Osterhasi,
ich finde dein angesprochenes Thema hinsichtlich des Tempos interessant und finde es dennoch tiefgreifender als ich es hier rauslese.
Das Beispiel mit der Autobahn ist sicher sehr gut, um eine parallele zum Leben aufzuzeigen.
Wie du sagst, es gibt Raser und Schleicher. Dennoch sehe ich da die Hintergründe ganz unterschiedlich.
Manche Rasen aufgrund Termindruck, Ablenkung usw. und manche schleichen genau aus denselben Gründen.
Manche Menschen fahren Ü 200 km/h, weil sie vielleicht schnell wohin müssen. Manche aus Spaß, weil sie die Geschwindigkeit lieben. Kaum jemand hat das Auto hierbei aber wirklich unter Kontrolle. Umso größer ein Auto, umso weniger merkt man das Tempo und die Straße.
Den Vergleich kann man mal mit einem kleinen alten Auto machen. Das fährt zwar nicht so schnell, aber man hat schon bei 120 km/h das Gefühl, dass es bald auseinander fällt und man vielleicht zu schnell ist.
So ist dies auch im Leben.
Es gibt Menschen, die sehr stark belastbar sind, was Stress usw. angeht.
Dann gibt es Menschen, die geraten z.B. schon an ihre Grenzen, wenn sie nur 3 Stunden am Tag arbeiten, obwohl sie denselben Gesundheitsgrad wie belastbarere Menschen an den Tag legen.
Was für manche als lässiger Tag gilt, können andere gar nicht auf Dauer durchstehen.
Hierzu gehören aber soviele Faktoren, die ein Vergleichen fast unmöglich machen.
Man sieht es z.B. auf der Arbeit. Es gibt Menschen, die machen am Tag ein Drittel von dem, was Kollegen schaffen, dennoch meinen sie, sie hätten doppelt soviel gemacht. Ist einfach eine eigene Wahrnehmung.
Dann gibt es welche, die dir sagen, sie hätten nichts geschafft an dem Tag, haben aber doppelt soviel wie andere geschafft.
Je nach Anforderung an einen selbst und das eigene Verständnis von guter Arbeit.
Auf das normale Leben bezogen ist dies vielleicht so, weil man oft nicht im Hier und Jetzt lebt. Mit den Gedanken ist man viel bei dem Erlebten oder das, was morgen ansteht.
Kaum einer schafft es, seine Zeit einfach zu genießen.
Geht es einem nicht gut, denkt man oft, das mache ich wenn es mir besser geht. Geht's einem dann besser, denkt man, das mache ich, wenn ic mehr Geld habe, hat man dann mehr Geld....
Auch werden oft kleine Pflichten gedanklich so aufgebauscht, dass sie einen nur beim Darandenken überfordern. Bei den meisten Menschen kommt aber irgendwann das schlechte Gewissen, dass es nun endlich erledigt werden muss, weil Fristen drohen o.ä. Sobald man sich dran setzt, merkt man oft, dass es doch easy war und gar nicht so schlimm wie gedacht.
Aber man belastet sich hiermit eine lange Zeit, obwohl dies unnötig ist.
Um noch mal auf dein Beispiel mit dem Autofahren zurückzukommen.
Auch Schleichen bedeutet nicht unbedingt, einen lässigen Lebensstil. Manche Menschen rasen während sie telefonieren und manche werden dabei immer langsamer.
Dann gibt's auch Menschen, die voll konzentriert rasen und den Verkehr besser im Blick haben, als die Schleicher.
Wer kennt es nicht. Man schaut in den Rückspiegel und sieht auf einmal einen rumfuchtelnden Menschen, der den Eindruck erweckt, als wolle er im eigenen Kofferraum parken. Früher verunsicherte mich dies. Doch jetzt ignorier ich dies so gut es geht (ein bisschen ist man doch nervös, schließlich braucht nur das kleinste passieren, und man ist wohl in einem schlimmen Unfall verwickelt).
Und ich bin keiner, der auf der BAB mit 80 km/h bei erlaubten 100 überholt!
Aber ich entwickelte auch hier die Einstellung, dass der sich mehr aufregt. Und der ists nicht wert, dass ich mich darüber auch aufrege und den halben Tag ärgere.
Trotzdem ärgert mich, diese Dreistigkeit, mit der die meisten Menschen einfach durchkommen.
Ich habe z.B. sehr hohe Anforderungen an mich selbst. Und sobald ich selbständig bin, wird dies auch auf meine Angestellten übergehen. Druck ist nicht mein Weg, aber Damen, die nur quatschen und einen Flüchtigkeitsfehler nach dem anderen produzieren, würde ich nicht lange dulden.
Ich finde es immer gut, wenn man untereinander ein gutes Verhältnis hat, dennoch muss auf der Arbeit die Leistung stimmen. Je nach Branche sind gute Mitarbeiter das Aushängeschild.
Dann ist man auch gerne bereit, etwas mehr als unbedingt notwendig zu zahlen. Und das wichtigste, man hat ein gutes Klima im Betrieb.
Das mit dem Zebrastreifen ist natürlich ein Schlüsselerlebnis.
Du berichtest hier soviel von solchen bildlichen Erlebnissen, dass man sich das sehr gut merken und vorstellen kann ;).
Es ist doch immer wieder interessant, wie Menschen in den unterschiedlichsten Menschen reagieren. Die Mutter in deinem Beispiel schimpfte und wurde aggressiv. Gleichzeitig kann sie die Rolle des Autofahrers einnehmen und ebenfalls aggressiv reagieren, wenn sie das Kind zu spät gesehen hätte und es einfach losgerannt wäre. Dann hätte sie die Mutter des Kindes zur besseren Vorsicht ermahnt.
Einfach, weil viele ihre eigenen Fehler in den jeweiligen Situationen nicht sehen.
Das Leben wird immer schneller.
Ich denke, es spielt hierbei auch eine wesentliche Rolle, welchen Lebensumständen man entspringt.
Ich merks ja selber. Je nachdem wie man drauf ist, fährt man z.B. auch anders. Man lässt lieber ein anderes Auto vor, wenn man Zeit hat und es einem gut geht. Ist man selbst schlecht gelaunt, winkt man kaum jemanden aus einer Seitenstraße raus.
Daher weiß ich einfach, dass es so viele unterschiedliche Hintergründe für - bleiben wir mal bei dem Beispiel Fahrweisen gibt.
Das hängt gar nicht mal mit dem Zeitdruck zusammen, sondern kann so unterschiedliche Ursachen haben, dass man dies von außen gar nicht beurteilen kann.
Es mag sein, dass man im Alltag teils gefangen ist.
Aber auch dies kommt meiner Meinung nach sehr auf die Menschen drauf an.
Mir fallen oft schöne Dinge auf, auch wenn ich im Zeitstress bin. Gestern z.B. fuhr ich um halb 6 mit dem Zug zu einem auswärtigen Termin, wobei ich natürlich noch paar Unterlagen anschauen musste. Trotzdem hielt ich einen Moment inne, und schaute mir die Nebelfelder an, die ich so auch noch nicht gesehen habe und auch der Sonnenaufgang war so phänomenal, dass er mich sofort an die Bilder, die ich von Afrika kannte, erinnerte.
Sowas macht die Arbeit eben auch leichter.
Aber ja, du hast schon Recht. Viele nehmen sowas einfach nicht wahr, sondern nur, wenn sie Urlaub haben oder rumgammeln.
Es muss aber jeder für sich entscheiden, was er möchte und welche Ansprüche er an sein Leben stellt.
Umso höher man hinaus möchte, umso mehr muss man arbeiten.
Ich will z.B. nicht nach ganz oben und mein leben wird nie von Karriere bestimmt sein.
Ich will Kinder und Haus und Garten haben. Mein Golf in der Garage reicht mir, ich brauche keinen Jaguar oder so.
Trotzdem bin ich nun mal durch meine Ausbildung in einer Position, die mir nicht erlaubt, 6 Stunden am Tag locker zu arbeiten.
Aber auch wenn ich wie im Januar - Mitte März durchschnittlich 70-90 Stunden die Woche gearbeitet habe (was zum Glück nicht so oft vorkommt), macht mir dies oft nicht soviel aus. Klar genervt, ausgelaugt, müde, leichter gereizt usw. Aber ich weiß, wofür ich es mache.
Und ich würde eingehen, wenn ich arbeitslos in einer Einzimmerwohnung rumhocken würde.
Für andere mag dies schön sein, für mich nicht.
Daher auch wieder zum Anfang meiner Antwort. Es kommt auf die Belastbarkeit einer Person an.
Es ist sicher nicht schlimm, wenn man hier eine eher niedrige Grenze hat. Man kann dann eben auch nicht alle Jobs machen und muss einfach sein leben danach gestalten. Aber jeder kann glücklich werden.
Manche Menschen halten manche für unglücklich, weil sie vielleicht 6 Tage die Woche a 14 Stunden in ihren Unternehmen hocken und bedauern diese. Diese lieben dies vielleicht aber.
Ich lese bei dir heraus, dass du deine Worte auf dein Leben beziehst und es niemanden vorschreibst, was zu tun ist. Das habe ich auch nie, dennoch wurde es so aufgefasst.
Daher finde ich deine Schreibweise sehr interessant.
Deine Beiträge sind eh immer sehr darauf bedacht, niemanden zu verletzen und alles so zu schreiben, dass sich hier sicher kaum jemanden angegriffen fühlt.
Ja, hier wird oft kritisiert, den Zeigefinger zu erheben. Du scheinst sehr bedacht darauf zu sein, dies zu unterlassen und alles in kleine Geschichten einzubetten, welche du aus deinem Leben stammend bezeichnest und dies dann sehr sehr allgemein beschreibst.
Aber auch deine Dialoge mit Frischluft und die Formulierungen fand ich sehr sehr interessant.
Da habe ich schon seit langem eine Vermutung, aber das erzähl ich vielleicht später ;).