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Autor Thema: Das Rehlein im Kutscherschloss  (Gelesen 3995 mal)

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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Das Rehlein im Kutscherschloss
« Antwort #15 am: 24 Juni 2018, 23:30:50 »

man darf eigentlch keine Fremdgedichte zitieren aber ich tus - Pudel kann mich gerne bestrafen

Alle Birken grünen ...

Alle Birken grünen in Moor und Heid,
Jeder Brahmbusch leuchtet wie Gold,
Alle Heidlerchen dudeln vor Fröhlichkeit,
Jeder Birkhahn kullert und tollt.

Meine Augen, die gehen wohl hin und her
Auf dem schwarzen, weißflockigen Moor,
Auf dem braunen, grünschäumenden Heidemeer
Und schweben zum Himmel empor.

Zum Blauhimmel hin, wo ein Wölkchen zieht
Wie ein Wollgrasflöckchen so leicht,
Und mein Herz, es singt sein leises Lied,
Das auf zum Himmel steigt.

Ein leises Lied, ein stilles Lied
Ein Lied, so fein und lind,
Wie ein Wölkchen, das über die Bläue zieht,
Wie ein Wollgrasflöckchen im Wind.

Hermann Löns (1866-1914)

(Geändert am 24. Juni 2018)
(Gedicht der Woche - Archiv)
http://www.deutsche-liebeslyrik.de/

das holpert nicht Nubis? und warum und wo nicht?
für mich holpert es und ist trotzdem schön
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nubis

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Re: Das Rehlein im Kutscherschloss
« Antwort #16 am: 25 Juni 2018, 14:43:11 »

Hallo Adre,

zum Gott oder G*tt nur kurz: es ist mir trotzdem unverständlich :-)
Man kann sich mit Etwas oder Jemanden beschäftigen ohne dessen Sitten und Gebräuche zu übernehmen - oder lernst du jetzt auch hebräisch?

Egal...


Zum Holpern: schwer zu erklären, wenn man es nicht beim Lesen selbst merkt.
Es liegt schon mal nicht am Reim - es gibt auch gute Lyrik ohne Reim und Versmaß, die sich trotzdem gut lesen lässt.
Aber wenn man diese schon bemüht, dann sollte es eben auch passen.

Im Gedicht von Herrmann Löns ist das der Fall: ich bekomme beim Lesen einen Rhythmus - bei deinem Text eben nicht.

Da hakt es (für mich) beim Lesen grade an Kleinigkeiten: hier mal ein 'da', dort mal ein 'es', die zu viel sind und den Fluss stören.

Als Beispiel:

Orginal:
Aus dem Gebüsch, da unverhofft ein Rehlein sprigt
aus den tiefen Blättern und Moosen soo zart und fein
und es huscht zum kühlen Brunnen und es trinkt
und blinzelt in die Sonne das kann doch gar nicht sein,
das zu sehen in so einer harten technischen Welt -
doch es kann - weil G*tt seine Schöpfung am Herzen hält


Ohne Inhaltlich etwas zu ändern würde es so rhythmischer klingen:

Aus dem Gebüsch unverhofft ein Rehlein springt
aus tiefen Blättern und Moosen so fein
es huscht zum kühlen Brunnen und trinkt
und blinzelt in die Sonne - das kann doch gar nicht sein
das zu seh'n in der harten, technischen Welt -
doch, es kann! - weil Gott seine Schöpfung am Herzen hält


Wie gesagt habe ich dabei inhaltlich absichtlich nichts geändert - trotzdem klingt es für mich 'runder'.
Ich bin am PC nicht so firm, deshalb weiß ich nicht, wie man hier diese Unterbögen einfügen kann, mit denen man zB bei Musik/Liedtexten die Betonungen, Silben oder Wortverbindungen darstellt - dann wäre es vielleicht besser ersichtlich.

Aber eigentlich soll das hier ja auch nicht in Deutschunterricht ausarten und kein Text hier muss perfekt sein.

Liebe Adre,
ich fände es ausgesprochen schade, wenn du hier keine Texte mehr veröffentlichen würdest und das war auch keineswegs meine Intention!
Ich lese deine Texte gerne, einfach weil sie inhaltlich sehr schön sind und oft die Sehnsucht nach Mensch und Natur in Einklang ausdrücken.
Ob ich es nun hin und wieder etwas 'holprig' empfinde ist dabei nun wirklich unwesendlich!


LG
nubis

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Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Adrenalinpur

  • Gast
Re: Das Rehlein im Kutscherschloss
« Antwort #17 am: 25 Juni 2018, 23:09:11 »

Hallo Nubis,

ich würde gerne hebräisch lernen, wenn es nicht so schwer wäre und ich mehr Zeit hätte.

zum Gedicht:

"Orginal:
Aus dem Gebüsch, da unverhofft ein Rehlein springt"

das DA! ist wie wenn ein Kind erstaunt darauf zeigt

"aus den tiefen Blättern und Moosen soo zart und fein"

das so ist eine Akzentuierung

"und es huscht zum kühlen Brunnen und es trinkt"

siehe unten
 
"und blinzelt in die Sonne das kann doch gar nicht sein,
das zu sehen in so einer harten technischen Welt -"

wieder Akzentuierung

"doch es kann - weil G*tt seine Schöpfung am Herzen hält"


Ohne Inhaltlich etwas zu ändern würde es so rhythmischer klingen:

"Aus dem Gebüsch unverhofft ein Rehlein springt
aus tiefen Blättern und Moosen so fein"

da sehe ich nicht mehr Rhythmus nur eine Sprachmelodieverflachung

"es huscht zum kühlen Brunnen und trinkt"

und trink ohne "es" ist ein abruptes Satzende wie
"der eine liest, der andere Zeitung" (überspitzt) oder wie
das Kind nimmt sein Gesangsbuch und singt
wo soll da eine Melodie sein?

"und blinzelt in die Sonne - das kann doch gar nicht sein
das zu seh'n in der harten, technischen Welt -"

was soll sehen abzukürzen bringen?
in der harten technischen Welt ist etwas anderes als in so einer harten technischen Welt
in der ist eine Feststellung, in so einer harten technischen Welt eine Verstärkung aber auch ein
Hinweis, der etwas offen lässt, das der bringt jedenfalls keinen Melodiemehrwert für mich.

Man müsste das mal in eine Art Notenschrift bringen.

Vielleicht sind wirklich zuviele so und und es drin.

Löns könnte auch statt:
"Und mein Herz, es singt sein leises Lied,"
schreiben

"Mein Herz singt ein leises Lied"

merkst du den Unterschied?

und jetzt gute Nacht



Löns könnte aich statt
« Letzte Änderung: 25 Juni 2018, 23:10:29 von Adrenalinpur »
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