt heil aus dem dunklen Wald heraus.