Gestern beim Psychiater musste ich, obwohl ich eigentlich nur ein Rezept brauchte, noch recht lange im Wartezimmer sitzen. Es war voll und es war laut: Menschen, die sich flüsternd unterhielten, Menschen, die sich lautstark unterhielten, mir gegenüber eine Frau, die die ganze Zeit mit einer Brötchentüte herumgeknistert hat, links neben mir eine sehr unruhige Dame, rechts neben mir ein junger Mann, der am Laptop gearbeitet und dabei nicht getippt, sondern regelrecht in die Tasten gehämmert hat (*tack tack tack tack tack* ...), ein kleiner Junge, der sich mit einem Motorikspiel beschäftigt hat (Holzkugeln über ineinander verschlungene Drähte schieben – *klack klack klack klack klack* ...), ein anderer Junge, der sich ebenfalls an einem Spiel versucht hat (Holzklötze in verschiedenen Formen in die dazu passenden Öffnungen im Deckel eines Eimers stecken), damit aber wenig Erfolg hatte und die Klötze dann aus Wut (?) oder Verzweiflung (?) gegen die Heizung geworfen hat (*klong* ... *klong* ... *klong* ...) – es war die totale Reizüberflutung für mich! Ich war bereits seit mehreren Tagen durchgehend wach, konnte die vielen, zeitgleich auftretenden Reize, die mir auch unter "normalen" Umständen schon zu viel gewesen wären und mich zudem extrem genervt hätten, kaum ertragen und wäre am liebsten geflüchtet. Ich war so erleichtert, als ich die Praxis endlich verlassen konnte! Als ich dann wieder zu meinem Liebsten ins Auto gestiegen bin, hat er mir sofort angesehen, dass es mir nicht gut geht. Ich brauchte gar nichts zu sagen – er hat mich direkt in seine Arme geschlossen, mir sanft übers Haar gestreichelt und mich mit seiner Nähe, seiner warmen Stimme und liebevollen, ruhig und langsam gesprochenen Worten beruhigt. DAS hat gut getan! Dass er weiß, was ich brauche und mir gut tut – und dass er imstande und immer gewillt ist, mir dies zu geben.