Grüß dich Träumer
Habe ein wenig mitgelesen und muss deine Entscheidung sich von ihr zu lösen bewundern.
Es zeugt von wirklicher Stärke, dass du dies für sie, aber auch für dich getan hast. Denn es würde nicht nur dich, wie du richtig erkannt hast herunterziehen und fertig machen, sondern eben auch sie. Vor allem, da sie wohl nicht ohne eigene Probleme ist.
Ich hatte vor Jahren eine ähnliche Situation, mit einer Frau, in die ich mich unsterblich verliebte, auch sie war 15 Jahre jünger als ich und befand sich in einer sehr selbstzerstörerischen Lebenssituation. Sie lebte in einer langjährigen Beziehung in der sie sehr unglücklich war und die von Gewalt und Ausbeutung geprägt war.
Sie wollte sterben und vertraute mir ihre Geheimnisse an. Mein Mitgefühl für sie war grenzenlos und ich wollte ihr unbedingt beistehen.
Ich verschaffte ihr mehrere Lösungen und Hilfestellungen, damit sie ihr Leben verändern könnte. Sie wollte jedoch meinen Beistand nicht und sie wollte sich auch nicht von ihrem Freund trennen. Zu groß war ihre Angst.
Das war für mich sehr schwer, da ich glaubte sie zu lieben, wollte ich sie auch nicht verlieren. Mir war total unverständlich wie sich jemand lieber das Leben nehmen möchte, als sich zu trennen.
Trotzdem trafen und schrieben wir uns oft und immer wieder erzählte sie mir wie unglücklich sie war und das sie sterben möchte, dass hat mich total fertig gemacht und es ging mir selbst dadurch immer schlechter, am Ende dachte ich ebenso an Selbsttötung und hatte jegliche Lebensfreude verloren.
Du denkst, dass du sicherlich eifersüchtig werden würdest, wenn sie einen Freund hätte. Das war bei mir auch ein Problem, ich war rasend eifersüchtig auf ihren Freund. Ich bin kein Mensch der zu Gewalt neigt, aber glaube mir, ich hätte den am liebsten genau so grün und blau geprügelt, wie er dies mit ihr auch oft tat.
Irgendwann machten sich meine alte Depression wieder hammermäßig bemerkbar und alle meine Freunde gaben ihr die Schuld. Natürlich war es nicht ihre Schuld, sondern ich selbst hatte mich durch diese vermeintliche Liebe in diese krank machende Situation drängen lassen.
Da zog ich wie du die Handbremse, aber nicht zu ihrem, sondern zu meinem eigenen Schutz. Es fiel ihr sehr schwer mich los zu lassen und ich fühlte mich zunehmend bedrängt und brach dann alle Brücken zu ihr ab.
In dieser Zeit erkannte ich, was es heißt unter einer Co-Abhängigkeit zu leiden. Mir ging es nur noch gut, wenn es ihr gut ging, ging es ihr schlecht, ging es mir auch schlecht.
Durch meine Therapie erkannte ich außerdem, dass ich immer jemanden brauche um den ich mich kümmern kann. Dieses gebraucht werden hat mir gut getan, ging es der betreffenden Person dann besser, war ich irgendwie enttäuscht und wenn sie mich nicht mehr brauchte, fiel ich in ein Loch. In der Therapie habe ich gelernt, mein Wohlbefinden nicht mehr von anderen abhängig zu machen. Ich habe auch erkannt, dass ich andere damit heftig unter Druck setzte, denn kein Mensch kann das Glück eines anderen Menschen auf Dauer gewährleisten.
Hart war die Erkenntnis, dass ich sie nicht wie ein Mann der eine Frau liebt geliebt habe, sondern, dass sie in mir mit ihrer Hilflosigkeit meine ureigenen Vaterinstinkte geweckt hat. Es war grenzenloses Mitgefühl mit einer Frau, die im Grunde wie ein Kind war, hilfsbedürftig und unselbstständig und ich wollte sie einfach nur vor dem Leid der ganzen Welt beschützen und in den Arm nehmen und festhalten.
Ich kann dir nur empfehlen Hilfe zu suchen, auch um heraus zu finden warum du es brauchst anderen zu helfen, damit es dir gut geht. Gib dir noch eine Chance, der andere Weg steht dir immer offen, du vergibst also nichts.
Sei ganz herzlich gegrüßt
Andrea