Ich hatte eigentlich nicht wirklich vor, zu antworten, tue es jetzt aber trotzdem.
In einer Therapie geht es nicht darum, Probleme wegzureden. Man thematisiert sie natürlich, denn unsere Probleme sind gerade der Grund, warum man zur Therapie geht. Es ist nicht schlimm, wenn man keine psychische Krankheit in dem Ausmaß hat, dass man nicht mehr normal leben kann, denn auch die, wie Du sie nennst, "Realen Probleme" belasten sehr und führen doch gerade dazu, dass es einem nicht gut geht.
(An dieser Stelle möchte ich auch anmerken, dass nicht sichtbare Probleme wie psychische Krankheiten genauso real sind!)
In einer Therapie wird nicht weggeredet, es wird darüber geredet. Ein Therapeut kann sehr oft neue Denkweisen vermitteln und helfen, aus schädigenden oder alten Mustern auszubrechen. In der Therapie lernt man mit der Zeit viel über sich und den Umgang mit sich selbst und anderen - was sehr wohl bei Problemlösungen hilft.
Zu dem anderen, was Du schriebst:
Ja, in dieser Welt braucht man Stärke. Das Leben ist nunmal nicht geschaffen, um leicht zu sein. Aber Du, und im Grunde alle hier, besitzen diese Stärke, denn sonst wären wir nicht hier.
Kraft und Stärke bedeuten nun mal nicht mehr (nur) Muskeln und die Fähigkeit, Emotionen zu verstecken, um stark zu wirken, sondern etwas anderes: nämlich Emotionen zuzulassen, ihnen Raum zu geben. Stark ist es auch, sich nicht von anderen mitreißen zu lassen und zu sagen: "Alle sind so, also muss ich auch so sein." Damit verbiegt man nur sich selbst und dass "Alle stark sind nur ich nicht" ist einfach falsch.
Männer dürfen weinen. Männer dürfen sich schwach fühlen, leiden und psychische Krankheiten haben. Es ist nicht albern, als Mann zur Therapie zu gehen.
Ganz ehrlich, wir leben im 21. Jahrhundert. Es ist bekannt und wird immer anerkannter, auch als Mann schwach sein zu dürfen.
Und klar gibt es Frauen, die sich von Männern dominieren lassen, um auf einen weiteren Punkt von Dir einzugehen. Bei der Ansicht fehlt mir aber die Kehrseite: Es gibt genauso Männer, die sich eher dominieren lassen und in Beziehungen ist es doch fast immer so, dass man sich immer mehr ausgleicht, gleichberechtigt und unterstützt - und das ist in keinem Fall weniger männlich.
Es scheint mir immer mehr, dass Männlichkeit für Dich etwas anderes bedeutet als für mich. Und auf Kommentare wie "so sind Frauen halt" und "das ist normal so" habe ich echt keine Lust. Wie gesagt, wir sind im 21. Jahrhundert. Die Vielfalt ist so viel größer und anerkannter geworden. Männlich sein bedeutet nicht gleich, immer stark sein zu müssen.