Warum trinkt man?
Aus Verzweiflung?
Genauer?
Trinkt man, weil man gern lachen möcht,
aber es bleibt einem im Halse stecken?
Trinkt man, weil man gern ein bisschen lockerer wär,
aber die eigne Strenge ist unerbittlich?
Trinkt man, weil man so gerne dazugehören würd,
aber der eigne Türsteher lässt einen nüchtern nicht herein?
Trinkt man, weil man die Leere in sich spürt,
und von aussen füllen will, was innen dann antworten kann?
Trinkt man, weil man sich selber nicht erträgt,
so ähnlich wie: trink dir einen, nüchtern siehst du schei*e aus?
Trinkt man, weil man sich nicht traut,
aber sich so gerne trauen würd?
Trinkt man um der Wirkung wegen,
oder um wenigstens irgend etwas zu tun,
um was zu ändern?
An der eignen unbefriedigenden Lage?
Alkohol zu trinken ist das eine...
Trinker zu SEIN das andere...
wo
verläuft die Grenze?
Und: wo steh ich?
Noch?
Meine Mutter war Alkoholikerin...
ich hätte sie so gerne kennengelernt.
Aber sie war immer
dicht.
Wo geht der Mensch hin,
wenn einer ein Trinker wird?
Ist er
noch irgendwo?
Unerreichbar für die andren, aber irgendwo?
Wo?
Wollen Trinker keine Liebe?
Oder trinken sie, weil sie so viel davon wollen,
dass sie merken, das geht nicht gut
und das Trinken ihnen das Gefühl gibt, sie hätten selbst genug davon,
dass sie nicht mehr abhängig sind davon?
Vertauschen Trinker ihre Abhängigkeit?
Vom seelischen ins körperliche?
Ich musste 40 werden, bis mir klar wurde:
ich hätte dich so gern geliebt.
Es war ein kleiner tiefernster Augenblick, als das klar wurde
in mir...
Wollte sie meine Liebe nicht?
Oder durfte sie nicht sein?
Ich war einen ganzen langen Winter
obdachlos in der Grossen Stadt....
es waren alle Trinker um mich herum oder auf Droge,
bis auf zwei...
der eine trank und trank, aber wurde nie besoffen,
dafür wurde er immer sehr aufgeregt, wenn ein Krankenwagen vorbeifuhr:
jetzt holen sie Jesus!, und konnte nicht mehr gehen, so springen musste er, in seinem Aussersichsein,
die Augen so gross, als wollten sie den Himmel trinken.
Ich hab ihn aus den Augen verloren,
so wie man vieles verliert,
in einem Winter
obdachlos, in einer Grossen Stadt.....
der andre da sag ich jetzt ma nichts zu....
alle andren
tranken sich weich...
windelweich...
und dachten, sie tränken sich stark....
Kann man demütigende Situationen nur aushalten, wenn man trinkt?
Oder in einer andren Welt lebt?
Ich hatte grosses Glück in meinem Leben, ich musste nie trinken;
vielleicht ist das das Geschenk meiner Mutter an mich....
vielleicht hat sie so viel getrunken, dass es reicht für zwei
und ich musste nimmer?
War ich also ein Ver-rückter?
Oder gibt es noch etwas andres?
Gibt es noch einen Weg, aus dem Kelch der hoffnungslosen Demütigung zu trinken,
ohne ein Trinker werden zu müssen oder ein Ver-rückter?
Aber was?
Früher wurde Alkohol als Droge für Zeremonien benutzt,
die dem gemeinsamen sich Anbinden an das Grosse Geheimnis dienten,
oder wie immer man das nu nennen will....
weil er die Grenzen in den Menschen aufweicht, auslöscht