Eine Knoblauchgeschichte, oder wie bösartig grausam Knoblauch sein kann, wenn man ihm zu Leibe rückt
Als Mitbringsel kam es ins Haus ein Glas in dem Knoblauchzehen schwimmen.
Skeptisch beäuge ich die Sache und quasi als Versuchstestperson, lasse ich den kleinen Frederic eine Zehe probieren, die er sogleich filmreif wieder auf den Tisch spuckt.
„Ist er wirklich ein Massstab“, fragte ich mich?
Ok, ich schreite zu den Versuchstieren. Katze riecht dran und verzieht das Gesicht. Dem ersten Hund werfe ich eine Zehe zu. Schluck ist sie weg, ohne auch nur ein einziges Mal darauf zu beissen. Zweiter Hund dasselbe. „Hmmm“ denke ich, sollte ich etwa wagen das Zeug zu probieren. Erneuter Hundetest, aber dieses Mal wird mir die Zehe vor die Füsse gespuckt. Schreck!
Ich sitze vor dem Glas und frage mich ob ich meinem durch schwarze Trüffelschokolade verwöhnten Mund dies wirklich zumuten kann.
„Augen zu und durch“, sage ich mir und stecke eine Zehe in den Mund. Sie ist erstaunlich zart, knackig mit dem bekannten würzigen Knoblauchgeschmack, in Kombination mit der Essiglake in der sie eingelegt ist und schmeckt einfach göttlich! Eigentlich hätte ich ja ahnen müssen, dass mir niemand der mich kennt etwas schenkt, das ich nicht mögen würde. Na ja, was der Bauer nicht kennt…
Sogleich kann ich mich nicht mehr zügeln und futtere gleich das ganze Glas leer.
„Lausige Kostverächter!“, rufe ich den zwei Schwarzen zu, die daneben sitzen und trotzdem gierig gucken, wie Zehe für Zehe in meinem Mund verschwindet.
Knoblauch hat die Eigenschaft, dass er nie so lange hält wie er sollte. Also von einer Ernte bis zur Nächsten, sondern oftmals schimmelt oder die Zehen austrocknen. Also dachte ich, ich lege einen Teil meines Knoblauchs so ein wie diesen hier.
Zuerst versuche ich mit nur einem Kilogramm. Eine langweilige Knüblerei in der ich mir Gedanken mache wie Knoblauch wohl am Schnellsten zu schälen ist. Falls jemand hier einen guten Tipp hat wäre ich dankbar!
Es war ein Regentag und ich machte mich zusammen mit „James Rolling‘s Feuermönche“ als Hörbuch, fleissig an die Arbeit.
Nach etwa der Hälfte, fingen meine Fingerspitzen an zu brennen. Ich schrubbte sie mit Seife, danach mit Sandseife, danach mit Zitrone, aber das Brennen wurde immer stärker und die Finger fingen an wie im Feuer verbrannt zu schmerzen und wurden knallrot und heiss. Aufgeben gab es nicht, denn wenn ich heute eine Arbeit anfange, wird sie auch beendet. Punkt. Knoblauch wird mich doch nicht klein kriegen!
Also zog ich Latexhandschuhe an.
Die Zehen waren fertig, sahen in den vielen Gläsern sehr adrett aus und ich freute mich riesig. Für ein einziges Kilo hatte ich tatsächlich 3 Stunden gearbeitet… Nun weiss ich auch warum diese Dinger so teuer sind, wenn man sie kaufen muss.
Die Schmerzen in den Fingerspitzen verschwanden erst Stunden später und bescherten mir eine schlaflose Nacht. Die Rötung war lange deutlich zu erkennen und erst am Morgen danach verschwunden.
Am nächsten Tag bemerkte ich, dass ich in den Fingerspitzen die betroffen waren kein Gefühl mehr hatte, sie waren taub. Anzusehen war ihnen jedoch nichts mehr, sie sahen „normal“ aus.
Vier Tage danach begann sich die Haut an den Kuppen abzuschälen…
Das also ist sozusagen die Rache des Knoblauchs :-)
Die eingemachten Zehen haben leider nicht lange überlebt, so viel Knoblauch habe ich wohl noch nie im Leben gefuttert, sogar die Trüffelschokolade blieb unangetastet.
Also sitze ich nun hier und vor mir sind in einem Korb aufgetürmt genau 5 Kg Knoblauch, dem ich nun mit Handschuhen zu Leibe rücke. In 15 Stunden dürften alle etwa im Glas sein, es sei denn jemand von euch hat einen klugen Rat wie man die schneller schälen kann.
Epines