Liebe Sara,
trotz der schwierigen, traurigen Situation hast Du hier so schöne Worte voller Dankbarkeit gefunden und zeigst so viel Stärke! Deine Zeilen haben mir nochmal sehr deutlich gemacht, wie wichtig es war, dass Du diesen Menschen an Deiner Seite hattest und dass ihr eine besondere Verbindung hattet.
Ich möchte Dir an dieser Stelle mein Mitgefühl ausdrücken und Dir von Herzen viel Kraft wünschen.
Dein Beitrag von Samstag hat mir sehr gefallen, daher möchte ich darauf gerne noch etwas näher eingehen. Wenn Du dafür in der jetzigen Situation keinen Kopf hast, ist das in Ordnung. Lies es einfach, wenn Dir der Sinn danach steht.
Ich möchte auch nicht enttäuschen und weiss ja auch das ich das für mich selbst und für mein Leben mache.
Ja, in erster Linie machst Du es für Dich. Für Dich und Dein Leben, das noch vor Dir liegt. Und zu Deinem Leben gehören auch andere Menschen, die Dir etwas bedeuten, Interessen, denen Du nachgehen oder die Du ausbauen möchtest, Ziele, die Du vielleicht erreichen möchtest und vieles mehr. Für all das lohnt es sich, aufzuhören. Denn der Umgang und das Miteinander mit anderen Menschen, das Erreichen (oder Finden) von Zielen, das Entfalten der eigenen Fähigkeiten usw. wird ohne Süchte viel einfacher, schöner und freier. Es wird echter.
Ich bin damals zu dem Schluss gekommen, dass ein Nein zur Sucht ein Ja zum Leben ist. Denn ich behaupte, dass jede aktive Sucht eine Einschränkung darstellt. Eine Einschränkung, die das gesamte Leben betreffen kann.
Ich habs geschafft mit dem Schmerzmitteln aufzuhören das war nicht so leicht wie ich es mir vorstellte und ich schaffe auch den Alkohol.
Möglicherweise stehe ich einmal da und kann richtig stolz dadrauf sein dass ich nichts von den Sachen mehr brauche und es auch nie wieder nehmen muss weil mein Kopf frei ist.
Toll, dass Du das geschafft hast! Du machst auf mich insgesamt einen sehr klaren und reflektierten Eindruck und deshalb glaube ich daran, dass Du das gleiche auch mit dem Alkohol schaffen kannst. Ich würde es nicht schreiben, wenn ich es nicht wirklich glauben würde. Du scheinst auf einem guten Weg zu sein.
Das sind gute Fragen wo ich mir stellen kann wenn der Druck zu stark ist. Schönen Dank dafür.
Ja wenn ich sie mir nach und nach durchlese dann, weiss ich wie dumm es ist dass ich mir solche Fragen stellen muss um zu kapieren aber es ist so.
Dumm ist es nicht. Versuch es vielleicht eher als Lernprozess zu sehen. Für mich hatte dieser Lernprozess viel mit erkennen und eingestehen zu tun. Vorher war es mir nicht möglich, etwas zu ändern. Ich musste erstmal erkennen, was ich da eigentlich mache, und vor mir selbst zugeben, dass ich mir damit schade und alles nur schlimmer mache. Ich musste begreifen, warum ich es mache und wovor ich wegzulaufen versuche – und mir eingestehen, dass mir kein Suchtmittel dieser Welt helfen wird, die eigentlichen Probleme (die mit zu der Sucht geführt haben) zu lösen. Und: Verstehen, dass ich weder Tabletten noch Alkohol wirklich (!) brauche, sondern mit klarem Kopf viel eher in der Lage bin, an meinen Problemen zu arbeiten und viel mehr Kraft und Stärke aufbringen kann, um das alles auszuhalten und zu bewältigen.
Ich habe in den lezten Wochen immer mal einen Tag gehabt wo ich so gut wie nichts getrunken hab meistens wenn ich Notfallprogramm hab ich muss es nur noch schaffen dies auf andre Tage zu übertragen und dann mit dem Nur-heute-Gedanke kombinieren überlege ich in dem Moment und sage es auch laut. Laut aussprechen würde auch dazu beitragen sich besser zu erinnern.
Das eine mit dem anderen zu kombinieren, ist eine gute Idee. Und ja: Sprich es ruhig laut aus, wenn es Dir hilft. Mir hat es auch geholfen, es auszusprechen oder es jeden Tag aufzuschreiben und mir auch einfach ein bisschen Zeit dafür zu nehmen. Es hat mir geholfen, meine Gedanken mehr auf den Moment zu fokussieren und mir bewusst zu machen, dass es nur um das Heute geht, nur um 24 Stunden. Und ich habe schnell gemerkt, dass 24 Stunden durchaus machbar sind. Und dann nochmal 24 Stunden. Und nochmal.
Liebe Grüße an Dich. Ich freue mich darauf, wieder von Dir zu lesen!
Ina