Hallo liebe Forenmitglieder,
es fällt mir etwas schwer, mich und mein Problem hier vorzustellen und zu beschreiben. Ich bin 49 Jahre alt, verheiratet und lebe seit 3 Jahren in Südamerika.
Zusammen mit meiner Frau habe ich ein inzwischen recht gut gehendes Geschäft in unserer neuen Heimat aufgebaut, welches aber inzwischen fast ausschließlich von meiner Frau betreut wird, denn ich schaffe es immer weniger, auch nur die einfachsten Dinge des Alltags zu bewältigen.
Ich fühle mich leer, völlig ausgebrannt und kann mich auf nichts mehr wirklich konzentrieren. Wenn ich morgens aufwache, werde ich sofort von negativen Gedanken und Gefühlen überfallen und ich habe oft keine Lust, bzw. keinen Antrieb überhaupt aufzustehen, obschon ich weiß, dass sich mein Zustand durchs Liegenbleiben nicht bessert - ob's noch schlechter werden könnte, vermag ich schon gar nicht mehr einzuschätzen. Wenn ich es an meinen "Arbeitsplatz" ins Büro "schaffe", sitze ich nach einem immer oberflächlicher werdenden ersten Mailcheck oft stundenlang vor dem PC und merke oft erst am Abend, dass ich nichts, aber auch rein gar nichts produktives getan habe. Ich hänge die meiste Zeit einfach vor dem Bildschirm und klicke mich sinnlos von einer Internet-Seite auf die nächste. Ich habe dabei oft sogar "vergessen", dass ich hin und wieder etwas trinken oder essen sollte. Inzwischen versuche ich dieses Problem zu "bewältigen", indem ich mir stündlich den Wecker stelle und dann jeweils ein Glas Wasser trinke - ich verabscheue mich allerdings fast dafür, dass ich diese Kleinigkeit zwischendurch schon als bemerkenswerten Erfolg angesehen habe.
Ich bin durchgehend unendlich müde und ich habe fast ständig ein negatives Lebensgefühl. Meine Frau muss häufig unter meinen unkontrollierbaren Wutausbrüchen leiden, bei denen ich in alle Richtungen austeile, da ich meine Mitmenschen inzwischen oft in erster Linie als mir feindlich oder zumindest unfreundlich gesonnen wahrnehme.
Ein ganz besonders großes Problem stellt für mich mein mangelndes Durchhaltevermögen dar. Mein Leben ist durchzogen von Angefangenem und nie zu Ende gebrachtem. Zu einem Viertel gefüllte Tagebücher, zig angefangene Bilder auch schon einige angefangene Bücher, bzw. nie bis zum Ende durchdachte Buchideen. Immer und immer wieder versuche ich mich aufzuraffen um mit regelmäßigem Sport, durch Meditationen oder durch andere regelmäßige Tätigkeiten ein wenig Ordnung in mein Leben zu bringen. Das geht manchmal ein paar Wochen, meist aber nicht einmal wenige Tage gut und jedes mal wenn ich an so einer mir selbst gesetzten Miniaufgabe mal wieder gescheitert bin, verschlimmert es meinen Gesamtzustand.
Ich fühle mich vollkommen hilflos und immer wertloser. Eine Gesprächstherapie kann mir hier nicht weiterhelfen, da ich Spanisch zwar schon recht gut beherrsche, aber doch nicht gut genug, um mich in der Lage zu fühlen, irgendjemandem mein Seelenleben darzulegen. Ich weiß bald wirklich nicht mehr weiter. Ich habe so viele Möglichkeiten und auch sehr viele Talente, vor allem im künstlerischen Bereich, aber ich kann aus nichts von alledem irgendetwas machen. Mein ganzes Leben ist eine einzige Selbstblockade. Ich kann mich einfach zu nichts aufraffen und ich freue mich praktisch auf gar nichts mehr.
Jetzt versuche ich über`s Internet irgendwie Hilfe zu bekommen und sei es erst einmal "nur" über den Austausch mit anderen Betroffenen, wobei ich eigentlich nicht einmal weiß, wovon ich betroffen bin. Ich nehme an, es ist eine Form der Depression, wobei ich schon oft gelesen habe, dass Depressionen eines trüben Tages auftauchen, meist aber irgendwann auch wieder gehen - bei mir ist das jedoch chronisch - mit kurzen, etwas helleren Episoden, die aber immer seltener werden.
Vielleicht kann mir hier jemand sagen, was ich tun könnte, z. B. im Hinblick auf eine Form der "Online-Therapie".
Herzliche Grüße und danke für eure Aufmerksamkeit