Ich hab ja lange überlegt, dazu überhaupt was zu schreiben. Immerhin hab ich mich seit über 2 Jahren jetzt aus solchen Diskussionen in diesem Forum herausgehalten, was mir ganz eindeutig gut getan hat... Trotzdem, nu isses soweit, Gypsy kann ihre Klappe mal wieder nicht halten ;)
Sicher bin ich nicht der Meinung, dass an diesem Vertrag alles einwandfrei ist. Aber hier schießen doch einige mit ihren Interpretationen weit über das Ziel hinaus (meine Meinung).
Zuerst mal: Es geht um Urheberrecht, nicht um Meinungsfreiheit. Mal im "Kleinen" gedacht - stellt euch vor, jemand geht her und fängt an, Texte, die ihr z.B. hier im Forum geschrieben habt, zu kopieren und sonstwo im Internet an anderer Stelle zu veröffentlichen. Vielleicht nur Teile davon, aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht interpretiert derjenige etwas ganz anderes hinein, als ihr ursprünglich damit sagen wolltet. Oder - ein bisschen "dramatischer" - ihr habt ein tolles Foto gemacht, stellt es ins Internet, um es anderen zeigen zu können, und es kommt jemand daher, der es als "seins" ausgibt und damit hausieren geht.
Keine schöne Vorstellung, oder?
Könnte man also schon mal andersrum betrachten: Es gibt ein bisschen persönliche Sicherheit, wenn ich weiß, dass nicht jeder ungefragt meine Meinungen / Werke, die ich irgendwo öffentlich darstelle, weiterverbreiten und dabei womöglich (gewollt oder ungewollt) verdrehen darf.
Wo seid ihr in eurer Meinungsfreiheit eingeschränkt, wenn ihr euch nicht mehr der Worte / Bilder / Klänge anderer bedienen dürft? Ist das überhaupt "meine" Meinung, wenn ich dafür auf die Worte eines anderen zurückgreifen muss? Kann ich dafür keine eigenen Worte finden? Wenn das so ist, kann die Meinung doch wohl auch nicht so wichtig sein, dass sie unbedingt öffentlich geäußert werden muss...
Mal ganz abgesehen davon, dass es völlig legal und rechtskonform ist (und bleiben wird), Zitate zu verwenden, solange eine Quellenangabe dabei steht. Was tut so weh daran, dazu zu schreiben, dass das nicht meine eigenen Gedanken sind, sondern die von xyz, welche jeder an Stelle abc nachlesen kann?
Auf die persönlichen Interessen jedes einzelnen bezogen könnte man also durchaus schon mal sagen, da wird nicht die Meinungsfreiheit eingeschränkt, sondern vielleicht sogar eher die eigene Kreativität gefördert...? Weil ich mich so vielleicht "gezwungen" fühle, doch mal eigene Worte zu finden, oder statt einfach nach einem Bild zu googeln, mal anfange, selbst zu malen oder zu fotografieren. Denn es wird niemandem verboten, das, was er SELBST erschaffen hat, im Internet der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Soviel mal zu den ganzen "kleinen" persönlichen Befürchtungen, die viele User - durch die lückenhaften Informationen verständlicherweise - haben.
Aber geht es darum überhaupt? Meint ihr allen Ernstes, irgendwer interessiert sich dafür, ob ihr irgendwo mal einen Youtube-Link oder ein Zitat ohne Quellenangabe postet? Natürlich könnte theoretisch (!!) neben demjenigen, der das Urheberrecht verletzt hat und dem Internetanbieter, der ihm das ermöglicht hat, auch derjenige dafür haftbar gemacht werden, der einen entsprechenden Link unwissentlich weiter verbreitet hat. Aber wird davon irgendwer reich? Wohl kaum...
Denkt doch mal logisch...Wieviele Milliarden würde das kosten, sämtliche Links, die sämtliche Internetuser in Foren etc. posten zurückzuverfolgen, um festzustellen, ob da vielleicht ein Urheberrecht verletzt worden ist? Das macht absolut keinen Sinn und bringt niemandem etwas, schon gar nicht denjenigen, die an solchen Abkommen Interesse haben. Im übrigen sind wir hier ja auch nicht in Amiland, wo Mikrowellenhersteller verklagt werden, wenn sie nicht auf ihre Geräte drauf schreiben, dass diese NICHT zum Trocknen einer frisch gebadeten Katze geeignet sind… Bei diesem Vertrag geht es vielmehr um Dinge, wo wirklich Kohle dahinter steckt… um industrielles Knowhow, zum Bleistift.
Diese ganzen Verschwörungstheorien… „das System will uns dumm halten“ etc… da stellen sich mir wirklich die Nackenhaare auf. Natürlich mag es Dinge geben, die hinter den Kulissen diskutiert und beschlossen werden, und das mag auch nicht alles politisch korrekt sein. Aber mal ganz ehrlich - hat das irgendeinen Einfluss auf euer Leben? Ist es das, was die Welt besser oder schlechter macht?
Meiner persönlichen Meinung nach (ich sag es vorsichtshalber dazu, ich will hier niemanden angreifen, darf jeder darüber denken, was er will^^) ist das nur ein Abwälzen der Verantwortung. „Mir geht es ja ach so schlecht, weil die böse, böse Welt - und vor allem das böse, böse System^^ - ach so schlecht ist.“ Super Ausrede. Denn in dem Moment stehe ich an dem Punkt, wo ich gar nichts ändern KANN. Ich kann mich guten Gewissens in meiner Unzufriedenheit und meinem Selbstmitleid suhlen. Ich bin unschuldig dazu verdammt, in diesem Grauen auszuhalten… Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das „System“ plötzlich zum Guten ändert und ich feststellen muss, dass es mir trotzdem immer noch genauso schlecht geht, ist ja verschwindend gering - wie beruhigend.
Was wäre denn, wenn jeder einzelne, der Stunden damit verbringt, nach der nächsten Verschwörung des bösen „Systems“ zu recherchieren, diese Zeit und Energie mal darein investiert, seine eigene Welt ein Stückchen besser zu machen? Mal jemandem ein freundliches Wort zu schenken, ein Lächeln, oder sogar sich selbst was Gutes zu tun. Tja, dann könnte die Welt wohl tatsächlich besser sein… ganz ohne dass sich am „System“ etwas geändert hat. Statt auf das "große Ganze" zu schimpfen, könnte jeder einzelne in seinem Mikrokosmos anfangen, etwas anders zu machen - DAS ist die einzige Möglichkeit, irgendwann auch im Großen etwas zu verbessern!
So, und jetzt bin ich auch schon wieder ruhig. ;)
Gypsy, die jetzt vermutlich auch eins auf den Deckel kriegt *zu nubis rüberwinke*