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Autor Thema: Wie kann man als Partner helfen?  (Gelesen 13996 mal)

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Mandy

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #15 am: 12 Oktober 2009, 00:05:55 »

Hallo Ihr,

ich bin neu hier und finde euere zeilen sehr hilfreich. auch ich liebe einen mann der depressionen hat. er nahm citalopram als wir uns kennenlernten. er hat dieses medikament abgesetzt um die "nebenwirkungen" auszuschalten. so merkte ich einige monate nichts von seiner krankheit bis sie sich langsam wieder einschlich. ich konnte damit nicht umgehen weil ich mich mit depressionen nie ausreichend beschäftigt habe. da wir aber viel miteinander reden hat er sich mir geöffnte. dafür bin ich ihm sehr dankbar. als erstes habe ich ihn gebeten sein medikament wieder einzunehmen, weil mir nichts mehr am herzen liegt als das es ihm gut geht und er aus diesen gedankenkarusell heraus findet. das hat er auch getan und jetzt nach vier wochen geht es ihm wieder sehr viel besser. ich habe mich sehr intensiv über diese krankheit und sein medikament belesen um zu verstehen. auch hier habe ich durch euere erfahrung lernen können. danke dafür

lg mandy
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Fee

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #16 am: 12 Oktober 2009, 09:37:53 »

Ihr Lieben ...
... jetzt tapselt mal die Fee kurz hier rein .


" ICH KANN NICHT(S) WOLLEN ! "

Das ist für mich,der allerwichtigste,der "alles" erklärende Satz,seit ich unter, immer wiederkehrenden ,schweren depressiven Epiosoden leide .


* ich kann nicht verstehen,wie lieb Du mich hast

* ....................................,daß Du es gut mit mir meinst

* .....................................,daß Deine Tipps keine Vorwürfe sind


* ich verstehe,"alles" als Last,auch Deine Bemühungen um mich

* ..................,.........  nur negativ besetzt

* ...................,.........  als gegen mich



... manchmal " hasse ich Dich ",weil ich Dir zur Liebe,weiter leben muß .

L.G. Fee


PS: Habe viele Video´s über Depressionen,hier eins davon:

http://www.dokus4.me/index.php/2009/08/09/ich-wollte-nicht-mehr-aufstehen-neue-forschungen-gegen-depressionen/
« Letzte Änderung: 12 Oktober 2009, 10:26:16 von Fee »
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nubis

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Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #17 am: 12 Oktober 2009, 10:34:46 »

Hallo

Und jetzt tapsel ich auch mal kurz hier rein :-)

Wollte ich schon längst, wusste aber immer nicht so recht woran ich es festmachen sollte, vor allem, ohne jemanden hier jetzt zu treffen.

Aaaaber... @Fee hat mir soeben 'die Vorlage' gegeben indem sie schrieb: *** wiederkehrenden ,schweren depressiven Epiosoden***


@Eichhorn hat ja nun nicht viel dazu geschrieben, was die (möglichen) Ursachen der Depression angeht und auch wenn es bislang den Anschein hat, als läge sie in traumatischen (Kindheits?-)Erlebnissen begründet, möchte ich hier doch auch einmal darauf verweisen, dass das nicht zwingend der Fall sein muss.
Nicht jeder, der depressiv ist, wurde Misshandelt/Missbraucht (- und nicht jeder, der es wurde, ist depressiv, nur mal angemerkt).

Ich möchte das nur deshalb einmal ansprechen, weil diese absolute Schwarzmalerei in Bezug auf eine mögliche Besserung zwar aus der Sicht einzelner hier passend scheinen mag - es aber keinesfalls so sein muss.

Ich denke, man darf nicht vergessen, dass in diesem Forum vor allem Menschen schreiben, die entweder akkut - oder dauerhaft schwer an Depressionen leiden - und sich diese Stimmung entsprechend in ihren Beiträgen wiederspiegelt.

Das bedeutet nicht, dass es keine Besserung gibt.
Es bedeutet nur, dass der Schreiber sie grade nicht sieht.


@Eichhorn
Auch wenn sich dein Partner anscheinend grade in einer schweren depressiven Episode befindet, heißt das nicht, dass es auf Dauer so bleiben muss.
-kann- vielleicht ...aber MUSS nicht.

Vielleicht spricht er gut auf eine medikamentöse Behandlung an, vielleicht kann ihm eine Therapie weiterhelfen.
Vielleicht lassen sich belastende Situationen umgehen/vermeiden - wenn Stress auf der Arbeit zu belastend wird, hilft manchmal nur ein Stellenwechsel - wenn es Personen sind, kann es hilfreich sein, Kontakte abzubrechen.

Meist ist es ein Zusammenspiel aller Faktoren, die auf einen einwirken - und entsprechend kann man versuchen die Einflüsse positiver zu gestalten.

Derjenige, der grade in der depressiven Phase ist, nicht - aber wenn er Glück hat, ein Partner, der für ihn da ist, ihn in seinen Entscheidungen unterstützt und (sinnvoll) bestärkt.



Wünsche euch alles Gute

nubis
« Letzte Änderung: 12 Oktober 2009, 10:36:59 von nubis »
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dejavu

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #18 am: 12 Oktober 2009, 12:49:17 »

liebe nubis

eichhorn schreibt, das ihr partner seit der kindheit immer wiederkehrende depressionen hat, die teilweise- sowie ich es verstanden hab- unerträglich sind
nun ist es natürlich so, das nichts in der kindheit begründet liegen muß- geh ich völlig konform mit dir
ich hab mich aber hier ausschließlich auf die situation der beiden beschränkt und wollte einfach mal vor augen halten, wie es in ihrem partner evt aussieht, da wir ja alle sehr gut wissen, das man in diesen phasen manchmal kaum fähig ist zu reden, geschweige denn, etwas jemandem zu erklären
nun ist es auch so, das ich mit 2depressiven elternteilen aufgewachsen bin, einen depressiven partner hatte, schlußendlich selbst dem ganzen erlegen bin, eine freundin hier im forum gefunden hab, die ich sehr sehr lieb hab und im wahren leben gerade von einem menschen unterstützung erfahre, die ich weder gewohnt bin noch ich annehmen kann
desweiteren bin ich schon sehr aufmerksam, wenn jemand als partner in dieses forum kommt.....ich glaube, diesen weg schlägt man nur ein, wenn man schon selbst arg am kämpfen ist
es liegt mir fern hier schwarzmalerei zu betreiben, ich versuche nur, zu beschreiben, wie man sich fühlt, welche gedanken einen umtreiben und welch enormen kraftaufwand ein partner hat
das, was fee kurz zusammengefaßt hat, sind doch die gedanken, die uns immer und immer wd ins leben reinpfuschen, es uns schwer machen, uns in die isolation treiben.....
und, seien wir ehrlich zu uns, nubis, wer hat es jemals geschafft, aus diesem leben ganz herauszufinden, die depression hält einen fest, sicher mit guten phasen aber ein normales leben zu führen??? ich kenne niemanden....
klar, hast du recht, mit einem liebenden partner, der absolut zu einem hält, ist es um vieles leichter, aber in niemandem wohnt unerschöpfliche energie, die immer vorhanden ist zumal man so selten etwas zurückbekommt...und das beschreibt eichhorn ganz deutlich mit der kleinen stimme, die auch verlangt- und zwar ganz zu recht- beachtet zu werden, eigene wünsche zu erfüllen, geborgenheit und vertrauen zu bekommen.....
ich weiß, aus einem andren thread- als du mir schonmal schriebst, das ich mich selbst abschotte, wenn ich so denke, das wir wohl absolut gegenteiliger meinung sind, aber ich hoffe und wünsche, das wir uns so in der diskussion weiter befinden, das gefällt mir ausgeprochen gut...du hättest mich auch ruhig namentlich anschreiben können, ich bin ja lernfähig und schon ganz gut im unterscheiden, wer mich hier an....will und mit wem man sich kultiviert unterhalten kann...:-)))

so un dzum guten schluß, will ich mal für meine denke wd ein kurzes bsp geben: alte bekannte, horcht genr die leute aus, ich halte mich fern, geht aber nicht immer, am freitag war ihrer neugier sooooo groß, das sie nicht mehr an sich halten konnte, nu sag doch mal,  was ist mit dir etc etc
ich, immer den menschen eine chance gebend, denke, ok, sei nicht so, antworte ihr
beschreib kurz meine situation, und nun schreibt nicht wd, ich hätte ja nicht...
-ich kann nicht lügen-....
die reaktion, ach, du warst richitg in der klappse, bei den bekloppten, dann die typische  scheibenwischerbewegung vor dem gesicht....
äh, hallo, so reagieren 90% und ich lasse mich gern vom gegenteil überzeugen aber leider schafft es niemand
sogar meine mutter sagt,.... die, die einen an der waffel haben
uswusw
ich bin voll von negativbsp und alles was mir jetzt widerfährt spiegelt genau das wd
ob im jugendamt, in der schule, krankenkasse....freunde, hab ich persönlich nicht eine von früher, nicht eine von denen war jemals für mich da...
aber, ok, vllt ist es bei dir anders, ich kann ja immer nur von mir berichten
und eichhorn kann sich raussuchen, was bei ihnen beiden zutrifft und anscheinend ist es ein wenig so
mensch, wie oft bin ich selbst hilflos gewissen menschen gegenüber, weil sie zumachen, ich nicht bei ihnen sein kann
und wie oft bin ich selbst die , die alles abblockt, niemanden sehen will, sterben möchte .....
nur das versuche ich eichhorn zu schildern, damit sie vllt ein bißchen reingucken kann in die seele ihres partners, wenn er sie wd ratlos zurückläßt

in diesem sinne
lg
eure deja
« Letzte Änderung: 12 Oktober 2009, 12:51:25 von dejavu »
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Fee

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #19 am: 12 Oktober 2009, 21:53:11 »


Hey,


***Nicht jeder, der depressiv ist, wurde Misshandelt/Missbraucht (- und nicht jeder, der es wurde, ist depressiv, nur mal angemerkt).***


... hm,nicht gefunden,beim Nachlesen  :-?

Na klar gibt es verschiedene Ursachen und Schweregrade der Depression.

______________________________________________________

siehe unter:

http://www.dimdi.de/static/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlgm2009/block-f30-f39.htm


Depressive Episode (F32.-)

bis

Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen (F33.3)
________________________________________________________


... und natürlich sind demnach auch die Therapien/etc. unterschiedlich.


***Das bedeutet nicht, dass es keine Besserung gibt.
Es bedeutet nur, dass der Schreiber sie grade nicht sieht.***


... es geht mir/einem immer mal besser und mal schlechter und mal ganz schlecht.

In meinem ersten Posting (oben),habe ich versucht,meine Gedanken/Gefühle während einer schweren ,depressiven Episode zu erläutern.

Und wenn "es wieder losgeht",kann mir auch mein Partner leider kaum helfen.


... und das liegt nicht an meinem Partner oder mir,sondern an dem Monster Depression  :o


L.G. Fee
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nubis

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Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #20 am: 13 Oktober 2009, 09:16:34 »


@Fee

***... hm,nicht gefunden,beim Nachlesen  :-? ***

Was hast du nicht gefunden beim nachlesen? - das sollten ganz allgemeine Aussagen sein und war auf niemanden bezogen.
Ich hatte es nur geschrieben, weil ich eben den Eindruck habe, dass nahezu jeder, der hier schreibt, seine Depressionen aufgrund vorangegangener physischer Gewalt hat und wollte zumindest die Möglichkeit erwähnen, dass das nicht zwingend der Fall sein muss.

Auch der Rest meines vorherigen Postings bezog sich nicht explitzit auf dich oder deinen Beitrag - ich hatte an diesen nur angeknüpft wegen dem Satz mit der ***wiederkehrenden ,schweren depressiven Epiosoden*** -wie ich ja auch zitiert hatte, um im Unterschied zu @Dejas Texten daran zu erinnern, dass es eben zwischen diesen Episoden durchaus positive Zeiten gibt - die je nach schwere / Art der Depression / Erfolg der Behandlung usw ja auch durchaus länger anhaltend sein können.



@deja

Ich hatte dich nicht namentlich angeschrieben, weil ich es durchaus allgemeiner halten wollte.

Wie es scheint, findet @Eichhorn sich/ihren Partner ja in deinen Beschreibungen wieder - dennoch wollte ich einfach mal dazu sagen, dass es nicht so bleiben muss. (gilt auch für dich ;-))

Die augenblickliche Situation mag sich zwar so darstellen, aber vielleicht eben weil ihr euch in einer depressiven Episode befindet.
Wenn sich neue Umstände ergeben - andere Sichtweisen aufzeigen lassen, meine ich, dass es für die Meisten durchaus möglich ist auch dauerhaft ein zufriedenes Leben zu führen.
Vielleicht durchbrochen mit weiteren depressiven Episoden - aber weitestgehend 'normal'.



LG
nubis
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Fee

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Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #21 am: 13 Oktober 2009, 12:15:54 »


@nubis ... hey nubis ... hab`verstanden  :)
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Eichhorn(Guest)

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #22 am: 13 Oktober 2009, 14:47:08 »

Hallo an alle, das Eichhorn lugt mal wieder aus seiner Baumkrone heraus und stellt fest:
wow, hier hat sich ja richtig was getan und es schreiben noch ein paar mehr....schön!
Wenn ich eure Beiträge richtig verstanden habe, "streitet" ihr euch gerade um dejavus Worte und einige finden wohl, dass sie zu schwarz malt. Hm, klar sind die Aussagen für einen Aussenstehenden so etwas wie shocking. Aber genau diese Aussagen sind es auch, die einem als nicht Betroffener Einblicke gewähren in die Denkweise des Partners. Eben dies habe ich gesucht und auch gefunden und zwar in einer für mich erstaunlich bewussten Fassung und zwar bei Dejavu. Etwas, was über das übliche blabla hinausgeht. Etwas was realistischer ist als dieses "Depressionen sind heilbar...mann nehme einfach ein paar Antidepressiva und stehe seinem Partner zur Seite, nehme seine Suizidgedanken ernst und verweise an den nächstgehenden Therapeuten". Websites und Ratgeber, die sich mit dem Thema "wie verhält man sich als Angehöriger" zumindest Kapitelweise befassen gibt es ja zu Hauf. Davon wie schwer es ist, mit Depressionen zu leben, und auch wie schwer es ist dagegen anzugehen, weil man an bürokratischen und finanziellen Hürden festklebt ohne weiterkommen zu können, davon steht da nichts. Und ich kann nur immer wieder feststellen, dass man in einer Partnerschaft nicht länger nur Angehöriger ist, sondern vielmehr irgendwie auch zu einem selbst Betroffenen wird. Da kann man sich viel über Stärkung und sonstige Verhaltensmuster anlesen, die wie ich finde überwiegend totaler Quatsch sind und einfach nicht funktionieren können, wenn man selbst emotional so tief involviert ist. Dejavus "Schwarzmalerei" ist doch nichts anderes als eben diese Denkmuster die vorherrschen, wenn man Depressionen hat, oder? Es ist doch die empfundene Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit, das immer wieder in die gleichen belastenden, nicht zu bewältigenden Situationen geraten, diese Endlosschleife von Negativbeispielen, die sich nicht zuletzt schon aus der erwartungshaltung heraus immer wieder und wieder bestätigen.  Ich für meinen Teil bin dejavu wirklich dankbar für ihre Beiträge und sie haben mich bereits jetzt vieles klarer sehen lassen. Natürlich ist es nicht gerade ermutigend zu nennen, wenn man liest, dass es möglicherweise immer so sein wird. Dennoch ist es ja auch nicht unrealistisch und man muss bei aller Hoffnung auf bessere Zeiten irgendwie damit rechnen. Und natürlich kommt einem immer wieder auch das eigene Aufgeben wollen in die Quere. Einfach weil es nicht möglich scheint einem hoffnungslosen  Menschen Hoffnung zu geben. Wahrscheinlich ist das auch nicht möglich. Aber genau in diese Situationen komme ich doch immer wieder mit meinem Partner und genau so wie Dejavu es sagt ist es: er kann dann nicht selbst sprechen und sich mitteilen, weil er viel zu tief selbst drin steckt und andere Dinge dazukommen, wie mich schonen wollen, sich für seine Gedanken schämen, weil er weiß, wie viel Angst er mir damit macht.....
Woher die Depression nun letztendlich kommt ist doch völlig schnuppe. Mir zumindest. Es ist passiert und es gilt jetzt und hier damit umzugehen und eventuell einen Weg aus diesem Sumpf herauszufinden. Diesen Weg kann nur der Betroffene selbst gehen. Kein Partner dieser Welt kann das für den anderen tun. Ich denke aber dass ich als Partner einen Beitrag zu dem Willen und der Kraft leisten kann, die es braucht, um diesen eventuelle vorhandenen Weg zu suchen und zu suchen und zu suchen und zu suchen. So langwierig und zäh und schwer dieser Prozess auch sein mag. Um dies zu tun, muss ich aber verstehen. So viel eben geht. Dazu muss ich verstehen, wie sich die schwarze Seite anfühlt, was vorgeht in meinem Partner, denn ansonsten werde ich zu einem solchen wie ich es nicht sein will. Einem der sagt: krieg doch deinen Arsch hoch, tu was,  gib doch nicht immer gleich alles auf, wenn es einmal nicht geklappt hat, sei doch nicht so selbstmitleidig oder sonstige auf Unverständnis beruhende Dinge. Und ich gebe zu, dass solche Gedanken immer mal wieder kurz aufflackern können, wenn man daneben steht. Die Welt ist scheiße und das ist sie wirklich oft genug, aber kein Mensch kann auf dauer leben, wenn er sich dauernd diese Scheiße vor Augen hält. Manchmal denke ich, dass die Menschen, die keine Depressionen haben, einfach die besseren Verdränger sind. Abgeklärter ohne Glauben an das gute im menschen leben. Dieser Glauben macht es ja erst schwer, denn er wird immer und immer wieder enttäuscht. Ob von öffentlichen stellen wie Krankenkassen, Gutachtern, medizinischen Diensten, Therapeuten oder von Kollegen, Arbeitgebern oder gar vermeintlichen Freunden. die schlechten Erfahrungen überwiegen doch fast immer die guten. Ohne Schutzmechanismen oder einer gehörigen oder vielmehr fast schon ungehörigen Portion selbstvertrauen ist dies nicht zu verkraften. Ausser man findet andere Wege, verdrängt oder schottet sich ab. Und das glaube ich ist etwas, was Menschen mit Depressionen nicht können. Ob dies jetzt daran liegt, dass sie als Kind missbraucht wurden oder daran, dass sie nie wirkliche Liebe und Geborgenheit erfahren haben, ob sie gemobbt wurden oder traumatische Erlebnisse der anderen Art hatten. Fast jeder hat sie diese scheiß Erlebnisse in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bis auf wenige Glückspilze.  Aber die einen schaffen es und die anderen nicht und das kann doch irgendwie nur noch an der Tiefe der Empfindungen liegen. Ich sehe keine andere Begründung. Es sind doch immer die sensiblen, empfindsamen Menschen, die Depressionen bekommen. die die eigentlich sehr tief und ehrlich empfinden, die sich immer wieder die Mühe machen, Dinge zu hinterfragen, menschliche Verhaltensweisen zu ergründen... und sich genau aus diesem Grund abschotten müssen um schlechte Erfahrungen irgendwie aushalten zu können. Und die kommen garantiert immer wieder.
So das waren meine Worte zum Dienstag ;-) Sehe heute selbst ganz schön schwarz, merke ich gerade. Naja, hab ja nie behauptet, dass ich eine positive Welteinstellung hätte.
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Fee

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #23 am: 14 Oktober 2009, 15:37:40 »


Hallo Eichhorn,


... in den letzten Wochen war ich wieder sehr niedergeschlagen. Nicht, daß ich eine schwere depressive Krise hatte, aber seit Jahren mache ich Therapie, nehme ich Medikamente, arbeite an meinem Verhalten und meinen Einstellungen,ambulant und stationär. Und an meiner Symptomatik ändert sich kaum was. Noch immer muß ich die Trigger für meine Depression meiden ,wie der Teufel das Weihwasser. Und nachts funktioniert das eh`nicht.

Bin nicht mehr in der Lage arbeiten zu gehen,noch immer leide ich unter maßiver Angst vor Nähe. Es gibt Momente in denen mir mein Leben nicht mehr als lebenswert erscheint. Dann kommen sie, die Gedanken an den Tod, die Überlegungen wie es wäre, dem eigenen Dasein ein Ende zu setzen. Manchmal nur als eine Art Hintertürchen, das ich öffnen kann, wenn ich zu ersticken drohe.Manchmal ganz konkret, indem ich mir die Wahl der Mittel und die Durchführung vorstelle. In solchen Zeiten gibt es viele Tage, an denen ich mich nicht haben will, diesen Tag nicht haben will, diesen Kopf nicht haben mag, der unaufhörlich denkt.

Was ich damit sagen möchte, ist, daß das Eigentliche, was ich nicht ertragen kann:

Mein Bewusstsein ist, dieses ewige Fühlen und Denken.


Wonach ich mich also sehne,ist nicht der Tod, sondern eine Pause, endlich Ruhe vor der Qual der Depression,nichts mehr spüren müssen.

Warum ich dieses unliebsame Thema überhaupt zum Inhalt meines Postings mache?

Weil ich glaube, daß fast jeder, der jemals eine Depression erlebt hat, solche Gedanken kennt. Weil ich glaube, daß es für viele Menschen ein Tabu ist, überhaupt über Selbsttötungsphantasien zu reden und weil ich genauso davon überzeugt bin, daß allein das Aussprechen dessen, was man da so still und geheim mit sich herum trägt, schon eine Entlastung sein kann. Nicht jeder der an Suizid denkt, bringt sich auch um. Natürlich muß und sollte man es ernst nehmen, wenn jemand solche Absichten äußert. Und es macht sicher keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken und aus lauter Angst, schlafende Hunde zu wecken, nicht über dieses Problem zu sprechen. Denn in Wirklichkeit schlafen diese Hunde nicht, sie verschaffen sich im Inneren des Depressiven schon lange Gehör. Es ist Unsinn zu glauben, daß jemand nur Suizid begeht, weil man ihn darauf angesprochen und damit erst auf die Idee gebracht hat.

Ich bin also dafür, daß sowohl der Betroffene als auch Freunde, Angehörige und Behandler über solche Phantasien reden. Nicht selten verüben Menschen gerade deswegen eine suizidale Handlung, weil es der einzige Weg zu sein scheint, das Ausmaß ihrer Verzweiflung zu kommunizieren. Damit will ich nicht behaupten, daß ein drohender Suizid durch seine Thematisierung immer vermieden werden kann, aber immerhin besteht die Chance, den gefährdeten Menschen adäquater und intensiver begleiten und betreuen zu können ...


...bis er über die akute Zeit hinaus ist und andere Lösungsstrategien erkennen kann.


L.G. Fee
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Eichhorn(Guest)

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #24 am: 14 Oktober 2009, 17:12:05 »

Hallo Fee,
danke auch Dir für deine Offenheit und deinen Beitrag. Auch wenn ich dieses Thema nicht gerade mag und am liebsten umgehen würde, so hast du mit absoluter Sicherheit recht, dass es nötig ist, sich damit auseinanderzusetzen.
Es war und ist auch aus meinen eigenen Erfahrungen heraus mir bereits klar gewesen, dass es nicht unbedingt der Tod ist, der angestrebt wird, sondern der Suizidgedanke einfach auch eine Flucht aus dem nicht mehr auszuhaltenden Zustand ist. Ich kenne es selbst den Selbstmord als letzten rettenden Ausweg, sei er noch so fern, sozusagen als Tröster in komplett untröstlichen Momenten zu nutzen. Sozusagen ein: wenn es gar nichts mehr geht und ich gar keinen anderen Weg mehr sehen oder finden kann, hab ich immer noch diese Option und wenigstens die habe ich selbst und ganz alleine in der Hand. Irgendwie beruhigt dieser Gedanke und gibt einem wieder ein Stück Macht über sein Leben zurück wenn es so aus der eigenen Kontrolle gerät. Meine Offenheit was dieses Thema angeht ist sehr geprägt von Angst vor Verlust des Partners. über eigene Suizidgedanken spricht es sich weniger erschreckend. Soviel ist mal klar, denn man hat ja selbst nicht die Angst sich zu verlieren. Dennoch ist dieses Thema immer wieder im Gespräch in meiner Partnerschaft. Auch mir halte ich diesen letzten Weg als Recht vor, mein Leben zu bestimmen. Bei meinem Partner jedoch sind (oder erscheinen mir) Suizidgedanken oft sehr impulsiv aus einer momentanen ihm aussichtslos scheinenden Lage heraus, die eigentlich so aussichtslos nicht ist, was er aber in dem Moment nicht wahrnehmen kann. Das kann dann schon Ärger mit dem Vermieter oder das Ausfüllen eines bürokratischen Antrags sein, der das auslöst. Und das ist es, was mir in solchen Momenten sehr viel Angst macht. Er geht mir mit diesem Thema, das ich im übrigen für ein Thema fast jeden Menschens in Krisensituationen halte, zu wenig sorgsam um. Zu wenig bedacht, zu impulsiv und emotional, aus Frust und Ärger heraus.
Was du beschreibst kann ich dagegen sehr gut nachvollziehen. Ich weiß selbst sehr genau, wie es ist ewig in Gedankenschleifen zu hängen, immer und immer wieder im Geist das gleiche Szenario durchzugehen, ohne jegliches Weiterkommen. Und das ist furchtbar und es steigert sich in diese Hoffnungslosigkeit und Resignation herein bis man wieder wie ich oben geschrieben habe diesen Trost braucht...dieses: du musst es nicht endlos aushalten...du hast die Möglichkeit dem zu entkommen. Du nennst es Hintertürchen, das trifft es wohl gut. Meist reicht es ja zum Glück aus, ein solches zu haben.
Aber ich gebe dir absolut recht, dass es nicht zu einem Tabu gemacht werden sollte das Thema. Dennoch ist es als Partner glaube ich fast unmöglich, keine Angst vor der Umsetzung zu haben. Nicht in Panik zu geraten. Nicht den überbesorgten ständigen Kontrolleur raushängen zu lassen und seinen Partner nicht am liebsten gar nicht mehr aus den Augen zu lassen. Es sind schlichtweg egoistische Gründe dies zu tun, denn man will den anderen nicht verlieren.
Für Depressionen gibt es Trigger? War mir gar nicht so klar, ich hatte bisher immer den Eindruck, dass diese schlimmen depressiven Zeiten "angeflogen" kommen und nicht unbedingt einen Auslöser brauchen. Was sind das bei Dir für Trigger? Stress und andere problematische Situationen oder auch alltägliche Dinge? Was macht es Dir unmöglich zu arbeiten? Probleme mit den Kollegen oder Antrieb oder beides oder noch mehr? Würde mich freuen, mehr darüber zu erfahren, natürlich nur wenn du magst.
Alles Gute Dir bis dahin
LG Eichhorn
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Strider

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #25 am: 14 Oktober 2009, 18:02:45 »

Ich wollte auch noch einen kleinen Teil beisteuern!

Wenn ich Depressionen bekomme schaltet sich alles ab was mich ans Licht erinnert. Der Gedanke mich wegzuspülen im Müll meines Lebens ist dann so stark, das eigentlich nichts was von aussen kommt mich da noch rausholen kann!
Was ich deshalb lernen musste ist (da ich z.B. auch keine Medikamente nehme), das ich diese Situationen einfach aushalten muss!
Einfach aushalten!
Ich denke das ist das schwerste für den Partner. Die unsicherheit die man in der Depression hat, ist sicher auch für den Gegenüber spürbar und verstärk dessen Unsicherheit zusätzlich. So ist mein Rat, am Ende, nach all dem Verstehen und Wertschätzen und Lieben einfach: aushalten !!!

lg, Streicher
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Fee

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #26 am: 14 Oktober 2009, 19:32:05 »


Hey Streicher,

schön,Dich mal wieder hier zu lesen.


"Darf ich kurz 2 Dinge zu Deinem Posting sagen ?"


*** einfach: aushalten !!! ***


1. EINFACH ... hört sich,(nur) für mich an,als wenn es ganz einfach wäre.

2. Aushalten ... ohne Medikamente ... einfach: aushalten !!! ... und wenn nicht, vertreten hier manche die Meinung,bist Du ´ne "Memme" oder Ähnliches (Schlimmeres) ...
 

Es gibt aber verschiedene Schweregrade von Depressionen.Und vom Suizid mal ganz abgesehen,kann z.B. ein Depressiver - Stupor unbehandelt ,tötlich enden.

Keinesfalls,möchte ich hier aber nun, die Hundertste Medikamentendiskussion lostreten !

L.G. Fee



@Eichhorn

"Aus Erfahrung,wird man klug !"

... darum,werde ich Deine Fragen an mich,per PN beantworten.

L.G. Fee
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Andy

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #27 am: 14 Oktober 2009, 20:32:11 »

@ fee

da sag ich doch wieder mal danke, heute mal in mal in meiner rolle als hypochonder, für die tolle info mit dem stupor... wahnsinn, davon hatte ich echt noch nichts gehört...

mann, mann, mann....

andy
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dejavu

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #28 am: 14 Oktober 2009, 21:49:57 »

erstmal danke liebes eichhorn für deine worte, hat mich doch gefreut zu lesen, das es dir etwas bringt, wenn wir uns hier austáuschen....
ich finde, du erkennst die dinge eigentlich alle so gut, das du als partner so gut wie nichts mehr anders machen kannst....
eigentlich wollte ich den suizid lieber rauslassen,aber es ist schon so, wie du schreibst, einfach aus einer impulsiven hoffnungslos erscheinenden situation heraus, kommt der wunsch, zu sterben, nicht mehr zu können und eben nichts mehr auszuhalten...ganz witzigerweise erwischte mich heute solcher moment und der wunsch, war sofort vorhanden, ohne rationale wahrnehmung, ganz aus einer emotionalen endlosschleife belastender negativerlebnisse heraus......
du schriebst, das du menschen mit depressionen als sensibler als andere erlebst und das ist wohl auch so, jedes kleine bißchen wird sich zu herzen genommen, worte, die für andere selbstverständlich sind, werden x-mal untersucht auf evt mißtöne, feindseligkeiten, kränkungen....
man ist iwann nicht mehr in der lagen, wichtiges von unwichtigem zu trennen, grübeleien über nicht zu ändernde tatsachen zu unterbrechen, der körper schaltet auf abwehr.....das wirklich perverse an der sache ist, das sich die wut auf menschen projiziert, die gar nichts dafür können....ich könnte wetten, dein partner ist innerlich ganz oft wütend auf dich, wenn er in die schleife gerät, man kommt in die phase des selbstmitleids, man muß sich so beherrschen, nicht zu explodieren, dem liebsten menschen nicht ständig in ton und körpersprache anmerken zu lassen, wie es in einem aussieht, weil man natürlich weiß, das der andere nichts dafür kann und schon geht man auf abwehr.....man darf nicht berührt werden, nicht angesprochen werden, geschweige denn wärme oder nähe.......man ist gefangen in seinem gedankenkarussell, der andere merkt natürlich ebenfalls , das etwas nicht stimmt, und versucht, es mit reden oder besonderer aufmerksamkeit zu kompensieren und treibt unbewußt denjenigen damit immer mehr in die abwehr.....verstehst du, in den momenten kann man als "kranker" überhaupt nicht angemessen reagieren, man ist geblockt in der "das passiert nur mir, ich halte das nicht mehr aus, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr" - welt
nichts und niemand kann in diesem moment diesen zustand auflösen, ja, dieser spruch man muß nur wollen , ist vllt sogar richtig, aber es geht einfach nicht, es ist genauso , als ob du jemandem , der sich ein bein gebrochen hat sagen würdest, nun lauf mal weltrekord......
viele denken , ja muß doch nur hingehen, man muß doch nur anrufen usw.....es geht nicht, es ist eine unlösbare angelegenheit......ich nenn dir mal von mir ein bsp, ich soll seit juli zum sozialpsychiatrsichen dienst gehen wg vieler ärgernisse, du kennst es, krankenkasse, arge etc...
der weg ist nicht weit, ich kenn die frau nicht, der normale menschenverstand sagt, die frau wird dir helfen....jetzt setzt zuerst die scham ein, das man auf so etwas angewiesen ist, dann die allgemeine problematik, hilfe anzunehmen und zum schluß war ich in meinem gedankenkarussell soweit, zu glauben, die frau wird mir nicht helfen, auch sie wird mich weiter reinreiten, im gegenteil, sie wird mich verraten.....und so ist es jetzt oktober und ich war noch nicht da, so laufen viele viele alltägliche dinge ab, kleinigkeiten, über die andere lachen.....erschwerend noch die tatsache, das man jederzeit in tränen ausbrechen kann, weil man diese ganze sch...nicht mehr erträgt und diese blöße will man sich schon gar nicht geben.......
man wartet allen ernstes, das es einfach iwi vorübergeht, man weiß, das es nicht so sein wird- der verstand weiß das alles und doch ist man unfähig, es umzusetzen....die hürde, sich mit konfliktsituationen auseinandersetzen zu müssen erscheint zu hoch, unlösbar und so läßt man es lieber gleich und es wird schlimmer und schlimmer und man weiß es alles , aber die hürde ist zu hoch und und und.......grundsätzlich geht man davon aus, das sowieso alles negativ ausgeht und so ist es nichtmal verwunderlich, das man sich so verfängt.......
bei mir war es zb mit der arbeit so, ich hab meinen beruf geliebt aber war für alle der frusteimer....endeffekt davon ist, ich hasse die menschen, ich will nie wd etwas mit menschen zu tun haben......und wenn sich jetzt jemand entsprechend verhält, bestätigt er natürlich meine negativsicht und so befindet man sich in einem ewigen zustand sich selbsterfüllender prophezeiungen........bei der arbeit ist zb wichtig, ausgeschlafen zu sein und das ist etwas, was auch hier so so viele umtreibt...man schläft vllt ein, wird wach, hat albträume, angstzustände, körperliche symptome und wenn die nacht rum ist, ist man fertig mit der welt.......
wenn ich dich lese, dann würde ich deinem partner gern sagen, wie froh er sein kann, das er jemanden wie dich gefunden hat.....davon gibt es nicht viele und du machst dich damit zu einem besonderen menschen
lg deja
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25Watt(Guest)

  • Gast
Re: Wie kann man als Partner helfen?
« Antwort #29 am: 15 Oktober 2009, 11:36:25 »

Hallo,

ich möchte etwas, dazu schreiben, aber es wird einigen vielleicht nicht gefallen, vielleicht sogar verletzen, was jedoch nicht meine Absicht ist. Ich habe den Thread verfolgt und mir sind einge Gedanken/Befürchtungen in den Sinn gekommen. Ich muss dazu sagen, dass ich selbst nicht an Depressionen leide, es mir psychisch aber alles andere als gut geht. Also mag sein, ich versteh manches wirklich nicht, weil ich nun mal eben kein Betroffener bin.

Den Partner in der Krankheit zu verstehen ist richtig und finde ich sehr, sehr gut. Ich denke auch, dass dies sehr helfen kann, um selbst nicht so schnell verletzt zu sein in der Partnerschaft. Man kann dann einige der Reaktionen besser deuten, kann sich beruhigen und sagen: okay, mein Partner ist nun mal krank und seine Äußerungen und Reaktionen sind nicht so, weil er mich nicht gern hat und nicht mit mir zusammen sein mag, sondern es ist ein Schutzmechannismus, der etwas aus der Bahn geraten ist und über sein Ziel hinausschießt.

Gleichzeitig denke ich das aber auch, dass es einfach falsch ist, wenn sich der Partner zu sehr in die Rolle eines Helfenen stürzt. Ich könnte mir vorstellen, dass die Gefahr von einer Form von Co-Abhängigkeit hoch ist. Man möchte den kranken Partner schonen, ihm lieber von Unliebsamen fernhalten, für ihn Schwieriges übernehmen, wenn er durch die Krankheit was verbockt hat, das wieder helfen grade biegen usw. Nur, um das klarzustellen: Ich finde es richtig, wenn jemand der Depressiv ist um Hilfe fragt und das auch grade bei seinem Partner, auch dort sind Schonungsideen meiner Meinung nach unangebracht. Denn der Partner *möchte* ja oft helfen. Damit das aber auch geht, und sich der Kranke öffnen kann, ist es wichtig, dass der hefende Partner gut auf seine Grenzen und eigenen Bedrüfnisse achten kann und diese auch deutlich formuliert!

Mal ein ganz banales Beispiel: Jemand möchte Hilfe beim ausfüllen eines Formulars. Kennen wir alle, ist oft schwer mit solchen Behördenangelegenheiten. Der Partner ist auch bereit zu helfen, hat aber auch eigene Bedürfnisse, hat vielleicht Hunger und möchte erst essen oder hat selbst noch was zu erledigen, was sehr dringend ist. Ich denke, es ist dann wichtig, dass der Partner, der helfen soll, sich gut abgrenzen kann. Wenn er hilft und mit Gedanken eher bei seinen wichtigen Formularen ist oder sein Magen knurrt weil er einfach Hunger hat, dann spürt der Hilfesuchende dies sofort mit seinen feinen überempfindlichen Antennen. Und dann kann das was eigentlich Sicherheit vermitteln sollte total nach hinten losgehen in eine Situation die hochgradig gefährlich erscheint.

Abgrenzungsfähigkeiten des Partners finde ich sehr sehr wichtig. Aber auch Nähe ist für eine Partnerschaft unheimlich wichtig. Wenn in der Partnerschaft Nähe fehlt, verkommt sie zu einer Bekanntschaft. Ich weiß, es kann schlimme Momente und abgrundtiefe Tage geben. Es gibt auch manchmal wochen, wo Nähe und Positives gut spürt. Nur, wenn man durch all Zeit den Partner nicht als Halt erleben kann, nicht doch immer wieder wenigestens etwas an Nähe geht, dann ist die Beziehung einfach kaputt (und vielleicht ist sie nicht mal wegen der Depression kaputt sondern wegen anderen Gründen). Keine Beziehung hält lange aus ohne dran zu zerbrechen, wenn nach tiefen Tälern und Abstürzen voller Angst und Misstrauen und Verzweilfung nicht wenigstens etwas, ein kleines Bisschen wieder geht. Wenn Tag für Tag, Monat für Monat nicht nur an der Welt, sondern vor allem an der Beziehung, der Liebe des Partners immerzu gezweifelt wird, sie nie wirklich aufleben darf, dann zerbricht sie irgendwann durch all diese permante Zurückweisung.

Ich weiß, ist recht lang geworden, danke schon mal fürs lesen. Ich hoffe, ich habe das halbwegs verständlich erklären können, was ich meine. Falls jemand der Meinung ist, ich würde total daneben liegen bitte ich um Aufklärung ;-)

Gruß.
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